Historical My Lady Spezial Band 1 (German Edition)
Er streckte einladend die Hand aus, und Grace wich zurück, als hätte er ihr eine Schlange hingehalten. „Vielleicht ziehen Sie es aber vor, dass ich zu Ihnen komme.“
Grace war, wie nicht anders zu erwarten, alles andere als begeistert über seinen Vorschlag. Wütend sah sie ihn an. „Ich weigere mich, dieses lächerliche Spiel mitzumachen, Mylord …“
„Meine liebe Grace, wäre es nicht passender, wenn Sie mich Lucian nennen würden? Immerhin bin ich in Ihrem Schlafzimmer und sitze sogar auf Ihrem Bett“, fügte er leichthin hinzu.
Nichts an seiner Haltung drückte Unruhe oder Unbehagen aus, nur Ruhe und Gelassenheit. Aber Grace traute ihm nicht. „Im Gegenteil! Es wäre ebenso unpassend wie die Tatsache, dass Sie sich überhaupt hier aufhalten!“, warf sie ihm vor. „Sollte irgendjemand Sie hier vorfinden, würde es einen fürchterlichen Skandal verursachen.“
Das konnte auch er nicht leugnen. Selbst Hawk, sein älterer Bruder, wäre über ein solches Verhalten entsetzt. Dabei war Hawk, was Fragen des guten Benehmens anging, etwas nachgiebiger geworden, seit er im vorigen Jahr Jane geheiratet hatte.
Lucian betrachtete Grace amüsiert. „Je eher Sie also tun, worum ich Sie bitte, umso besser für uns beide. Meinen Sie nicht?“
Grace wusste, dass er nur mit ihr spielte, aber sie hatte keine Ahnung, wie sie sich verhalten sollte. Unmöglich konnte sie die ihr dargebotene Hand ergreifen. Aber es nicht zu tun, würde womöglich zu einer noch viel unangenehmeren Situation führen – nämlich, dass Lucian aufstand und splitterfasernackt auf sie zukam!
„Nein, das meine ich ganz und gar nicht!“, fuhr sie ihn an, ging aber auf ihn zu und blieb finster blickend vor ihm stehen. Da sie so viel kleiner war als er, waren ihre Gesichter fast auf gleicher Höhe. „So. Ich habe Ihnen den Gefallen getan. Wollen Sie jetzt bitte gehen?“
Leichter gesagt als getan, dachte Lucian selbstironisch, da die Erregung seines Körpers überdeutlich sein würde. Falls er jetzt aufstand und seine Männlichkeit in all ihrer Pracht zur Schau stellte, würde diese unschuldige junge Frau wahrscheinlich vor Schreck ohnmächtig werden. Oder vielleicht doch nicht? Immerhin war sie ohne Probleme mit jemandem fertiggeworden, den sie für einen gefährlichen Einbrecher gehalten hatte.
„Mir wäre es eigentlich lieber, Sie würden mir zuerst den Schmerz wegküssen.“ Er neigte einladend den Kopf.
Verärgert blitzte sie ihn an. „Sie sind beinahe dreißig Jahre alt, Sir, nicht drei!“
„Die Jahre machen meinen Schmerz aber auch nicht besser“, entgegnete er.
„Sie sind unmöglich, Mylord.“
„Lucian.“
„Sie beim Vornamen zu nennen, ändert nichts daran, dass Sie unverschämt sind!“
Er lächelte nur. „Ein Kuss, Grace. Ein einziger Kuss. Und dann, das verspreche ich Ihnen, werde ich Ihr Schlafzimmer sofort verlassen.“
Das Herz klopfte ihr bis zum Hals, so dicht, wie er vor ihr saß. Und bei der Vorstellung, sie würde diesen Mann auch noch küssen, klopfte es noch schneller – selbst wenn sie nur sein dunkles Haar an der Stelle berühren würde, wo sie ihn mit dem Krug getroffen hatte. Denn an welcher Stelle auch immer – sie war allein mit ihm in ihrem Schlafzimmer, und jeder noch so harmlose Kuss war ungehörig. Allerdings, wenn er dann wirklich endlich ginge …
„Nur ein Kuss?“ Sie sah ihn streng an.
Wieder lächelte er auf diese unwiderstehliche, jungenhafte Art. „Nur ein Kuss, Grace.“
Ihr Puls raste, während Lucian völlig gelassen zu bleiben schien. Sein männlicher Duft raubte ihr fast den Atem, als sie sich über ihn beugte. Ihre Beine begannen derart zu zittern, dass sie fürchtete, sie würden unter ihr nachgeben.
Und dann war das nicht mehr ihr größtes Problem, da Lucian St Claire sich mit einem Ruck erhob. Grace hatte kaum die Zeit, seine Nacktheit wahrzunehmen, ehe er sie mit kräftigen Armen an sich zog.
Sie versuchte, sich zu wehren. „Sie sagten, ich sollte Ihnen nur einen Kuss geben …“
„Ja, aber ich sagte nicht, wo, Grace“, erwiderte er heiser und küsste ihre Lippen.
Erstarrt lag Grace in seinen Armen und vergaß völlig zu atmen, während sein Mund sich auf ihren presste, ihn in Besitz nahm. Behutsam drang er mit der Zunge ein und vertiefte den Kuss auf eine Weise, dass Grace nichts mehr um sich herum wahrnahm. Sie spürte nur, wie er sie noch fester, noch intimer an sich presste.
In ihrer Kindheit hatten ihre Eltern sie dazu ermutigt, mit Jungen wie
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