Historical My Lady Spezial Band 1 (German Edition)
den Augen. „Entschuldigen, Euer Gnaden?“
Dieses Mal zog er es vor, sie nicht für ihre Förmlichkeit zu schelten. „Ich bin in ausgesprochen … reizbarer Stimmung. Aber ich sollte meine schlechte Laune wirklich nicht an Ihnen auslassen.“
Sie lächelte zaghaft. „Selbst dann nicht, wenn ich der Grund für Ihre schlechte Laune bin?“
„Aber das sind Sie doch gar nicht. Zumindest nicht ausschließlich“, fügte er neckend hinzu. „Sie haben keine Geschwister, Jane, oder?“
„Nein, Euer Gnaden“, bestätigte sie mit plötzlich heiser klingender Stimme.
Was hatte er nur gesagt, dass Jane die Augen senkte und die Hände so verkrampfte? Sosehr es ihn störte, dass sie ihm ihre Probleme nicht anvertrauen wollte, konnte er es doch nicht ertragen, ihr noch mehr Kummer zu bereiten.
Übertrieben dramatisch schüttelte er den Kopf. „Jane, Sie ahnen ja nicht, wie glücklich Sie sich schätzen können.“
„Glücklich, Euer Gnaden?“
Er verzog das Gesicht zu einer kläglichen Grimasse. „Ich habe zwei jüngere Brüder und eine noch jüngere Schwester. Und sie alle scheinen entschlossen zu sein, mich vor meiner Zeit altern zu lassen!“
Jane musste lächeln. „Auf welche Weise, Euer Gnaden?“
„Auf jede Weise!“
„Erzählen Sie mir von ihnen“, bat Jane, gegen ihren Willen amüsiert.
Er lehnte sich in die Polster zurück. „Lucian ist achtundzwanzig Jahre alt und, seit er gleich nach Bonapartes Niederlage sein Offizierspatent verkaufte, mürrisch und unnahbar. Sebastian ist sechsundzwanzig und genießt nichts mehr, als sich in jeden Skandal verwickeln zu lassen, den Sie sich vorstellen können, und in manche, von denen ich hoffe, dass Sie davon keinerlei Vorstellung haben.“ Er schüttelte voller Abscheu den Kopf. „Was Arabella angeht … Meine Schwester zählt erst achtzehn Jahre und hatte kürzlich ihre erste Londoner Saison.“
Seine letzte Bemerkung wurde mit so viel Gefühl ausgesprochen, dass Lady Arabellas erste Saison wohl nicht so erfolgreich verlaufen war, wie der Duke es sich vorgestellt hatte.
„Sie ist sehr jung, Euer Gnaden. Es wird noch viele Gelegenheiten für sie geben, einen Heiratsantrag zu bekommen.“
Hawk schmunzelte. „Sie haben mich missverstanden, Jane. Meine Schwester hat in den vergangenen Monaten zahlreiche Anträge erhalten, sich aber geweigert, einen davon anzunehmen!“
Dass er ihr das erlaubt hatte, zeigte zumindest, dass er nachsichtiger mit seinen jüngeren Geschwistern war, als er zugeben wollte. Jane zuckte die Achseln. „Vermutlich hat Lady Arabella keinen dieser Männer lieben können.“
„Lieben, Jane? Was hat eine Ehe denn mit Liebe zu tun?“
„Oh. Aber …“ Sie unterbrach sich betroffen. Ihre eigene Mutter hatte schließlich auch nicht aus Liebe geheiratet, sondern weil sie ein Kind erwartete.
Diente die Ehe wirklich nur dem Zweck, Kinder in die Welt zu setzen, die man aus Pflichtgefühl gebar, nicht aus Liebe? Erwartete auch der Duke genau das von seiner Ehe – eine Gattin, die ihm legitime Kinder schenkte, vor allem den nötigen Erben seines Titels, während er sich zweifellos eine Geliebte in der Stadt hielt und sein Leben lebte, wie es ihm gefiel?
War es etwa das, was alle Gentlemen des ton sich von ihrer Ehe versprachen?
Dann war Jane froh, dass sie nicht zur feinen Gesellschaft gehörte.
Mit ihren zweiundzwanzig Jahren wusste sie bereits nur zu gut, was es hieß, nicht geliebt zu werden, als dass sie sich für den Rest ihres Lebens mit einer solchen Gefühlskälte zufriedengeben könnte. Lieber blieb sie eine alte Jungfer, als in einer lieblosen Ehe lediglich geduldet zu sein.
Aber wer würde sie schon heiraten wollen? Sie war die Tochter einer Frau, die während der Schwangerschaft von ihrem verheirateten Liebhaber im Stich gelassen worden war.
„Jane?“
Sie zuckte zusammen. Sie war unvorsichtig gewesen und hatte ihre Gedanken schweifen lassen, erkannte sie mit Schrecken. Und die seltsamen goldbraunen Augen des Dukes sahen viel zu viel, als dass man sich eine solche Unachtsamkeit erlauben dürfte.
Heute sah er wieder unglaublich gut aus in seinem königsblauen Gehrock, dem schneeweißen Hemd, der blassblauen Satinweste und den cremefarbenen Pantalons. Energisch wies sie sich zurecht. Solche Gedanken konnte sie sich nun wirklich nicht erlauben, nachdem sie sich gerade klargemacht hatte, wie schlecht es um ihre Heiratschancen stand.
Sie zwang sich zu einem Lächeln. „Ihre Geschwister klingen gar nicht so übel, Euer
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