Historical My Lady Spezial Band 1 (German Edition)
aufzuführen, Jane?“ Olivia war an ihrer Seite erschienen, das Gesicht halb hinter ihrem Fächer verborgen, damit keiner der Gäste sah, mit welcher Wut sie sie anfuhr. „Mama wird fuchsteufelswild sein darüber, dass du auf so schamlose Weise versucht hast, das Interesse des Dukes zu erregen.“
Die Ungerechtigkeit ließ Jane nach Luft schnappen. „Aber ich habe nichts getan, um …“
„Lüge nicht, Jane. Wir haben alle mit angesehen, wie du aufs Schamloseste mit dem Mann geflirtet hast.“ Olivia presste wütend die Lippen zusammen und sah ihrer Mama in diesem Moment sehr ähnlich. „Dieses Kleid steht dir übrigens überhaupt nicht“, fügte sie bissig hinzu, bevor sie sich abwandte und dem wartenden Anthony Ambridge, Enkelsohn von Lady Ambridge und daher eine großartige Partie, strahlend lächelnd die Hand auf den Arm legte.
Das Dinner wurde, wie Jane befürchtet hatte, ausgesprochen ungemütlich für sie. Lord Tillton saß zu ihrer Linken und versuchte ständig, ihr die Hand auf den Schenkel zu legen, bis sie dem ein Ende bereitete, indem sie ihm die Nägel ins Handgelenk grub. Zu ihrer Rechten saß eine taube ältere Dame, die sich in einem unendlichen Monolog erging. Glücklicherweise brauchte sie nicht zu antworten; die alte Dame hätte sie sowieso nicht gehört.
Dass der Duke sie nicht im Geringsten beachtete, sondern sich selbstvergessen mit Lady Sulby und Olivia unterhielt, die ihn in ihre Mitte genommen hatten, als wäre er eine wertvolle Beute, die es zu bewachen galt, empfand Jane als noch schlimmer.
Als es für die Damen so weit war, sich in den Salon zurückzuziehen und die Männer ihrem Brandy oder Cognac zu überlassen, spürte Jane einen pochenden Kopfschmerz. Sie sehnte sich nur noch danach, auf ihr Zimmer zu fliehen, wo sie endlich die Haarnadeln entfernen und sich die Stirn mit Wasser benetzen konnte.
„Ich denke, das ist eine sehr kluge Entscheidung, Jane.“ Lady Sulby unterbrach ihr Gespräch mit Lady Tillton und nickte knapp, als Jane sich aufgrund ihrer Kopfschmerzen entschuldigte. „Tatsächlich halte ich es sogar für das Beste, wenn du auf deinem Zimmer bleiben würdest, bis wir sicher sein können, dass du nicht irgendetwas Ansteckendes hast.“
Jane wurde blass bei dieser offensichtlichen Beleidigung, wandte sich aber nur stumm ab, hob den Saum ihres Kleides und eilte fast im Laufschritt aus dem Salon.
Hawk war davon überzeugt, in seinem ganzen Leben noch nie einen Abend so abgrundtiefer Langeweile verbracht zu haben. Nach nur zwei Minuten in der Gesellschaft von Lady Sulby und der hohlen, ichbezogenen Olivia erkannte er, dass die Mutter all das verkörperte, was er verachtete. Sie war ein geschwätziger, engstirniger Emporkömmling ohne ein einziges freundliches Wort für andere Menschen, und in zwanzig Jahren, wenn nicht schon früher, würde ihre Tochter genauso sein.
Das Mahl jedoch, ganz im Gegensatz zu der Gesellschaft, die er ertragen musste, hatte sich als vorzüglich erwiesen – und das in einem solchen Maß, dass Hawk überlegte, ob er vor seiner Abreise am Ende der Woche nicht versuchen sollte, den Koch der Sulbys dazu zu überreden, in seine Dienste zu treten.
Und dann war da natürlich noch jener seltsam denkwürdige Zwischenfall mit Jane Smith gewesen. Wenngleich Hawk sich eingestehen musste, dass er sich unklug benommen hatte. Der begehrte Duke of Stourbridge durfte keine unverheiratete junge Dame in ein Gespräch verwickeln, der er noch nicht einmal vorgestellt worden war. Die Tatsache, dass sie Sir Barnabys Mündel war, bedeutete zweifellos, dass sie ganz eigene ehrgeizige Pläne für eine günstige Partie hegen mochte.
Seine schlimmsten Befürchtungen waren bestätigt worden, als er sie zu Beginn des Dinners mehrere Minuten unter halb gesenkten Lidern beobachtet hatte. Sie hatte auf unverschämte Weise mit James Tillton geflirtet – einem Mann, der bereits über zwei Mätressen verfügte, wie Hawk wusste – und sich fortwährend ihm zugewandt, ohne die arme Dame auf ihrer anderen Seite zu beachten, die tapfer versucht hatte, Jane Smith in ein Gespräch zu ziehen.
„Was meinen Sie, Stourbridge?“
Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder den Herren zu, die noch mit ihm am Tisch saßen und sich am vorzüglichen Brandy gütlich taten. „Ich stimme Ihnen vollkommen zu, Ambridge“, antwortete er dem älteren Gentleman, der sich, wie er glaubte, über ein Pferd geäußert hatte. Anschließend erhob er sich gemächlich, sein Glas noch in der
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