Historical My Lady Spezial Band 1 (German Edition)
mochten, sie waren nichtsdestotrotz für Sie verantwortlich. Gefühllos vielleicht …“
„Vielleicht?“, wiederholte Jane zornig.
Er nickte ungnädig. „Sie hatten zu essen und zu trinken und ein Zuhause, Jane. Das ist mehr, als so manchen mittellosen Waisen zuteilwird.“
„Und dafür soll ich dankbar sein? Ich soll mich ducken und unterwürfig sein und für jeden Brotkrumen dankbar, den ich in den letzten zwölf Jahren zu mir nehmen durfte?“
„Ja.“ Der Duke griff dieses Mal nach ihrem Arm, offenbar zu wütend, um die Hände von ihr zu lassen. „Ich gebe zu, auch ich fand Lady Sulby verachtenswert. Zweifellos hat sie Sie ungerecht behandelt, aber das ist keine Entschuldigung für das, was Sie getan haben!“
Verblüfft sah Jane ihn an, mehr als nur ein wenig erschrocken über die Heftigkeit, mit der er sprach. Sie hatte ihn öfter wütend erlebt, als ihr lieb war, und war oft genug der Grund für seine Wut gewesen, aber nie war er so zornig gewesen wie jetzt.
„Was ich getan habe?“, wiederholte sie langsam. „Was habe ich denn getan, das so verwerflich wäre?“ Sie schüttelte verwundert den Kopf. „Was genau haben Sie über die Sulbys erfahren, Euer Gnaden? Und von wem?“
„Von wem, tut nichts zur Sache.“
„Doch, das tut es!“, rief sie aufgebracht. „Ihr Ton ist anklagend, und ich finde es sehr ungerecht von Ihnen, auf diese Weise mit mir zu sprechen, ohne mir zu sagen, wer mein Ankläger ist.“
Eine ganze Weile sah er sie nur stumm und forschend an, dann ließ er abrupt ihren Arm los und schritt wieder zum Fenster, wo er mit dem Rücken zum Raum stehen blieb.
„Als wir vor vier Tagen hier ankamen, schickte ich Andrew Windham, meinem Sekretär in London, eine Nachricht, in der ich ihn bat, Nachforschungen anzustellen. Er sollte, falls möglich, herausfinden, was die Sulbys nach Ihrem Verschwinden taten. Ich war der Meinung – zu Recht, wie ich glaube –, dass es falsch von mir wäre, Sie in meinem Haushalt aufzunehmen, ohne wenigstens zu prüfen, ob die Sulbys in der Zwischenzeit nicht womöglich die ganze Gegend nach Ihnen absuchten.“
„Ich versichere Ihnen, das haben sie nicht getan“, meinte Jane verächtlich. „Und Sie hatten kein Recht, Nachforschungen …“
„Ich hatte jedes Recht dazu!“ Hawk fuhr aufgebracht zu ihr herum. „Verdammt, Jane, die Sulbys hätten womöglich die Seen und Wälder nach Ihrem leblosen Körper durchsuchen lassen können!“
Seine Heftigkeit gab Jane zu denken. „Und?“, fragte sie unruhig.
Er straffte die Schultern. „In dem Bericht, den ich heute Morgen erhielt, heißt es, dass Lady Sulby nach Ihrem Verschwinden einen Nervenzusammenbruch erlitt und zu ihrem Bruder in Great Yarmouth gebracht werden musste, um sich dort an der frischen Seeluft zu erholen.“
Fassungslos schüttelte Jane den Kopf. „Wollen Sie damit sagen, dass ich der Grund für Lady Sulbys angeblichen Nervenzusammenbruch war?“
„Sie zweifeln die Informationen meines Sekretärs an?“
„Ganz und gar nicht.“ Sie seufzte erschöpft auf. „Ich bezweifle nur, dass Lady Sulby etwas anderes als tiefe Freude darüber empfindet, mich endlich losgeworden zu sein.“
Der Duke schwieg einen Moment. „Vielleicht“, meinte er schließlich kühl. „Aber mir wurde mitgeteilt, dass nicht nur Ihr Weggang den bedauerlichen Zustand der Dame hervorrief, sondern auch der Verlust ihres Schmucks.“
Sie blinzelte verständnislos. Lady Sulbys Schmuck? Konnte Hawk sich auf den einzigen wertvollen Schmuck in Lady Sulbys Besitz beziehen – die Diamantenkette und – ohrringe, die Sir Barnaby ihr zu ihrer Hochzeit vor fünfundzwanzig Jahren geschenkt hatte?
Aber was hat das mit mir zu tun?
„Einige wertvolle Stücke aus Lady Sulbys Schmuckschatulle verschwanden am selben Tag wie Sie, Jane“, fuhr der Duke ungerührt fort.
Sie sah ihn ungläubig an. Er konnte unmöglich glauben … „Ich weiß nichts von dem Schmuck!“, stieß sie aufgeregt hervor. „Hawk, Sie glauben doch nicht ernstlich, dass ich …“
„Was ich glaube oder nicht glaube, ist nicht wichtig“, sagte er grimmig.
Sie ballte verzweifelt die Hände zu Fäusten. „Für mich ist es wichtig.“
„Tatsache ist, dass an dem Tag, als Sie davonliefen, auch Lady Sulbys Schmuck verschwand. Die Angelegenheit wurde den zuständigen Behörden gemeldet, und es gibt den Befehl zur Auffindung des Schmucks. Und zu Ihrer Festnahme. Verstehen Sie, was das heißt, Jane?“
Sie verstand sehr gut, was das hieß.
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