Historical My Lady Spezial Band 1 (German Edition)
sich, um sich zu seiner Schwester zu gesellen.
Arabella sah ihn nur ungnädig aus ihren großen braunen Augen an. „Ich weiß nicht, was dich veranlasst hat, Miss Smith herzubringen, Hawk.“
Sie ist so schnell vom Mädchen zur jungen Frau herangewachsen, wurde Hawk plötzlich bewusst. Zum ersten Mal war er nicht sicher, wie er das Gespräch beginnen sollte. Ihm war gewiss nicht nach Schmeicheln zumute, aber offen ihr Verhalten zu kritisieren, das in seinen Augen aus reinem Trotz entsprang, könnte dazu führen, dass sie etwas völlig Unbesonnenes tat.
Also beschloss er, zunächst die Kränkung zu ignorieren, die ihre Worte für Jane bedeuteten – und natürlich auch für ihn. „Du magst Miss Smith nicht?“
„Das habe ich nicht gesagt. Ich frage mich bloß, ob es sich schickt …“
„Ich rate dir, diesen Gedanken nicht weiter zu verfolgen, Arabella!“, unterbrach Hawk sie brüsk. „Es soll dir genügen zu wissen, dass Janes Anwesenheit hier völlig unschuldiger Natur ist.“
Sie hob höhnisch die Augenbrauen. „Ich soll glauben, Miss Smith sei lediglich zu meiner Unterhaltung hier?“
„Genau so ist es. Aber ich habe dich nicht hergebeten, um über Jane Smith zu sprechen, Arabella.“
„Ich bezweifle, dass du mich wirklich gebeten hast“, meinte Arabella grollend. „Auch wenn Miss Smith versucht hat, es so klingen zu lassen“, fügte sie spöttisch hinzu.
Hawk schüttelte den Kopf. „Wir werden später auf Jane zurückkommen. Im Augenblick möchte ich nur über dich reden, Arabella. Du warst seit deiner Rückkehr vor fast zwei Wochen völlig allein auf Mulberry Hall. Ich frage mich, wie du dir in diesen zwei Wochen die Zeit vertrieben hast.“
„Lucian ist noch ein paar Tage geblieben, nachdem er uns hierher begleitet hatte. Und da wir schon über Lucian reden …“
„Was wir gar nicht tun“, warf Hawk heftig ein.
„Sollten wir aber besser“, entgegnete seine Schwester keck. „Hast du kürzlich mit ihm gesprochen?“
„Nein, seit Wochen schon nicht. Warum?“, fragte Hawk misstrauisch.
Arabella seufzte. „Er kommt mir so … verändert vor. So verhärtet, fast bitter.“
„Der Krieg verändert die Menschen manchmal auf diese Weise, Arabella.“ Hawk winkte ungeduldig ab. „Ich bin sicher, das geht vorüber. Eben sprachen wir aber gerade über dich“, erinnerte er sie entschlossen.
Sie begegnete seinem Blick für einen Moment und zuckte dann gelassen mit den Schultern. „Ich war gezwungen, mir mit Lesen und Sticken die Zeit zu vertreiben.“
„Und von Jenkins höre ich, dass du auch jeden Tag ausgeritten bist. Stimmt das? Und zwar ohne deinen Stallknecht?“
„Na, wenn schon!“, brachte Arabella spitz hervor.
Sie liebte und bewunderte jeden ihrer großen Brüder, Sebastian vielleicht am meisten, weil er ihr im Alter am nächsten stand. Lucian, so schweigsam und verschlossen, seit er aus dem Krieg zurückgekehrt war, war früher immer ihr Beschützer gewesen. Er hatte ihr aufgeholfen, wann immer sie gefallen war. Hawk hingegen – er war stets so beschäftigt mit Geschäften, die den Besitz der St Claires betrafen. Bei den seltenen Gelegenheiten, zu denen er sich in Gesellschaft begab, verhielt er sich hochmütig und abweisend. Hawk war der Bruder, dessen Anerkennung Arabella immer gesucht hatte, dem sie am meisten gefallen wollte.
Und sie wusste, dass ihr Verhalten während ihrer ersten Saison ihm alles andere als gefallen hatte.
Hawk war allerdings auch der Duke of Stourbridge, zu dem man aufsah und den man respektierte, wo immer er erschien. Arabella war sich bewusst, dass sie mindestens die Hälfte aller Heiratsanträge nur erhalten hatte, weil Hawk ihr Bruder war. Die übrigen Bewerber um ihre Hand hatten vielleicht wirklich geglaubt, in sie verliebt zu sein. Aber Arabella, entschlossen, nur einen Mann zu heiraten, den sie ebenso liebte und bewunderte wie ihre Brüder, hatte die Gefühle dieser Männer einfach nicht erwidern können.
Zum ersten Mal in ihrem jungen Leben wusste sie, dass sie ihren ältesten Bruder wirklich verärgert hatte. Es schmerzte noch immer zutiefst. Allerdings hatte sie gehofft, mit Hawk reden und ihm ihre Gründe erklären zu können. Doch statt allein mit ihm zu sein, musste sie feststellen, dass er von einer jungen Frau begleitet wurde – noch dazu einer atemberaubend schönen jungen Frau!
Miss Jane Smith.
Was sollte sie von diesem äußerst seltsamen Umstand halten? Was sollte sie von Miss Jane Smith halten?
Nach Arabellas
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