Historical My Lady Spezial Band 1 (German Edition)
heute blass und erschöpft aus seinem Schlaf erwacht, doch dieses Mal war seine brennende Sehnsucht, Grace zu besitzen, der Grund, nicht die Erinnerung an die blutigen Schlachten des Krieges.
Fast wäre es ihm lieber gewesen, er hätte wieder einen seiner Albträume gehabt.
Er nickte knapp. „Ja, das wird sie wohl sein. Deswegen glaube ich auch, dass es helfen würde, wenn du mich nach Carlyne House begleiten würdest. Du bist nicht einverstanden?“, fügte er scharf hinzu, als Arabella abrupt aufstand und ans Fenster trat.
„Der Duke ist tot, lang lebe der Duke“, sagte sie leise.
„Wie bitte?“
Arabella drehte sich zu ihm um, ein ironisches Lächeln um die Lippen. „Ich dachte nur, wie seltsam es doch ist, dass Lord Darius, ein Mann, der noch vor einem Jahr als unverbesserlicher Frauenheld galt, plötzlich feststellen muss, wie sehr sein Schicksal sich gewendet hat.“
Lucian runzelte die Stirn. „Ich verstehe nicht …“
Im Sonnenlicht, das durch das Fenster hereinschien, leuchteten Arabellas blonde Locken wie Gold auf. „Vor einem Jahr stand Lord Darius vor dem Ruin, oder etwa nicht? Und in den vergangenen sieben Monaten hat er eine Erbin geheiratet, die praktischerweise starb und ihm ihr gesamtes Vermögen vermachte, und jetzt stirbt sein Bruder, sodass Lord Darius den Titel erben kann.“ Arabella schüttelte den Kopf. „Wirklich eine bemerkenswerte Wendung des Schicksals!“
„Ich hoffe, damit willst du nichts andeuten?“
„Nein, Lucian“, versicherte sie ihm kühl. „Ich will nur sagen, dass Lord Darius wirklich vom Schicksal begünstigt zu sein scheint.“
Lucian hob die Augenbrauen. „Er selbst würde den Verlust seines älteren Bruders gewiss nicht als günstige Wende des Schicksals bezeichnen.“
„Du würdest es nicht tun, wenn es um Hawk ginge, das weiß ich, Lucian, aber …“
„Mir war gar nicht bewusst, dass du eine solche Abneigung gegen Darius hegst.“ Unter diesen Umständen war es wohl besser, dass Arabella nichts von dem Antrag um ihre Hand wusste, den der arme Kerl im vergangenen Jahr gemacht hatte.
Sie schüttelte den Kopf. „Ich kenne ihn nicht gut genug, um eine Abneigung gegen ihn zu hegen.“
„Vielleicht wäre es besser, du begleitest mich heute doch nicht.“
„Oh, ich komme auf jeden Fall mit dir, Lucian“, teilte sie ihm entschieden mit. „Meine Vorbehalte Lord Darius gegenüber werden mich nicht davon abhalten, der armen Grace mein Beileid auszusprechen.“ Sie ging schon auf die Tür zu. „Ich sage schnell unserer Tante, wo wir hingehen, und hole Hut und Mantel.“
In Gedanken versunken blieb Lucian am Frühstückstisch sitzen. Arabellas Bemerkung über Lord Darius Wynter und die plötzliche Wendung, die dessen Leben genommen hatte, ging ihm nicht aus dem Kopf.
Darius’ Neffe Simon, der Marquess of Richfield, war vor zwei Jahren während der entsetzlichen Schlacht bei Waterloo gefallen.
Darius’ Frau, mit der er erst einen Monat verheiratet gewesen war, war bei einem Jagdunfall vor sechs Monaten ums Leben gekommen und hatte ihn dadurch zum alleinigen Besitzer ihres ansehnlichen Vermögens gemacht.
Sein Bruder George war gestorben. Und jetzt war Darius der neue Duke of Carlyne.
Natürlich alles nichts als Zufall, verwarf Lucian den Gedanken, erhob sich rasch und ging in die Halle hinaus, um Hut und Gehstock zu suchen. Er kannte Darius seit seiner Kindheit. Obwohl der neue Duke vor seiner Heirat als Frauenheld und Spieler verschrien gewesen war, hatte er sich als verheirateter Mann auf sein Gut in Malvern zurückgezogen und ein ruhiges Leben geführt.
Nein, Lucian war überzeugt, dass alles nur eine Abfolge unglücklicher Zufälle gewesen war. Andererseits wurde Darius durch George Wynters Tod zu Graces neuem Vormund …
„Der Arzt hat meiner Tante einen Schlaftrunk gegeben, so konnte sie endlich einschlafen“, berichtete Grace müde, als sie sich zu Darius und Francis Wynter in die Bibliothek gesellte. Sie trug das einzige Kleid in ihrem Gepäck, das halbwegs angemessen für einen Trauerfall war – ein graues Seidenkleid in genau derselben Farbe wie ihre Augen.
Darius schüttelte langsam den Kopf, während er gedankenverloren vor dem Fenster stand. „Ich kann es immer noch nicht glauben. Gott, was für ein Glück, dass ich zufällig hier war und nicht in Malvern.“
„Ja, nicht wahr?“ Francis, der in einem der Sessel vor dem kalten Kamin saß, versuchte gar nicht erst, seinen Ärger zu verbergen. „Ich wäre sicher nie ohne
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