Historical My Lady Spezial Band 1 (German Edition)
Doch dass die Konstabler auf der Suche nach ihr waren, dass sie sie für den Diebstahl an Lady Sulbys Schmuck festnehmen würden, verlor jede Bedeutung angesichts der Tatsache, dass Hawk ihr offensichtlich nicht glaubte, dass sie nichts von dem Verschwinden des Schmucks wusste.
Mit wachsendem Groll über die verfahrene Situation beobachtete Hawk Janes betroffene Miene. Falls sie auch nur für einen Moment glaubte, er fände Vergnügen an diesem Gespräch …
„Ich weiß, wie aufgebracht Sie an jenem Tag waren.“ Sein Ton wurde ein wenig sanfter. „Ich verstehe auch, dass Lady Sulby Sie auf irgendeine Weise tief verletzt haben muss …“
„Wie können Sie es nur wagen?“, unterbrach Jane ihn hitzig. Ihre eben noch leichenblassen Wangen erröteten wieder heftig. „Wie können Sie dastehen und mich verurteilen, und das auf das Wort einer Frau hin, die mir bei unserem letzten Gespräch nichts als Hass entgegenbrachte?“
Auf keinen Fall hatte Hawk vorgehabt, sie zu verurteilen. Er wollte ihr helfen, aber das konnte er erst tun, wenn Jane ihm verriet, warum sie die Sulbys an jenem Tag verlassen hatte.
„Es ist nicht nur Lady Sulbys Wort, Jane“, sagte er leise.
„Wer beschuldigt mich noch?“
„Miss Olivia Sulby …“
Jane schnaubte verächtlich. „Sie ist aus dem gleichen Stoff wie ihre Mutter. Ihre Meinung zählt nicht.“
„Darin irren Sie sich. Olivia Sulbys Aussage ist genauso gültig wie die ihrer Mutter. Und Olivia Sulby behauptet, dass sie sich genau erinnert, Sie zusammen mit ihrer Mutter in deren Zimmer vorgefunden zu haben, in einer Hand die Schmuckschatulle. Und das am Tag vor Ihrer plötzlichen Flucht.“
Jane versuchte, sich an jenen Tag vor einer Woche zurückzuerinnern. Es war der Tag, an dem die Gäste zu Lady Sulbys Abendgesellschaft gekommen waren. Der Tag, an dem sie Hawk kennengelernt hatte …
Sie wusste noch, wie sie nach oben gegangen war, um Lady Sulbys Stola zu holen, und dabei tatsächlich den Schmuckkasten entdeckt hatte. Doch dann war sie von der Ankunft der imposanten Kutsche des Duke of Stourbridge abgelenkt worden.
Danach folgte die folgenschwere erste Begegnung mit ihm auf der Treppe und Lady Sulbys bissige Bemerkung, Jane habe ihr die falsche Stola gebracht. Und so war sie wieder hinaufgegangen, zutiefst gedemütigt, nur um festzustellen, dass der Duke Zeuge der Zurechtweisung geworden war.
Und jetzt erinnerte sie sich auch daran, wie heftig Lady Sulbys Reaktion gewesen war, als sie kurze Zeit später in ihr Zimmer kam, Olivia gleich hinter ihr.
Jane erinnerte sich auch an Olivias triumphierenden Blick, als ihre Mutter sie misstrauisch gefragt hatte, ob sie in die Schatulle geschaut hatte. Am folgenden Tag hatte sie allerdings den Grund für Lady Sulbys Besorgnis erfahren. Im Schmuckkasten waren die Briefe versteckt gewesen, die Janette an ihren Geliebten geschrieben hatte.
Und jetzt glaubte Hawk – der Mann, der sie erst am Abend zuvor auf intimste Weise geküsst und erregt hatte – dem Wort zweier so bösartiger Frauen eher als ihr!
„Jane, ich kann Ihnen nicht helfen, wenn Sie nicht ehrlich zu mir sind“, drängte er sie.
Sie war entschlossen, sich nicht ansehen zu lassen, wie sehr sein Mangel an Vertrauen sie verletzte. Stolz hob sie das Kinn. „Ich erinnere mich nicht, Sie um Ihre Hilfe gebeten zu haben, Euer Gnaden.“
„Sie ziehen es vor, festgenommen und eingesperrt zu werden?“ Offensichtlich war er kurz davor, die Geduld zu verlieren.
Jane lächelte traurig. „Für etwas, das ich nicht getan habe?“
Als amtierender Friedensrichter kannte Hawk die Wege des Gesetzes viel besser als Jane. Mit zwei so glaubwürdigen Zeugen gegen sie und in Anbetracht der Tatsache, dass sie aus Markham Park geflohen war, würde Jane schuldig gesprochen werden.
Unbeherrscht trat er vor, packte sie hart an den Schultern und zwang sie, ihn anzusehen. „Verstehen Sie denn nicht, Jane, dass es keine Rolle spielen wird, ob Sie schuldig sind oder nicht?“
„Aber natürlich wird es eine Rolle spielen!“, konterte sie heftig, Tränen in den Augen. „Ich weiß nichts von dem Diebstahl. Nichts!“, wiederholte sie verzweifelt. „Ich weiß nur, dass Lady Sulby mich hasst, wie sie auch meine Mutter gehasst hat …“
„Ihre Mutter, Jane?“, hakte Hawk sanft nach. „Sagten Sie nicht, Ihre Mutter sei bei Ihrer Geburt gestorben?“
„Das stimmt auch. Aber …“ Wieder hielt sie inne, als ihr bewusst wurde, dass sie im Begriff stand, mehr zu verraten, als er
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