Historical My Lady Spezial Band 1 (German Edition)
wahr?“
Es war eher eine Feststellung als eine Frage, doch Lucian zögerte mit seiner Antwort. Er wusste, wie unklug es wäre, in Graces Nähe zu sein, während er jede Nacht von erotischen Träumen heimgesucht wurde, die ihn auch tagsüber nicht zur Ruhe kommen ließen. Aber offenbar hatte sich alles gegen ihn verschworen.
Grace fiel das Unbehagen auf, das Lucian nicht schnell genug verbergen konnte. Ganz offensichtlich war er nicht sehr erfreut über Arabellas Vorschlag. Sie schluckte ihre Enttäuschung hinunter und meinte mit einem gezwungenen Lächeln: „Das wird sicher nicht nötig sein …“
„Ganz im Gegenteil. Als dein Verlobter ist es meine Pflicht, dich nach Winton Hall zu begleiten“, unterbrach er sie.
Sie schüttelte den Kopf. „Ich bin sicher, Sie möchten lieber in London bleiben und die … Vergnügungen hier genießen, statt die Langeweile von Worcestershire ertragen zu müssen.“ Zum ersten Mal seit seiner Ankunft begegnete sie seinem Blick.
Er lächelte nur spöttisch. „Selbst unter diesen tragischen Umständen werde ich mich in deiner Gegenwart gewiss nie langweilen, liebe Grace.“
„Aber vielleicht geht es mir ja nicht so in Ihrer Gegenwart, Mylord!“, entgegnete Grace ärgerlich.
„Trotzdem wirst du sie aus Gründen der Schicklichkeit ertragen müssen, fürchte ich.“
Aus Gründen der Schicklichkeit. Wieder sollte Graces Leben also von dem bestimmt werden, was die Gesellschaft verlangte. Obwohl es gegen ihre und Lucians Wünsche ging. Ganz besonders gegen Lucians Wünsche!
Grace selbst konnte sich nicht vorstellen, dass Tage, womöglich Wochen vergehen könnten, ohne dass sie Lucian zu Gesicht bekam oder mit ihm sprechen konnte. Doch leider war ihm sehr deutlich anzusehen, wie wenig reizvoll er die Vorstellung fand, mit ihr aufs Land zu fahren.
„Komm schon, Grace, wir sollten Arabella nicht derart in Verlegenheit bringen“, meinte er mit einem warnenden Unterton.
„Oh, ich bin ganz und gar nicht verlegen“, versicherte Arabella ihrem Bruder strahlend. „Im Gegenteil, ich finde euer Gespräch sehr aufschlussreich.“
„Inwiefern, wenn ich fragen darf?“
Arabella zuckte die Achseln. „Im letzten Jahr hatte ich Gelegenheit, Hawk und Jane dabei zu beobachten, wie sie sich ineinander verliebten – und jetzt dich und Grace.“ Sie zwinkerte amüsiert. „Es ist sogar noch lustiger, als ich mir vorgestellt hatte.“
Lucian hob spöttisch die Augenbrauen. „Fragt sich nur, für wen?“
„Natürlich für den Beobachter.“ Arabella lachte. „Es scheint mir alles andere als lustig für die beiden Beteiligten zu sein!“
Das konnte Grace allerdings nicht leugnen. Nicht dass Lucian in sie verliebt wäre, das natürlich nicht. Aber sie liebte ihn. Aus tiefstem Herzen und für immer und ewig. Und abgesehen von jenen Gelegenheiten, wenn er sie in die Arme nahm und sie nicht mehr in der Lage zu sein schien, vernünftig zu denken, war diese Erfahrung alles andere als angenehm gewesen!
Lächelnd erhob Arabella sich. „Ich denke, ich sollte vielleicht noch einen kleinen Spaziergang im Garten machen …“
„Nein, nein …“
„Du brauchst nicht …“
Grace und Lucian brachen ab und sahen einander stirnrunzelnd an – Grace argwöhnisch und Lucian voller Ungeduld.
„Du brauchst nirgendwo hinzugehen, Arabella“, brachte Lucian schließlich gereizt hervor. „Was immer Grace auch glaubt, mit mir ausfechten zu müssen, kann gewiss warten, bis ich mit Darius über unsere Reisevorkehrungen gesprochen habe.“ Er nickte knapp. „Wenn die Damen mich entschuldigen wollen.“ Nach einer angedeuteten Verbeugung verließ er den Raum.
„Interessant“, meinte Arabella nachdenklich, bevor sie Grace ein anerkennendes Lächeln schenkte. „Mir scheint, du hast meinen furchtlosen Bruder in die Flucht geschlagen. Wobei du natürlich nicht der Feind bist“, fügte sie schnell hinzu, als sie die Bestürzung in Graces Augen las. „Du bist nur der Grund für die Schlacht.“
Grace schüttelte verwundert den Kopf. „Du sprichst in Rätseln.“
„Ja, nicht wahr?“ Arabella lachte. „Und es ist ein so faszinierendes Rätsel. Wie sehr ich wünschte, ihr würdet nicht alle in die Wildnis von Worcestershire verschwinden“, fügte sie wehmütig hinzu.
„Worcestershire ist wohl kaum die Wildnis“, bemerkte Grace. Plötzlich kam ihr ein Gedanke. „Du könntest doch mit uns kommen! Bitte sag, dass du mitkommst, Arabella!“, drängte sie. Doch als diese nicht sofort
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