Historical Lords & Ladies Band 40
nicht so halsstarrig sein.“
„Ich bin froh, dass er es seinerzeit war.“
„Wie du bereits erwähnt hast, sind wir beide inzwischen erwachsen geworden. Wir lassen uns nicht mehr so leicht von dem beeinflussen, was andere von uns erwarten. James ist tot.“
„Ich weiß, und das tut mir sehr leid.“
„Nun, mir nicht.“
„Das meinst du nicht ernst.“
„Oh doch. Ich wünschte, du hättest ihn bei eurem Zweikampf getötet. Dann hätten wir nicht so viele Jahre vergeudet.“
„Sie waren nicht vergeudet. Ich bedaure nur, dass James und ich uns überworfen haben.“
Während sie weitertanzten, trat in seine Augen ein abwesender Ausdruck, als ob er sich in die Vergangenheit zurückversetzt fühlte. Er war wieder der einsame zehnjährige Junge, der über die Hügel und Moore seiner neuen Heimat wanderte. Es war kaum überraschend, dass er und James, der auf dem Nachbargut lebte und im selben Alter war, Freunde wurden. Sie gingen zusammen zum Fischen und Jagen, besuchten dieselbe Schule, nahmen später an gesellschaftlichen Veranstaltungen in Glasgow oder Edinburgh teil, flirteten mit jungen Debütantinnen und tauschten ihre Erfahrungen aus.
Als Duncan sich mit achtzehn in Arabella verliebte, hatte er James vernachlässigt und sich einzig um sie gekümmert. Die ältere Generation hatte mit einiger Belustigung darauf gewartet, dass das Feuer erlöschen würde. Als das nicht geschah, hatte der Earl für Duncan ein Offizierspatent im Leibregiment des Prince of Wales beschafft und ihn weggeschickt. Duncan hatte eingesehen, dass er zu jung war, um an eine Heirat zu denken. James hatte ihm und Arabella zu ein paar Minuten Alleinsein verholfen, damit sie sich ungestört verabschieden konnten. Ihre Trennung war von ihrer Seite aus tränenreich verlaufen. Doch sie hatte ihm unter Küssen versichert: „Auch wenn man mich in einen Turm sperrt, werde ich niemanden außer dir heiraten.“
„Dann werde ich diesen Turm erklettern, um dich zu erreichen“, hatte er mit der Zuversicht eines unerfahrenen Achtzehnjährigen erwidert, der nicht daran gewöhnt war, dass sich ihm unüberwindbare Hindernisse in den Weg stellen könnten.
Er wäre nicht so ruhig gewesen, wenn er geahnt hätte, dass der Krieg sich Jahre hinziehen würde. Während dieser Zeit hatte er ihr jede Woche mindestens einmal geschrieben. Ihre Antworten hatte er während der Feuerpausen immer wieder gelesen.
Als der Feldzug ihn nach Spanien und dann über die Berge nach Frankreich führte, waren ihre Briefe seltener geworden. An Arabellas Treue hatte er keinen Augenblick gezweifelt.
Nachdem er in den letzten Tagen der Kämpfe eine Kopfwunde davongetragen hatte, war er auf einem Schiff heimgefahren – heim zu Arabella, die in ihrem Fantasieturm auf die Rückkehr ihres Liebsten wartete. Doch diese Szene hatte ihm nur seine Fantasie vorgespiegelt.
Arabella hatte ihm weiterhin schriftlich ihre Treue versichert, obwohl sie schon seit drei Jahren mit James verheiratet war. Ausgerechnet mit James, dem Freund seit seiner Kinderzeit, der genau über seine Gefühle Bescheid wusste. Duncan hatte ihn zum Duell gefordert, was sein Vater glücklicherweise verhindert hatte, bevor bleibender Schaden entstehen konnte.
„Du warst den Verlust von James’ Freundschaft nicht wert“, sagte er. „Und das Letzte, was ich mir wünschen würde, wäre von vorn zu beginnen.“ Er lächelte, während er sprach, sodass niemand, der ihn beobachtete, auf die Idee kommen konnte, dass sie in einem Streit begriffen waren.
Helen, die den Anblick der beiden nicht ertragen konnte, wandte sich ab. Sie setzte sich auf einen Stuhl, der halb hinter einer Topfpalme verborgen war, wurde aber schnell von Andrew entdeckt, der sie zum Tanz aufforderte. Ihren Protest, dass sie in Trauer sei, wischte er zur Seite. Er tanzte gut, und doch wünschte sie, dass es Duncan wäre, der sie in den Armen hielt. Helen lächelte, obwohl ihr das Herz wehtat.
Jede Hoffnung, Duncan hätte seine erste Liebe vergessen und würde seinen Antrag wiederholen, war geschwunden. Als die Gesellschaft spät in der Nacht endete, hatte sie den Entschluss gefasst, wegzugehen.
Während der nächsten Tage beobachtete sie das Wetter und wartete darauf, dass die Straßen frei würden, sodass sie ihre Flucht planen konnte. Doch es taute nicht, und je länger sie blieb, desto fester wurde sie in das Leben der Blairs einbezogen.
Sie liebte die Menschen, liebte es, das Schloss zu erforschen, entdeckte begeistert verborgene
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