Historical Lords & Ladies Band 40
selbst verabscheute. „Wenn ich nicht Geld gebraucht hätte, hätte ich mich niemals davon getrennt. Ich dachte fälschlicherweise, mein Geld würde bis Glasgow reichen, aber …“
„Sie konnten Ihre Rechnung nicht mehr bezahlen?“
„Nein.“
Er kniete neben ihren Stuhl und umschloss ihre Hände mit den seinen. „Meine Liebe, das tut mir unendlich leid. Warum haben Sie mir nichts von Ihren Schwierigkeiten erzählt? Ich hätte Ihnen doch Geld geben können. Es wäre nicht nötig gewesen, Ihren kostbarsten Besitz zu verkaufen.“
„Ich habe noch den Verlobungsring meiner Mutter. Wenn mich allerdings in Glasgow niemand abholt, muss ich mich auch davon trennen.“
„Nein, das müssen Sie nicht.“ Er legte ihr die Brosche in die Handfläche und schloss ihre Finger darüber. „Nehmen Sie sie zurück, meine Liebe, mit meinen besten Wünschen.“
Sie stieß ein raues Lachen aus. „Und wie soll ich dafür bezahlen. Mit einem weiteren Kuss? Oder mehr?“ Sie legte die Brosche wieder auf den Tisch. „Nein, Captain Blair, der Preis ist mir zu hoch.“
„Sie kennen den Preis doch noch gar nicht“, erwiderte er lächelnd.
Helen seufzte. „Ich bin sicher, dass Sie ihn mir nennen.“
„Glauben Sie, bei Ihrer neuen Familie glücklich zu werden? Handelt es sich um die Stellung einer Gouvernante oder Gesellschafterin?“
„Das weiß ich erst, wenn ich dort bin. Die Angelegenheit wurde für mich arrangiert.“
„Gütiger Himmel!“ Er vermochte seine Bewunderung für ihren Mut nicht zu unterdrücken. Dass sie jetzt die Wahrheit sprach, daran zweifelte er nicht. „Ich denke, Sie sind zu jung für eine Gouvernante oder Gesellschafterin …“
Helen wollte ihn schon erneut in seine Schranken verweisen, überlegte es sich dann aber anders. „Ich bin vierundzwanzig und schon fast eine alter Jungfer.“
„Aber das ist doch Unsinn!“ Duncan war erstaunt, da er sie höchstens auf neunzehn oder zwanzig geschätzt hatte. „Warum ist ein so schönes Mädchen wie Sie noch nicht verheiratet?“
„Weil dieser Zustand meinen Wünschen entspricht.“
„Dann wartet in Schottland kein ungeduldiger Bräutigam auf Sie?“
„Natürlich nicht.“
„Wie müsste denn der Mann sein, dem Sie Ihre Hand reichen würden?“, fuhr er fort. „Natürlich sollte er einen Titel und Vermögen haben, damit Sie nie mehr Ihren Schmuck verkaufen müssen.“
„Reichtum wäre nicht wichtig“, versicherte Helen, die sich wunderte, worauf er mit seinen Fragen wohl hinauswollte. „Ich mag arm sein, bin aber nicht käuflich. Liebe und Treue bedeuten für mich mehr als eine gesellschaftliche Stellung. Ich könnte keinen Mann heiraten, den ich nicht liebe und der mich nicht liebt. Meine Eltern haben sich sehr geliebt. Mein Vater war untröstlich, als meine Mutter starb. Nach ihrem Tod war er völlig verändert.“
„Und jetzt sind Sie ganz allein?“
„Ja, aber nicht so hilflos, wie Sie glauben, Captain.“
„Ich halte Sie nicht für hilflos, Miss Sadler. Was werden Sie tun, wenn Ihr Missgeschick bekannt wird?“
„Missgeschick? So nennen Sie das also. Wie sollte denn etwas davon bekannt werden?“
„Es genügt, wenn Dorothy und Tom, sobald sie wieder in London sind, auch nur andeutungsweise darüber reden.“
„Captain, wir sind von London sehr weit entfernt. Zudem kann ich mir nicht vorstellen, dass meine Freunde und Bekannten sich noch für mein Verhalten interessieren. Und was mich selbst betrifft, so habe ich ein reines Gewissen.“
„Trotzdem …“ Er machte eine Pause und ergriff ihre Hand. „Wir könnten heiraten. Hier und heute.“
Helen schaute ihn fassungslos an. Wenn er sie unter anderen Umständen gefragt hätte, wenn sie eine Mitgift zu bieten hätte, wenn ihr Vater nicht Selbstmord begangen hätte, wenn er ihr seine Liebe gestanden hätte, hätte sie vielleicht ja gesagt, weil sie ihn liebte.
„Captain, haben Sie den Verstand verloren? Wir sind uns völlig fremd. Sie wissen nichts von mir, und ich weiß nichts von Ihnen, und so wird es auch bleiben.“ Sie stand auf, bevor sie weiterredete. „Ich werde mich jetzt erkundigen, ob heute noch eine Kutsche nach Glasgow fährt. Je eher wir dort eintreffen, desto schneller können Sie Ihre selbst gewählte Rolle als mein Beschützer aufgeben.“
„Oh, aber ich weiß sehr viel von Ihnen“, sagte er, obwohl sie sich bereits entfernte. „Sie haben mir sehr oft Ihr wahres Ich verraten. Sie haben Anteilnahme für Ihre Mitmenschen und deren Sorgen gezeigt.
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