Historical Lords & Ladies Band 40
geschenkt hatte und dann im Wochenbett bei der Geburt einer toten Tochter gestorben war.
Duncan war zehn, sein Bruder fünfzehn, als ihr Vater vom Tod seines Vaters, seines älteren Bruders sowie der sich daraus ergebenden Folge erfahren hatte, dass er der Earl of Strathrowan geworden war. Schon kurz nach der Rückkehr aus Indien hatte Duncan Killearn mit seinen Bergen und Tälern lieben gelernt. Die Liebe zu diesem Land war ihm sogar nach der Affäre mit Arabella, die ihn weggetrieben hatte, geblieben.
Der Captain erinnerte sich nur vage an Lord Sanghurst, der Indien zwei oder drei Jahre vor ihnen verlassen hatte, hatte jedoch von ihm gehört. Er hatte zu den Freunden des Prinzregenten gezählt, war jedoch in Ungnade gefallen, als George König geworden war. Außerdem hatte er den Ruf gehabt, ein unverbesserlicher Spieler zu sein.
Duncans Vater, der ihn einst als Freund betrachtet hatte, hatte vor langer Zeit aufgehört, zu ihm zu stehen. Sanghurst würde das Leben seiner Tochter ruinieren, wenn ihm niemand Einhalt gebiete, hatte er erklärt. Doch solange die Leute ihm weiterhin Geld liehen, würde er nie aufhören zu spielen. Am Ende hätte er den Ausweg eines Feiglings gewählt und sich selbst erschossen. Darüber hatte man sogar in der Wiener Gesellschaft geredet. Die arme Helen – kein Wunder, dass sie das Glücksspiel verabscheute.
„Wir werden heiraten“, wiederholte er ein um das andere Mal, ohne zu wissen, ob sie ihn verstand. „Ich verspreche dir, nie wieder zu spielen oder zu wetten. Zwar bin ich nur ein zweiter Sohn, verfüge aber über eine annehmbare Leibrente von meiner Großmutter mütterlicherseits. Dazu kommt noch mein Sold als Captain. Ich könnte auch dem Diplomatischen Corps beitreten. Man sagt mir nach, dass ich ein guter Unterhändler bin.“ Fast ohne Luft zu holen, sprach er weiter, in dem Bestreben, eine Antwort zu erhalten. Sie sollte irgendetwas äußern, um ihm zu zeigen, dass sie bei Bewusstsein war. Da sie schon seit einiger Zeit keinen Ton mehr von sich gegeben hatte, hatte er Angst …
Helen vernahm zuerst nur eine Stimme, die in eindringlichem Ton auf sie einredete. Andere Geräusche folgten, Hundegebell, Pferdewiehern und weitere Stimmen. Was immer sie warm gehalten hatte, war plötzlich verschwunden. Eisige Luft strich über ihr Gesicht, und sie wurde hochgehoben.
Als sie leise stöhnte, hörte sie jemanden klar und deutlich sagen: „Dem Himmel sei Dank, sie lebt.“ Sie seufzte zufrieden und schlief ein, wobei diesmal niemand versuchte, sie wachzurütteln.
Als Helen erwachte, lag sie in einem Bett. Zuerst dachte sie, einen Albtraum erlebt zu haben. Bald würde Daisy kommen und ihr Schokolade und heißes Wasser bringen. Sie drehte ihr Gesicht dem Licht zu. Die Vorhänge waren zurückgezogen. Sonnenschein erfüllte den Raum.
Doch die Vorhänge waren ihr nicht vertraut. Auch das Zimmer war anders als das ihre. Es war geräumig, mit einem riesigen Himmelbett, in dem sie fast verschwand, einem großen Schrank, mehreren Truhen und einem hohen Spiegel. Im Kamin brannte ein Feuer. In ihrem Blickfeld erschien ein fein geschnittenes Gesicht, das von goldblonden Locken umrahmt war. „Wer sind Sie? Wo bin ich?“, fragte Helen.
„Ich bin Margaret Blair … für Sie Margaret, und Sie sind sicher zu Hause.“
Helens Herz begann wie wild zu klopfen. Es war kein Traum, es war Wirklichkeit. Captain Blair hatte sie in Sicherheit gebracht. „Margaret Blair?“, wiederholte sie. „Sind Sie Captain Blairs Frau?“
Margaret lachte. „Nein. Ich bin Margaret Blair, Viscountess Everton, seine Schwägerin. Hat er Ihnen nicht gesagt, dass er unverheiratet ist?“
„Ach ja, ich erinnere mich.“ Der Captain hatte sie gebeten, seine Frau zu werden, und sie hatte abgelehnt. Doch das war, bevor sie ihm alles gestanden hatte. „Er hat mir das Leben gerettet, nicht wahr?“
„Ja, er und der alte Hamish McFaddern, der sich während des Schneesturmes zu uns durchkämpfte und den Viscount, meinen Mann, sowie einige Diener mit einem Pferd und Schlitten zu dem Ort führte, wo er Sie verlassen hatte – nur ein halbes Dutzend Meilen von hier entfernt.“
„Wie lange liege ich schon hier im Bett?“
„Drei Wochen.“
„So lang?“, fragte Helen überrascht, dass drei Wochen spurlos aus ihrem Leben verschwunden waren. „Wann, meinen Sie, kann ich aufstehen?“
„Sobald Sie sich kräftig genug fühlen.“
Helen richtete sich auf die Ellbogen auf. „Ich muss nach Killearn zu Lord
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