Historical Lords & Ladies Band 40
wollte. Das ist also der Grund für das rosa Gazekleid mit der Satinschleife und den Rosenknospen, dachte sie, als Dorothy es ihrem Portemanteau entnahm und ausschüttelte.
„Es ist sehr zerknittert“, stellte sie fest. „Soll ich ein Hausmädchen bitten, es zu bügeln? Außerdem können wir uns heißes Wasser und Handtücher bringen lassen. Nach der ganzen Reiserei habe ich das Gefühl, schmutzig zu sein.“
Anderthalb Stunden später standen alle vier in der kleinen Kirche, während der Geistliche den Gottesdienst abhielt.
Helen, die von den Worten des Ehegelöbnisses sehr gerührt war, weinte. Die scheuen Antworten des jungen Paares bewirkten, dass sie sich nach der Art Liebe sehnte, die die beiden miteinander verband.
Der Anblick überraschte Duncan. Die abweisende, hochmütige und kühle Miss Sadler, die Tränen vergoss, wirkte plötzlich nicht mehr abweisend, hochmütig oder gar kühl. Er hob schon die Hand, um nach der ihren zu greifen, überlegte es sich aber dann anders und ließ sie wieder sinken.
„Und nun erkläre ich Sie zu Mann und Frau.“ Die Stimme des Priesters rief ihn in die Wirklichkeit zurück. Mann und Frau! Duncan Blair und Helen Sadler! Konnte das gut gehen? Dabei wusste er nicht einmal, ob das ihr richtiger Name war? Sie stammte nicht aus guter Familie und war keine Aristokratin – also keine Frau, die sein Vater akzeptieren würde. Miss Sadler war eine Lügnerin, vielleicht sogar eine Diebin. War das wichtig für ihn? Nein, beantwortete er sich selbst diese Frage. Für ihn war einzig und allein wichtig, dass er sie liebte.
Helen wischte sich mit dem Handrücken die Tränen ab, eilte zu Dorothy und umarmte sie. „Ich freue mich ja so für Sie“, rief sie. „Möge Ihnen alles Glück der Welt beschieden sein.“
„Auf keinen Fall“, wehrte Duncan ab. „Ein bisschen davon sollte für uns übrig bleiben.“
„Oh, ja!“ Dorothy strahlte. „Ich wünsche Ihnen beiden auch viel Glück.“
Duncan hätte Helen am liebsten auf der Stelle gebeten, seine Frau zu werden, wenn er nicht gewusst hätte, dass sie ihn in ihrer jetzigen Stimmung abweisen würde.
„Begleiten Sie uns ins Hotel zurück“, bat Tom. „In einem Privatsalon wurde ein Hochzeitsfrühstück nur für uns vier angerichtet.“
„Aber wir würden gewiss stören“, erwiderte Helen. „Bestimmt wollen Sie jetzt allein sein.“
„Nein, nein, dazu haben wir noch unser ganzes Leben Zeit.“
Dorothys Worte amüsierten Duncan. Nachdem sich der Herzenswunsch des Mädchens erfüllt hatte, ängstigte es sich jetzt vor dem, was folgen würde. Helen würde sich nicht ängstigen, das hatte ihm ihre Reaktion auf seinen Kuss gezeigt. Unter der kühlen Fassade brannte ein Feuer, das er noch nicht kannte.
„Vielleicht erinnern Sie sich daran, dass Sie uns am Frühstücken gehindert haben“, sagte er lachend zu Tom. „Miss Sadler und ich haben seit dem Supper gestern Abend nichts gegessen, und was mich betrifft, so bin ich sehr hungrig.“
Helen ging schweigend mit den anderen ins Hotel zurück. Die Kutsche nach Glasgow war ohne sie abgefahren. Es blieb ihnen nichts anderes übrig, als auf die nächste zu warten, in der es noch freie Plätze gab.
Sie brachten gerade einen Toast auf die Neuvermählten aus, als draußen Unruhe entstand, die die Ankunft einer außerplanmäßigen Kutsche ankündigte. Eine laute Stimme erklang: „Wo sind sie?“ Einen Augenblick später wurde die Tür aufgerissen, und ein großer grauhaariger Mann stand auf der Schwelle.
Dorothy, die mit dem Rücken zur Tür gesessen hatte, drehte sich um. „Papa!“
Er kam herein und näherte sich dem Quartett. „Was ist dir nur eingefallen, Kind? Deine arme Mama ist außer sich, und ich musste wichtige Verhandlungen im Stich lassen, um hinter dir herzujagen. Hoffentlich ist es noch nicht zu spät. Wenn diese Eskapade bekannt wird, wird dich niemand mehr haben wollen. Und was diesen Taugenichts betrifft …“ Er deutete auf Tom. „Ich hätte gute Lust, Sie mit der Peitsche zu traktieren. Verschwinden Sie aus dem Leben meiner Tochter. Wir müssen uns eine Geschichte ausdenken. Dorothy hat ihre Tante Sophia besucht. Ja, das müsste genügen.“
„Tante Sophia ist nicht zu Hause“, sagte Dorothy, als ob das das Wichtigste wäre. „Wir waren dort.“
Er starrte sie erstaunt an. „Warum das?“
„Wir wollten bei ihr auf dich warten, weil wir dachten, sie würde uns helfen, dich zu überreden, deine Meinung zu ändern.“
„Einen derartigen
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