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Historical Lords & Ladies Band 40

Historical Lords & Ladies Band 40

Titel: Historical Lords & Ladies Band 40 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Nichols , Anne Ashley
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die kleine Emily ein Weilchen nehmen? Dann haben Sie etwas Ruhe.“
    Helen bekam das Baby ausgehändigt, lehnte sich in die Polster zurück und schaukelte es sanft, worauf sein Schluchzen verstummte und es zur allgemeinen Erleichterung einschlief.
    „Vielen Dank“, flüsterte die Mutter lächelnd, „Sie können gut mit Kindern umgehen. Haben Sie selbst welche?“
    „Gütiger Himmel, nein. Ich bin unverheiratet.“
    „Bitte entschuldigen Sie. Ich dachte …“ Sie blickte verwirrt den Captain und dann wieder Helen an. „Wohin reisen Sie?“
    „Nach Schottland.“
    Im Gegensatz zu Miss Sadler amüsierte sich Duncan über diesen Irrtum. Der Art nach zu schließen, wie sie das Kind beruhigt hatte, war sie möglicherweise eine Gouvernante oder eine Nurse. Andererseits wirkte sie nicht wie eine Bedienstete. Sie schien mehr daran gewöhnt zu sein, Befehle zu erteilen, als sie zu befolgen. Ihr Verhalten drückte eine Mischung aus Herrschsucht und Fürsorglichkeit aus.
    Etwas Ähnliches erlebte man oft bei weiblichen Dienstboten, die das Benehmen ihrer Herrinnen imitierten. Aber traf das wirklich auch auf Miss Sadler zu? Er war mehr denn je davon überzeugt, dass ein Rätsel sie umgab, und das machte ihn neugierig.
    In Redbourn verabschiedete sich der hustende Mann von ihnen. Sie passierten Hockliffe und hielten sechs Meilen weiter im „Swan“ in Little Brickhill an. Da sich hier einige Kutschenlinien kreuzten, wimmelte es im Hof von Menschen und Pferden.
    Die junge Mutter stieg aus und nahm Helen das schlafende Baby ab. „Vielen Dank, Miss Sadler. Meine Eltern leben hier in der Nähe, und mein Vater holt mich ab. Ich wünsche Ihnen eine gute Reise.“
    Helen bedauerte ihr Gehen, und da es beinahe Zeit zum Abendessen war, überlegte sie, ob sie hier ihre Fahrt unterbrechen sollte. Sie verließ die Kutsche, wobei sie merkte, dass der Captain sie beobachtete, ohne selbst auszusteigen, und ging in das Gasthaus. Helen war noch nie in einem Gasthof gewesen, auch nicht mit ihren Eltern. Nach ihrer Rückkehr aus Indien hatten sie kaum je ihr Londoner Haus verlassen. Bis zum Tode ihrer Mutter hatten sie zwar jedes Jahr einige Zeit auf ihrem Landsitz in Huntingdonshire verbracht. Doch dorthin gelangte man innerhalb eines Tages.
    Die Aussicht auf eine ganze Nacht in der schwankenden Kutsche war mehr, als sie ertragen konnte, und bestärkte sie in ihrem Entschluss. „Ist es möglich, heute Nacht hierzubleiben?“, fragte sie den Mann, der in der kleinen Schankstube die Tische säuberte. „Ich brauche ein Privatzimmer.“
    Er schaute sie von oben bis unten an. Ihrem Ton nach zu schließen war sie gesellschaftlich höher gestellt und reiste allein. Mit einer so unkonventionellen Person wollte er möglichst wenig zu tun haben. „Es gibt keine Privatzimmer, Miss“, erwiderte er. „Wenn Sie allerdings eines teilen wollen …“
    „Nein, vielen Dank.“ Helen drehte sie sich um und ging hinaus.
    Der Kutschenbegleiter hielt bereits nach ihr Ausschau. „Kommen Sie, Miss, Sie wollen uns doch nicht erneut aufhalten.“ Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, schob er sie ohne viel Federlesen neben den höchlichst amüsierten Captain in die Kutsche. Helen war wütend, doch bevor sie protestieren konnte, waren sie schon wieder unterwegs.
    Jetzt saß ihr ein junger Geck in einer langen Jacke aus weichem Rindleder mit riesigen Metallknöpfen und einer grün-weiß gestreiften Weste gegenüber. Dazu trug er einen hohen Hut, an dem eine lange Feder befestigt war. Die beiden anderen Plätze nahm ein dickes Paar in mittleren Jahren ein.
    „Schon wieder verspätet“, beklagte sich die Frau. „Diese Kutschen scheinen niemals pünktlich zu sein.“
    „Es sind doch nur fünf Minuten, Liebste. Diese Zeit werden wir bestimmt einholen“, beruhigte sie ihr Ehemann.
    Helen merkte, dass man sie für die Verzögerung verantwortlich machte. „Es tut mir leid“, sagte sie. „Ich hoffte, hierbleiben zu können. Aber sie hatten keine Privatzimmer.“
    „In Northampton gibt es Zimmer. Dort übernachten gewöhnlich die Passagiere“, erklärte der Anwalt.
    „Hoffentlich kommen wir nicht allzu spät an“, sagte der junge Mann. „Ich muss mir einen Wagen mieten, der mich nach Hause bringt, und des Nachts …“ Er verstummte und lächelte Helen an. „Sie werden nicht zufällig dort abgeholt, oder?“
    „Nein.“
    „Schade. Dann hätte ich Sie nämlich um eine Mitfahrgelegenheit gebeten.“
    „Werden Sie nicht erwartet?“, fragte Duncan,

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