Historical My Lady Spezial Band 1 (German Edition)
Zweifellos brannte der ton schon darauf, Lord Lucian St Claire und seine Verlobte zusammen zu sehen. Und genau das war auch einer der Gründe, weswegen er seinen ersten Auftritt in der Gesellschaft wieder und wieder verschoben hatte.
Aber nur einer der Gründe.
Miss Grace Hetherington war der Hauptgrund. Denn Lucian hatte, während er bei seiner Familie in Gloucestershire gewesen war, viel öfter an sie gedacht, als ihm lieb war.
„Und ich sage dir, da stimmt etwas nicht. St Claire meidet sie wie die Pest.“ Ein Mann, der Stimme nach zu urteilen noch sehr jung, verkündete dies mit offensichtlicher Genugtuung, als er den Raum betrat. „Das Mädchen ist seit einer Woche in der Stadt, und er hat ihr noch nicht einmal einen Besuch abgestattet.“
„Das Ganze ist eine sehr traurige Angelegenheit“, meinte sein Begleiter angewidert. „Wer hätte gedacht, dass ein eingefleischter Junggeselle wie St Claire sich in die Ehefalle locken lässt?“
„Ich sage dir doch, so war es nicht“, versicherte der andere Mann ungeduldig. „Es heißt, ihr Vormund, der Duke of Carlyne, hat auf der Ehe bestanden, weil er St Claire mit ihr im Bett ertappt hat.“
„Er wird sie nie heiraten, wenn das stimmt. Du kannst Gift darauf nehmen, dass St Claire einen Weg aus diesem Schlamassel finden wird.“
„Geht nicht, alter Knabe. Nur das Mädchen kann die Verlobung lösen. Und welche Frau, die noch bei klarem Verstand ist, würde das tun?“
Sein Freund schnaubte kurz. „Verlass dich drauf. St Claire wird schon einen Weg finden.“
„Die Frau ist das Mündel eines Dukes.“
„Und sogar recht hübsch, wenn man meiner Mutter glauben kann. Sie hat gestern die Duchess of Carlyne besucht und wurde dem Mädchen vorgestellt. Aber was spricht denn sonst noch für sie? Sie ist ein Niemand. Eine Miss Glynis Heathton. Die Tochter eines Künstlers oder so. Auf keinen Fall wird St Claire so eine heiraten!“
„Lass uns wetten“, schlug sein Freund vor.
Lucian war dem Gespräch mit rasch wachsendem Unmut gefolgt. Nicht, weil die jungen Dummköpfe einige Fakten falsch verstanden hatten, sondern weil zu viele davon der Wahrheit sehr nahe kamen. Ohne Zweifel durfte er sich bei Francis Wynter dafür bedanken. Hatte er Grace nicht beim Abschied gewarnt, dass Francis sich als gefährlicher Gegner erweisen würde?
Doch darum konnte Lucian sich später kümmern. Jetzt musste er diesen beiden Lümmeln erst einmal Manieren beibringen.
Langsam erhob er sich. „Guten Tag, Gentlemen.“
Die beiden Männer, einer blond, der andere dunkelhaarig, erstarrten entsetzt, als ihnen klar wurde, dass Lord Lucian St Claire ihr Gespräch gehört hatte.
„Der Gegenstand Ihrer überaus interessanten Unterhaltung heißt Miss Grace Hetherington“, sagte er leise, ohne den Hauch eines drohenden Untertons, doch die beiden jungen Männer erblassten augenblicklich. „Ich hatte den Eindruck, dass einer von Ihnen, wenn nicht sogar Sie beide, im Begriff standen, meine Verlobte zu beleidigen.“ In seiner Stimme schwang die kalte Wut des Säbels mit, den er einst auf dem Schlachtfeld mit so großem Erfolg geschwungen hatte – bei einer denkwürdigen Gelegenheit sogar mit blindwütiger Grausamkeit.
Lucians Ruf war ihm vorausgeeilt, als er vor zwei Jahren nach England zurückgekehrt war. Die Folge war, dass einige eigenwillige junge Männer des ton , die selbst nicht in der Armee gedient hatten, ihn herausgefordert hatten, sein Können unter Beweis zu stellen. Als es keinem von ihnen gelungen war, ihn auf diesem Gebiet zu besiegen, hatten sie versucht, seine Fähigkeiten im Faustkampf, für die er ebenfalls berühmt war, auf die Probe zu stellen. Sogar zur Hochzeit seines Bruders Hawk und dessen Braut Jane hatte er mit zerschrammten Knöcheln gehen müssen, da er an genau jenem Morgen zu einem Faustkampf herausgefordert worden war.
Die Todesblässe auf den Gesichtern der beiden jungen Männer bestätigte Lucian, dass sie nicht nur die Geschichten von seinen Heldentaten auf dem Schlachtfeld gehört hatten, sondern auch von seinen Begegnungen mit hitzigen jungen Gentlemen, die im Gegensatz zu ihnen nicht einmal den großen Fehler begangen hatten, seine Verlobte zu beleidigen.
„Stimmt das, Gentlemen?“, fuhr er fort, aber sein liebenswürdiger Tonfall täuschte niemanden. „Falls ich mich irren sollte, seien Sie so freundlich, mich aufzuklären …“
„Nein, nein, Mylord“, brachte einer hastig hervor.
„Ganz und gar nicht“, platzte sein
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