Historical My Lady Spezial Band 1 (German Edition)
bemerkt, dass sie ihm ins Bett geholfen hatte und er danach von einem fürchterlichen Albtraum gequält worden war, in dem er geflucht und gelästert hatte wie ein Besessener, offenbar im Kampf mit einem „französischen Hundesohn“ …
Ebenso wenig schien ihm klar zu sein, dass sie ihm kurz davor einen Krug über den Schädel geschlagen hatte.
Grace kaute nachdenklich auf der Unterlippe, einen Moment lang unentschlossen, was sie jetzt tun oder sagen sollte.
Seinen Worten zufolge hatte Lucian St Claire geglaubt, sich in seinem eigenen Schlafzimmer zu befinden, als er sich darin herumgetastet und die Kleider einfach achtlos auf den Boden geworfen hatte.
Während Grace hilflos im Sessel neben dem Bett gesessen hatte und Zeuge seines Albtraums geworden war, hatte sie darüber nachgedacht, ob er absichtlich in ihr Zimmer gekommen war und wenn ja, aus welchem Grund. Obwohl die Tatsache, dass er splitterfasernackt gewesen war, natürlich auf einen ganz bestimmten Grund hinwies.
Doch dann war er beim Erwachen so ehrlich erstaunt gewesen, sich in ihrem Bett wiederzufinden statt in seinem, und jetzt erschien er ihr derart wütend und gereizt, dass sie sich geirrt haben musste.
Zu ihrer Enttäuschung? Vielleicht, gab Grace amüsiert zu. Selbst wenn sie seine Annäherungsversuche abgewiesen hätte, wäre es doch aufregend gewesen – ja sogar schmeichelhaft –, von einem so gut aussehenden Mann wie Lord Lucian St Claire begehrt zu werden.
Doch seine Anwesenheit hier war lediglich ein Irrtum gewesen, und den mussten sie sehr schnell beheben, wenn sie keinen Skandal heraufbeschwören wollten. Lord St Claire musste sofort ihr Schlafzimmer verlassen!
„Wie lange bin ich schon hier?“
Sie wandte sich ihm wieder zu. „Erst seit etwa einer Stunde.“
„Eine Stunde …“ Lucian beging den Fehler, sich abrupt aufzusetzen. Im gleichen Moment legte er die Hände an beide Schläfen, weil sich sein Kopf anfühlte, als wollte er platzen.
Zum Henker, was war bloß in diesem Brandy?
Ah, da war ja der Grund für seine Schmerzen. Lucian strich behutsam über eine große Beule an der linken Seite seines Kopfes, genau hinter dem Ohr. Eine Beule?
Er warf Grace Hetherington einen vorwurfsvollen Blick zu.
Verlegen senkte sie den Blick, schluckte unruhig und sah tapfer wieder auf. Ihre schönen grauen Augen wirkten riesig in ihrem plötzlich sehr blassen Gesicht. „Ich … ich habe Ihnen den Wasserkrug über den Kopf geschlagen“, beichtete sie kleinlaut.
Lucian zuckte zusammen. „Wenn ich, wie Sie selbst zugaben, keinen Angriff auf Ihre Tugend unternahm, dürfte ich dann bitte erfahren, warum Sie es für notwendig hielten, den Wasserkrug zu schwingen?“
Schnell benetzte sie sich mit der Zungenspitze die vollen – verlockenden – Lippen. „Ich hielt Sie für einen Eindringling, verstehen Sie.“
Ja, das konnte er gut verstehen. Der Himmel mochte jedem beistehen, der versuchte, ungebeten das Schlafzimmer dieser jungen Dame zu betreten! Gewiss war es sehr bedauerlich, dass er diesmal ihren Zorn zu spüren bekommen hatte, aber es beruhigte ihn auch zu sehen, wie gut sie sich offenbar zu verteidigen wusste, sollte die Situation es erfordern.
„Und wenn Francis Wynter Ihr Eindringling gewesen wäre?“, fragte er spöttisch.
Tiefe Röte stieg ihr in die Wangen. „Dann hätte ich noch härter zugeschlagen!“
„Wirklich?“ Lucian zuckte erneut zusammen und berührte zart die verletzte Stelle. „Ich könnte mir vorstellen, dass ein härterer Schlag ihn womöglich getötet hätte.“
„Wenn Francis Wynter mein Zimmer ungeladen betritt, dann hat er nichts anderes verdient!“, stieß sie heftig hervor.
Er unterdrückte ein Lächeln. „Dann war es ja gut, dass ich bequemerweise aufs Bett gefallen bin.“
Wieder senkte sie verlegen den Blick. „Das sind Sie gar nicht.“
„Wie zum Kuckuck haben Sie mich dann vom Boden aufs Bett …“
Gestern war ihm aufgefallen, dass Grace Hetherington ihm gerade bis zur Schulter reichte, und ihre zarte Gestalt deutete nicht gerade darauf hin, dass sie über die Kraft einer Amazone verfügte.
Sie errötete. „Sie waren nicht ganz bewusstlos und konnten mir ein wenig helfen. Schließlich konnte ich Sie nicht gut auf dem kalten Boden liegen lassen, nachdem ich erkannt hatte, wer Sie waren!“
Wenn auch widerwillig, musste Lucian zugeben, dass er ihren Mut bewunderte. Er kannte nicht viele Frauen, die es gewagt hätten, einen Eindringling bewusstlos zu schlagen, geschweige
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