Historical Lords & Ladies Band 40
Winkel und blickte zu den Bergen empor, die gen Himmel ragten. Es würde schwer sein, das alles zu verlassen, und doch blieb ihr nichts anderes übrig. Früher oder später würde Duncan Arabella heiraten, und sie wusste, dass sie es nicht ertragen könnte, hier zu sein, wenn er seine Braut heimführte.
In der zweiten Februarwoche wachte Helen auf, weil Wasser von der Dachrinne tropfte. Sie schlüpfte aus dem Bett, lief zum Fenster, zog die Vorhänge zurück und blickte hinaus. Unten im Garten erschienen ein paar schwarze Äste und Zweige über der Schneedecke. Die Diener hatten die Wege bereits freigeschaufelt. Das Tauwetter hatte eingesetzt. Es war an der Zeit, ans Weggehen zu denken.
Eines Morgens kam Margaret vor dem Frühstück in ihr Zimmer und berichtete, dass ein Mann in einer Mietkutsche den weiten Weg aus London gekommen sei, um Helen zu sehen. „Sein Name ist Benstead“, sagte sie. „Willst du ihn empfangen?“
„Mr Benstead“, wiederholte Helen. „Du meine Güte, er war Papas Anwalt. Was mag er von mir wollen?“
„Komm nach unten, dann wirst du es erfahren. Bitte beeile dich. Ich sterbe vor Neugier.“
Helen war nicht weniger neugierig als Margaret. Flora brachte ihr heißes Wasser und Handtücher, bevor sie ihr Kleid herauslegte – inzwischen Halbtrauer – lila Satin über einem weißen Unterkleid. Eine halbe Stunde später ging Helen nach unten. Im Empfangssalon stand der Anwalt am Fenster und blickte hinaus. Er drehte sich um, als er das Rascheln von Seide hörte. „Miss Sanghurst, Ihr Diener.“ Er verbeugte sich ein wenig steif. „Ich hoffe, es geht Ihnen gut.“
„Sehr gut, Sir. Was führt Sie her? Die Reise muss ja schrecklich gewesen sein.“
„In England war der Winter nicht so streng, und mir wurde erst nach dem Überqueren der schottischen Grenze klar, wie kalt es hier ist. Ich bin so schnell wie möglich hergekommen, um Ihnen die gute Nachricht zu überbringen. Das Handelsschiff mit der Fracht Ihres Vaters ist sicher im Hafen gelandet.“
„Welche Fracht?“, fragte Helen verwirrt.
„Erinnern Sie sich nicht mehr daran, dass er sagte, alles würde gut werden, wenn das Schiff käme. Nun, das ist geschehen. Es brachte eine Ladung von Gewürzen und Seidenstoffen aus dem Orient mit, nach denen eine große Nachfrage besteht. Ich war in der Lage, alles mit beträchtlichem Gewinn zu verkaufen. Die Schulden Lord Sanghursts sind bezahlt, und es ist ein Überschuss geblieben, der Ihnen gehört.“ Er lächelte. „Jetzt bringen Sie also eine anständige Mitgift mit.“
Es dauerte ein paar Sekunden, bevor Helen die Bedeutung dieser Neuigkeit aufging. „Ich danke Ihnen, dass Sie den weiten Weg nicht gescheut haben, nur um mich von meinem Glück zu informieren“, sagte sie so ernst, dass er schon beinahe zweifelte, ob sie sich überhaupt freute. „Kann ich über das Geld nach Belieben verfügen?“
„Wenn Ihr Vormund seine Zustimmung erteilt. Dem Testament Ihres Vaters zufolge hat Seine Lordschaft bei jeder Ihrer Entscheidungen das letzte Wort – bis Sie heiraten, oder, falls Sie das nicht tun, bis zu Ihrem dreißigsten Geburtstag.“
„Genügt das Geld, um eine Rente zu kaufen?“
„Ja, aber wozu brauchen Sie die?“
„Ich möchte irgendwo anders allein leben.“
„Miss Sanghurst, Sie überraschen mich. Hat man Sie hier nicht gut behandelt? Von Lady Everton gewann ich den Eindruck, dass man Sie als Mitglied der Familie betrachtet.“
„Das stimmt, niemand könnte freundlicher sein, und genau das belastet mich. Ich fühle mich zu abhängig und würde gern mit Daisy zusammen ein geruhsames Leben führen. Denken Sie, sie würde zu mir kommen?“
„Dessen bin ich sicher. Ich verstehe nur nicht, warum das nötig sein soll.“
„Ich habe private Gründe, Mr Benstead. Wäre es Ihnen wohl möglich, im Lake Distrikt, vielleicht in Ambleside, ein Cottage für mich zu mieten?“
„Natürlich, aber zuerst muss ich mit Seiner Lordschaft sprechen.“ Er schaute sie an und versuchte in ihrem Gesicht zu lesen. Offenbar war sie nicht glücklich. An ihrer luxuriösen Umgebung lag das sicher nicht. Er konnte nur annehmen, dass ein Mann an ihrem traurigen Augenausdruck schuld war.
Lady Everton hatte ihm bei einem kurzen Gespräch erzählt, dass Captain Blair Miss Sanghurst auf der Reise getroffen und unter schlimmen Wetterbedingungen nach Killearn gebracht hatte. Als Folge davon war sie krank gewesen, inzwischen aber völlig genesen. Er musste herausfinden, ob der junge
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