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Historical Lords & Ladies Band 40

Historical Lords & Ladies Band 40

Titel: Historical Lords & Ladies Band 40 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Nichols , Anne Ashley
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der merkwürdigerweise froh war, dass die hübsche Miss Sadler mit diesem Tunichtgut nicht allein in einem Wagen saß.
    „Nein. Mein Vater ahnt nicht, dass ich aus Cambridge nach Hause komme.“
    „Dann wurden Sie vermutlich vorübergehend relegiert.“
    „Es war nur ein Scherz, Sir. Ich war in der Stadt, habe ein bisschen was getrunken, kletterte in das falsche Fenster und schon war ich für den Rest des Semesters draußen.“
    „Verantwortungsloser Bursche“, warf die Frau ein. „Vergeuden Sie so die Möglichkeiten, die Ihnen geboten werden?“
    „Es war nicht meine Idee, die Universität zu besuchen“, erwiderte er. „Papa hat darauf bestanden. Bücher sind nicht meine Sache …“
    „Offensichtlich nicht“, sagte sie verächtlich.
    Der junge Mann wollte schon protestieren, überlegte es sich dann aber anders und starrte aus dem Fenster. Helen lehnte sich in die Polster zurück und schloss die Augen. Die Luft war stickig. Ihre Glieder waren verkrampft, und sie sehnte sich nach einem bequemen Bett.
    Der Captain fand inzwischen seine Theorie, dass Helen nach Gretna Green fahren und heiraten wollte, nicht mehr glaubwürdig. Seltsamerweise war er erleichtert, dass weder der hustende Mann noch der junge Student das Objekt ihrer Zuneigung war. Seiner Meinung nach brauchte sie einen erwachsenen Mann von Welt wie ihn selbst, der ihre Impulsivität im Zaum hielt.
    Andererseits war er der letzte, der ihr sagen konnte, wen sie als Ehemann wählen sollte. Was verstand er schon von Frauen? Er hatte seit Jahren vermieden, etwas mit ihnen zu tun zu haben, war allerdings sicher, dass er über kurz oder lang den ständigen Forderungen seines Vaters nachgeben, eine nette junge Dame mit ansprechender Mitgift zur Frau nehmen und eine Familie gründen musste. Aber dazu war er noch nicht bereit.
    Ein paar Minuten später spürte er ein Gewicht auf seinem Arm und ihm wurde klar, dass seine Nachbarin eingeschlafen war und sich gegen ihn lehnte. Er zog vorsichtig den Arm zurück und legte ihn ihr um die Schultern. Mit einem zufriedenen Seufzer schmiegte sie den Kopf an seine Brust. Er lächelte, als ihm der Duft ihrer Haare in die Nase stieg. Obwohl es nach einiger Zeit in seinem Arm prickelte und wie Nadeln stach, ließ er sie schlafen.
    Erst spät am Abend erreichten sie den Gasthof „Angel“ in Northampton, wo nicht nur die Pferde gewechselt, sondern auch Kutscher und Begleiter ausgetauscht wurden. Helen rührte sich, während sie in den Hof einbogen. Sie richtete sich schlaftrunken auf und rückte ihren Hut zurecht. Als sie merkte, dass sie im Arm des Captain geschlafen hatte, erschrak sie. Vor lauter Eile, die Kutsche zu verlassen und seiner Nähe zu entfliehen, stolperte sie fast über ihre eigenen Füße.
    Da die anderen Passagiere ihr folgten, verlor sie ihn zu ihrer Erleichterung aus den Augen. Er hatte bereits seine Absicht kundgetan, die Nacht durchzufahren, sodass sie ihn nicht mehr sehen würde. Auch wenn er ein Offizier war, ein Gentleman war er nicht, sonst hätte er ihren Schlaf nicht ausgenutzt.
    Der Kutscher sowie der Begleiter wünschten den Passagieren eine gute Reise. Helen folgte dem Beispiel der anderen und reichte beiden ein Trinkgeld.
    „Vielen Dank, Miss“, sagte der Kutschenbegleiter. „In einer Stunde geht es weiter.“
    „Oh, ich denke, ich werde hier übernachten und morgen früh die nächste Kutsche nehmen.“
    „Aber Sie haben für die ganze Fahrt bezahlt.“
    „Ich weiß.“
    „Jetzt wollen Sie mich vermutlich bitten, Ihnen das Geld zurückzuzahlen.“
    „Ist das möglich?“
    Sie blickte ihn so hoffnungsvoll an, dass er lächelte. „Ja, Miss, das liegt in meinem Ermessen.“ Er holte aus der Ledertasche, die er über der Schulter trug, sieben Pfund heraus und drückte ihr das Geld in die Hand. „Für den Fall, dass Sie erneut übernachten wollen, sollten Sie Ihre Fahrkarte immer streckenweise bezahlen“, riet er. „Viel Glück! Und lassen Sie sich nicht von dem Captain einschüchtern“, setzte er augenzwinkernd hinzu. „Sie müssen ihm die Stirn bieten, Miss.“
    Helen floh zur Tür des Gasthofes, wo sie stehen blieb. Was sollte sie tun, wenn nur Zimmer verfügbar waren, die sie mit jemandem teilen musste? Sollte sie trotzdem bleiben oder weiterfahren? Doch die Aussicht, auch nur eine weitere Minute in der Kutsche zu sitzen, ohne zu wissen, was geschehen würde, wenn sie die Augen nicht offen halten konnte, war zu schrecklich. Sie holte tief Luft und ging ins Haus.

3.

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