Historical My Lady Spezial Band 1 (German Edition)
Gnaden.“
Er schnaubte spöttisch. „Das sagen Sie nur, weil Sie sie nicht kennen.“
Hawk war aufgefallen, wie bedrückt Jane für einen Moment ausgesehen hatte. Dass mehr vorgefallen war als eine bloße Meinungsverschiedenheit mit Lady Sulby, daran hatte er keinen Zweifel. Und er war ebenso sicher, dass sie ihm auf keinen Fall davon erzählen würde.
Nachdenklich betrachtete er sie einen Augenblick. „Aber Sie werden sie bald kennenlernen. Zumindest Arabella“, fügte er hinzu, da ihm der Gedanke, sie könnte dem attraktiv-melancholischen Lucian oder dem spitzbübischen Sebastian begegnen, gar nicht so sehr gefiel.
Trotz all seiner Klagen mochte Hawk seine Brüder sehr, allerdings kannte er auch ihre Schwächen, und die Vorstellung, einer der beiden gut aussehenden Schurken könnte sich für die hübsche, unschuldige Jane interessieren, war ihm mehr als unangenehm.
„Wann sollte ich dazu Gelegenheit haben, Euer Gnaden?“, fragte Jane verwundert.
„Die Saison ist vorüber, und meine Schwester Arabella ist nach Mulberry Hall zurückgekehrt.“
Also würde Lady Arabella St Claire bereits ungeduldig auf die Ankunft ihres ältesten Bruders warten? Nein, nach dem Wenigen, was Jane von der willensstarken jungen Frau gehört hatte, war das wohl nicht sehr wahrscheinlich.
Doch ob nun in freudiger Erwartung oder nicht, Lady Arabella würde auf Mulberry Hall sein, wenn der Duke ankam. Und mit mir an seiner Seite, dachte Jane. Wie wollte er die Anwesenheit einer unbekannten Frau erklären, die den langen Weg aus Gloucestershire mit ihm gemeinsam – und ohne Anstandsdame – in der Kutsche gereist war?
„Oh, sicher“, sagte sie nur leise und senkte den Blick. „Ich …“ Sie benetzte die plötzlich trockenen Lippen. „Welche Erklärung werden Sie Lady Arabella für meine Anwesenheit geben, Euer Gnaden?“ Sie sah ängstlich auf. „Schließlich wird sie wissen, dass ich nicht Ihr Mündel bin.“
Er hob die dunklen Augenbrauen. „Warum sage ich ihr nicht einfach die Wahrheit, Jane? Dass Sie mich angefleht haben, Sie mitzunehmen.“
Fassungslos starrte sie ihn an.
Was er seiner Dienerschaft über sie mitteilen wollte, war ihr recht gleichgültig gewesen. Sie hatte kaum einen Gedanken daran verschwendet. Schließlich konnte sie davon ausgehen, dass keiner der Diener es wagen würde, den Duke wegen seiner Handlungen zur Rede zu stellen. Eine eigenwillige junge Schwester hingegen würde ihre Anwesenheit wohl kaum wortlos zur Kenntnis nehmen.
Aha, dachte Hawk. Endlich hatte er sie also aus ihrer kühlen Reserviertheit herausgerissen. Andererseits kränkte es ihn, dass Jane, ihrem betroffenen Gesichtsausdruck nach zu urteilen, jetzt seine Motive infrage zu stellen schien. Und dass sie befürchtete, dass seine kleine Schwester diese Zweifel teilen könnte.
Bevor er den Titel geerbt hatte, hatte er ein ähnlich ausschweifendes Leben geführt wie Sebastian jetzt. Jahrelang hatte er mit seinen leichtlebigen Freunden gezecht und sich mit Dirnen herumgetrieben. Doch als Duke hatte er sein Leben notwendigerweise anders gestalten müssen. Nach außen hin gab er sich kühl und distanziert, und seine Affären hielt er, wie Sebastian neulich zu seinem Leidwesen festgestellt hatte, diskret vor der Öffentlichkeit verborgen. Dass Jane auch nur einen Moment denken konnte, er würde sie als Geliebte mit nach Mulberry Hall bringen, war unerhört.
So unerhört, dass er sie für ihr Misstrauen ein wenig leiden lassen wollte.
„Bleiben Sie unbesorgt, Jane“, meinte er leichthin und lehnte sich gemächlich zurück. „Niemand, nicht einmal meine Schwester, wird es wagen, die Position, für die ich Sie in meinem Haushalt vorgesehen habe, infrage zu stellen.“
Jane erschrak. Was für eine Position meinte er? Hatte sie den Duke bisher missverstanden? Er war doch so besorgt darüber gewesen, dass sie ohne Begleitung in seiner Gesellschaft reiste. Erwartete er etwa von ihr, ihn für seine Hilfe zu entschädigen, indem sie seine Geliebte wurde?
„Kommen Sie, Jane.“ Er beugte sich abrupt vor und ergriff ihre Hände. „Als wir vor zwei Tagen gemeinsam in den Dünen waren, haben Sie mir nicht den Eindruck vermittelt, Sie würden meine … Aufmerksamkeiten abstoßend finden.“
Tatsächlich fand Jane nichts abstoßend am Duke of Stourbridge. Die leichte Berührung ihrer Hände reichte aus, damit sie wieder jenes Verlangen verspürte, das sie in den Dünen so verwirrt hatte. Seitdem hatte sie immer wieder davon geträumt,
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