Historical My Lady Spezial Band 1 (German Edition)
ungerecht ist?“
„Nicht, wenn es um die Frau geht, die ich zu meiner Gattin zu machen gedenke“, sagte er brüsk. Es würde ihn bei einer Geliebten nicht stören, aber Lucian stellte erstaunt fest, wie sehr ihm die Vorstellung zuwider war, Grace Hetherington könnte vor ihm andere Liebhaber gehabt haben.
Sie schnaubte verächtlich. „Ihre Gattin soll unschuldig sein?“
„Es hat seine Vorteile, denn eine Unschuld kann man … darin unterrichten, wie sie ihren Gatten am besten zufriedenstellt.“
„Zufriedenstellt!“ Grace holte tief Luft. „Sie sind unverzeihlich hochmütig, Sir!“
„Das mag sein“, erwiderte er ungerührt.
„Dann ist es ja gut, dass ich keinesfalls die Absicht habe, Ihre Gattin zu werden, Lord St Claire“, meinte sie mit blitzenden Augen.
Wieder lehnte sie sich gegen ihn auf. Lucian musterte sie misstrauisch. „Ich rate Ihnen, in der nächsten Woche nichts Unüberlegtes zu tun.“
Sie setzte eine Unschuldsmiene auf. „Was denn zum Beispiel?“
„Zum Beispiel zu versuchen, mir einen Grund zu geben, unsere Verlobung zu lösen.“
Dieser Mann war einfach zu aufmerksam. Grace unterdrückte ein gereiztes Aufstöhnen. Denn genau das hatte sie beabsichtigt: die Aufmerksamkeiten eines anderen Mannes – irgendeines Mannes – zu ermutigen. Sie atmete tief ein. „Ich werde tun, was ich für nötig halte, um mein Glück zu sichern, Mylord.“
„Nein, das werden Sie nicht.“
Plötzlich stand er sehr dicht vor ihr. Viel zu dicht. So dicht, dass sie seine Gegenwart überdeutlich spürte – sein dunkles, modisch zerzaustes Haar, das ihm so attraktiv in die Stirn fiel, seine breiten Schultern, die schmalen Hüften und die langen Beine in den glänzenden Stiefeln.
„Wenn ich auch nur den Verdacht hegen müsste“, fuhr er leise fort, „oder mir auch nur der Hauch eines Gerüchts zu Ohren kommen sollte, dass Sie die Liebenswürdigkeiten eines anderen Mannes ermutigen, werden Sie mir keine andere Wahl lassen, als mich höchstpersönlich um die Angelegenheit zu kümmern. Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?“
Benommen sah sie zu ihm auf, ganz gebannt von der Drohung in seiner Stimme und von seinen dunklen, fesselnden Augen.
Sie zuckte zusammen, als er die Hand hob und sanft eine Locke zurückstrich, die der warme Wind ihr in die Stirn geweht hatte. Wo seine Finger sie berührten, glaubte sie in Flammen aufzugehen. Der Schauer, der sie überlief, hatte nicht das Geringste mit dem Abscheu zu tun, den sie so gern für Lord Lucian empfunden hätte.
Was war es nur an diesem Mann, das solche Gefühle in ihr weckte? Welchen Zauber hatte er auf sie ausgeübt, dass es ihr unmöglich war, vor ihm zurückzuweichen? Derselbe Zauber, der sie wünschen ließ, er würde ihr noch näher kommen und sie wieder küssen wie gestern Nacht?
Er lächelte leicht, sein Blick wurde sanfter. „Ich beabsichtige, diese Verlobung so angenehm wie möglich für Sie zu machen“, sagte er plötzlich heiser. „Wir werden es beide genießen, uns … besser kennenzulernen.“ Aus seinem Mund bekamen die Worte einen sehr viel sinnlicheren Unterton.
Zu ihrem Entsetzen kam es Grace so vor, als würde sie am ganzen Leib brennen. Ihr Atem wurde flacher, und sie brachte es nicht fertig, sich vom Blick seiner dunklen Augen zu lösen, die sie langsam, unaufhaltsam in ihren Bann zogen.
Sie berührten einander nicht einmal, und doch spürte sie, wie ihre Brustspitzen sich aufrichteten. Mühsam schluckte sie, fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und schüttelte den Kopf, um die Verwirrung zu vertreiben. „Ich glaube nicht, dass ich bei näherer Bekanntschaft größeren … Gefallen an Ihnen finden könnte, Mylord.“
„Wahrscheinlich nicht“, gab er mit einem Lächeln zu. „Aber ich ganz gewiss an Ihnen“, versprach er bedeutungsvoll.
Heiße Röte stieg ihr in die Wangen. Doch bevor sie ihm verbieten konnte, so unverschämt zu ihr zu sein, wurde sie unterbrochen.
„Grace! Sag mir, dass es nicht wahr ist! Sag mir, dass du nicht wirklich vorhast, Lord St Claire zu heiraten!“
Hastig trat sie von Lord Lucian zurück und wandte sich zu Francis Wynter um, der in diesem Moment den Weg heraufeilte. Sein attraktives Gesicht war gerötet vor Zorn, den Blick hatte er finster auf den Mann gerichtet, der so selbstbewusst an Graces Seite stand.
Ganz im Gegensatz zu dem, was Francis Wynter sicherlich beabsichtigt hatte, brachten seine Worte Grace eher dazu, ihren Beschluss, die Verlobung zu lösen, noch
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