Historical My Lady Spezial Band 1 (German Edition)
Hand. „Wenn Sie mich entschuldigen wollen, Gentlemen? Ich würde mir gern ein wenig von dem frischen Wind Norfolks um die Nase wehen lassen, von dem unsere Gastgeberin vorhin so geschwärmt hat.“ Er schlenderte durch den Raum, öffnete eine der Verandatüren und trat hinaus, froh, der banalen Konversation für kurze Zeit entfliehen zu können.
Wie sollte er es nur weitere sechs Tage hier aushalten? Vielleicht könnte er vorgeben, Sebastian hätte einen „Rückfall“ erlitten, und sich so unter dem Vorwand brüderlicher Sorge entschuldigen. Dafür musste er allerdings jemanden dazu bringen, ihm eine Nachricht zu schicken. Aber das war gewiss einer Woche quälender Eintönigkeit vorzuziehen.
Doch auch die erfrischende Luft hier in Norfolk hat ihre Vorzüge, stellte er fest. Er atmete tief ein, und sofort fühlte er sich besser. Vielleicht sollte er doch ein Gut in Norfolk in Betracht ziehen. Dann aber ganz gewiss nicht dieses hier.
Nachdem er Olivia Sulby kennengelernt hatte, kam eine Heirat zwischen ihr und Sebastian auf keinen Fall infrage. Schließlich liebte er seinen jüngsten Bruder zu sehr, um ihm und dem Rest der Familie eine solch alberne Gans zuzumuten – ganz zu schweigen von ihrer ehrgeizigen Mutter.
Eine Bewegung irgendwo im linken Bereich des mondbeschienenen Gartens erregte seine Aufmerksamkeit. Eine winzige Veränderung in den Schatten neben der hohen Hecke, die ihm verriet, dass er nicht der Einzige war, der die frische Luft genießen wollte. Ein Fuchs hatte sich zu ihm gesellt. Oder vielleicht ein Dachs.
Doch nein, der dahinhuschende Schatten war zu groß dafür. Der Störenfried seiner Einsamkeit gehörte eindeutig der zweibeinigen Spezies an, und er bewegte sich auf das Gartentor zu, das zum Strandweg führte, wie Hawk vorhin von Dolton erfahren hatte.
Also war es ein Mann. Oder auch eine Frau. Womöglich auf dem Weg zu einem romantischen Stelldichein? Oder könnte es sich um etwas Ernsteres handeln, zum Beispiel einen Schmuggler? Hawk vermutete, dass der Freihandel hier in Norfolk ein ebenso weitverbreitetes Phänomen war wie in Cornwall.
Zwar erfüllte er gewissenhaft seine Pflicht als Friedensrichter in Gloucestershire, aber diese Sache hier ging ihn nichts an. Trotzdem erwachte seine Neugier, als eine heftige Windbö den Umhang der geheimnisvollen Person anhob und eine sehr viel lebhaftere Farbe darunter enthüllte.
Grelles Gelb …
Konnte das womöglich Jane Smith sein, die heimlich zum Strand eilte? Und wenn ja, dann zu welchem Zweck?
Hawk erinnerte sich daran, dass ihn auch das nichts anging. Sie war das unverheiratete Mündel Sir Barnabys, und er täte gut daran, sich für den Rest seines Aufenthalts von ihr fernzuhalten, wollte er nicht unversehens in die Ehefalle tappen. Denn dazu war er erst bereit, wenn seine Geschwister alle glücklich verheiratet waren. Ganz zu schweigen davon, dass er gewiss nicht das verarmte Mündel eines unbedeutenden Baronets zu seiner Duchess zu machen gedachte. Seine Gattin musste von hohem Rang sein, eine stille, bescheidene Frau, die ihm einen Erben schenken und ansonsten keine Ansprüche an seine Zeit oder gar seine Gefühle stellen würde.
Jane Smith nachzulaufen, einer jungen Frau, die ihn heute Abend schon dazu gebracht hatte, sich auf völlig uncharakteristische Art zu benehmen, wäre entschieden unklug von ihm. Viel besser wäre es, sich wieder zu den Gentlemen im Haus zu gesellen und zu vergessen, dass es Jane Smith überhaupt gab.
Doch der Impuls – die Narrheit, die ihn vorhin überfallen hatte, als er Jane Smith voller Neugier angesprochen hatte – erfasste ihn wieder, und so stellte er sein Glas auf das Geländer der Veranda und folgte Jane Smith – gegen jede Vernunft – durch den Garten, um herauszufinden, wo sie so spät am Abend hinging.
Und aus welchem Grund.
3. KAPITEL
G elten Ihre Tränen dem Geliebten, der nicht zu Ihrem geheimen Stelldichein erschienen ist, oder der Tatsache, dass es diesen Geliebten gar nicht gibt?“
Jane erstarrte, da sie sofort die tiefe Stimme des Duke of Stourbridge erkannt hatte. Wie immer klang er leicht gelangweilt, und anscheinend stand er direkt hinter ihr. Sie saß in den Dünen, das Kinn auf die hochgezogenen Knie gestützt, das Haar offen im Wind flatternd, und blickte auf die wild gegen die Küste schlagenden Wellen hinaus, während ihr kaum bewusst war, dass ihr die Tränen über die Wangen liefen.
Hastig zog sie den Umhang enger um sich. „Der Grund für meine Tränen ist
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