Historical My Lady Spezial Band 1 (German Edition)
dich zurechtgekommen!“
Grace sog erschrocken die Luft ein bei Francis’ ungerechtem Angriff auf seinen älteren Bruder. Soweit sie wusste, hatten die beiden sich nie besonders gut verstanden, aber in einem solchen Moment sollten sie sich doch wohl zusammenreißen können?
Trotz seines Kummers und trotz der durchwachten Nacht sah Darius heute Morgen genau wie der attraktive Teufel aus, als den Arabella ihn beschrieben hatte.
„Ich werde dir diese Taktlosigkeit verzeihen, Francis“, meinte er barsch, die kobaltblauen Augen kühl auf seinen Bruder gerichtet. „Georges Tod hat dich ganz offensichtlich erschüttert.“
„Selbstverständlich. Dich etwa nicht, Darius?“
„Verdammt, natürlich bin ich erschüttert. Ja, Reynolds?“ Darius wandte sich gereizt zum Butler um, als der leise den Raum betrat.
„Lord Lucian St Claire und Lady Arabella St Claire sind gekommen, um Miss Hetherington zu besuchen, Euer Gnaden.“
Grace zuckte zusammen, als der Butler Darius mit dem Titel ansprach. Natürlich stand er ihm jetzt rechtmäßig zu, aber es erschien ihr doch respektlos. Onkel George war schließlich erst vor wenigen Stunden gestorben.
„Konnten wohl ihre Neugier nicht länger bezähmen!“, meinte Francis angewidert.
Grace sah ihn frostig an. „Sie sind gekommen, weil ich Lord Lucian vorhin eine Nachricht schickte, um ihm vom Tod meines Onkels zu berichten.“
Francis schnaubte geringschätzig. „Natürlich haben Sie das getan.“
Grace verbiss sich eine scharfe Antwort und wandte sich stattdessen an den Butler. „Führen Sie Lord Lucian und Lady Arabella bitte in den Salon, Reynolds.“ Dann meinte sie an Darius gewandt: „Wenn Sie mich entschuldigen wollen, Euer Gnaden.“
„Ja, natürlich.“ Darius’ Miene war finsterer denn je.
Grace knickste und eilte aus dem Raum. In der Halle hielt sie kurz inne und seufzte schwer auf. Die nächsten Tage würden ohnehin schwierig werden, doch sie würden unerträglich, falls die beiden Brüder nicht bald aufhörten, sich ständig zu streiten.
Doch darum konnte sie sich jetzt nicht kümmern. Lucian und Arabella warteten im Salon auf sie.
„Arabella!“ Sie ging auf ihre neue Freundin zu, die sie bei den Händen ergriff und herzlich auf die Wange küsste.
Während Arabella ihr Beileid aussprach, war Grace sich Lucians Anwesenheit sehr wohl bewusst. Er stand ernst und still neben dem Kamin. Das dunkle Haar fiel ihm in die Stirn, die Lider waren halb gesenkt, seiner Miene war kein Gefühl anzusehen. Wie immer war er makellos gekleidet, heute trug er einen schwarzen Gehrock zu grauen Hosen. Das schneeweiße Hemd war schlicht und völlig schmucklos.
Sehr ähnlich dem Hemd, das sie ihm erst gestern Abend vom Leib gerissen hatte …
„Lord Lucian.“ Sie knickste knapp, ohne seinem Blick zu begegnen. „Es ist sehr freundlich von Ihnen, so schnell auf meine Nachricht zu reagieren.“
Er runzelte leicht die Stirn über ihre kühle Haltung. „Ich habe dir doch gesagt, ich würde kommen, wenn du mich brauchst.“
„Ja, das stimmt.“ Sie nickte und wich noch immer seinem Blick aus.
Lucian wusste nicht, was er davon halten sollte. Zwar hatte er heute Morgen nicht mit ihr allein sein wollen. Nach seinem Traum, in dem er sie vollständig in Besitz genommen hatte, wäre es nicht klug gewesen. Doch jetzt, da er erkannte, dass auch sie nicht mit ihm allein sein wollte, wünschte er sich plötzlich, er hätte Arabella nicht mitgenommen. In diesem Moment sehnte er sich vor allem danach, Grace in die Arme zu reißen und ihr mit einem Kuss diese unerträgliche Gefühlskälte auszutreiben!
Mit einer Geste bat Grace ihre Gäste, sich zu setzen, eine Aufforderung, der Lucian nicht folgte, sondern stattdessen weiterhin neben dem Kamin stehen blieb, den Blick forschend auf sie gerichtet. Sie sah blass und zerbrechlich aus. Die dunklen Schatten unter ihren Augen zeugten davon, dass sie kaum geschlafen haben durfte, doch gleichzeitig strahlte sie eine innere Stärke aus, die ihr nicht erlaubte, endgültig zusammenzubrechen.
„Ich glaube, Lord Darius … der Duke …“ Grace hielt kurz inne. „Ich glaube, er trifft alle Anstalten für unsere baldige Rückkehr nach Winton Hall.“
Arabella hatte sich neben sie auf das Sofa gesetzt und ergriff jetzt ihre Hand. „Du ziehst dich aufs Land zurück?“
„Meine Tante möchte, dass mein Onkel in Worcestershire beigesetzt wird.“
Arabella warf ihrem Bruder einen Blick zu. „Du wirst Grace gewiss begleiten, nicht
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