Historical My Lady Spezial Band 1 (German Edition)
nachdenklich auf den Fenstersitz, öffnete den Riegel und ließ die frische Frühlingsluft in die stickige kleine Schlafkammer. Vielleicht, gab sie schließlich ein wenig spöttisch zu.
Die Gentlemen, die sie während der Saison kennenlernen würde, würden im Vergleich zu ihm bestimmt recht blass erscheinen. Falls Francis Wynter einem von ihnen überhaupt erlaubte, sich ihr so weit zu nähern, dass sie Vergleiche anstellen konnte. Grace seufzte tief auf, kehrte zu ihrem Bett zurück, blies die Kerze aus und legte sich schläfrig auf die weiche Matratze.
Francis’ mehr als lästige Vertraulichkeit ihr gegenüber hatte sie heute ganz besonders geärgert. Sein Wunsch, sie für sich zu gewinnen, war nur allzu deutlich geworden. Aber gewiss zogen ihr Onkel und ihre Tante doch keine solche Verbindung für sie in Betracht? Falls doch, wäre das die erste Meinungsverschiedenheit, die sie mit den beiden je gehabt hätte. Denn Grace hatte nicht die Absicht, weder jetzt noch in Zukunft, einen Antrag von Francis Wynter anzunehmen.
Stattdessen wollte sie jetzt an den so viel aufregenderen Lord Lucian denken. Sie drückte ein Kissen an sich und begann zu träumen. Gegen ihren Willen wurde sie von einem verschmähten Liebhaber gefangen gehalten, und Lucian St Claire kam auf seinem Hengst angeritten, um sie zu retten und sie auf sein verlassenes Schloss zu bringen. Was allerdings passieren sollte, sobald sie dieses Schloss erreicht hatten, wusste Grace nicht so genau – außer vielleicht, dass er sie mit seinen aufregenden Lippen küssen und mit seinen starken und doch eleganten Händen ihren Leib streicheln sollte.
Bei dem Gedanken an eine solche Berührung wurde ihr plötzlich seltsam heiß. In ihren Brüsten begann es zu pochen, und zwischen ihren Beinen verspürte sie ein ungewohntes Ziehen, als sie sich überlegte, wie Lucian St Claire wohl ohne seine perfekt sitzende Kleidung aussehen mochte. Seine Schultern waren gewiss breit und stark, seine Brust ebenso, sein Bauch flach, seine Schenkel …
Hier stockte sie notgedrungen, da sie kein Wissen darüber hatte, wie ein Mann unterhalb der Taille aussah, und sie so ihre Fantasie nicht weiterspinnen konnte. Doch schon das Wenige, das sie sich vorgestellt hatte, bewirkte, dass ihr noch heißer wurde. Die Spitzen ihrer Brüste kribbelten, zwischen ihren Schenkeln spürte sie ein pochendes Sehnen, ein bebendes Entzücken, wie sie es nie zuvor erlebt hatte. Seufzend presste sie die Beine zusammen, berührte sich fast verwundert und spürte, wie feucht sie war, wie ungewohnt empfindlich.
Um wie viel erregender wäre es, wenn Lucian St Claire sie auf diese Weise berührte. Und sie würde sich zurücklehnen und sich ihm schamlos öffnen, damit er …
Grace stöhnte sehnsüchtig auf und drehte sich auf die Seite, das Gesicht heiß vor Verlegenheit über ihre eigenen unzüchtigen Gedanken, die Augen fest verschlossen vor weiteren Bildern dieser Art. Ungeduldig ermahnte sie sich, gefälligst einzuschlafen.
Er hatte mehr Brandy getrunken als gewöhnlich während der Stunde, in der ihm Francis Wynters Gesellschaft aufgezwungen worden war. Das konnte Lucian spätestens dann nicht mehr leugnen, als er auf dem Weg die Treppe hinauf leicht wankte, sodass das Licht der Kerze in seiner Hand flackerte.
Wynter war wohl der furchtbarste Langweiler, dem Lucian je das Pech gehabt hatte zu begegnen. Miss Grace Hetherington war gewiss nicht zu beneiden, falls sie beabsichtigte, den Antrag des Mannes anzunehmen. Wahrscheinlich wäre Wynter im Ehebett genauso langweilig wie in jeder anderen Hinsicht!
Aber das ist nicht deine Angelegenheit, sagte er sich spöttisch und konzentrierte sich lieber darauf, in seinem betrunkenen Zustand die Treppe zu meistern. Weder Wynters Fähigkeiten im Schlafzimmer noch die Frage, ob die Schönheit Grace Hetheringtons an einen solchen Narren verschwendet wurde, gingen ihn etwas an. Zweifellos würden beide sehr gut miteinander auskommen, sollte es tatsächlich zu dieser Heirat kommen. Er selbst hatte jedenfalls nicht die Absicht, an diese liebreizende junge Dame oder ihre Zukunft – ob diese nun Francis Wynter als ihren zukünftigen Gatten einschloss oder nicht – auch nur einen weiteren Gedanken zu verschwenden. Was er jetzt brauchte, war sein Bett und acht Stunden völlige Besinnungslosigkeit – in der Hoffnung, er würde diese Nacht nicht von den Albträumen gequält werden, die ihn seit jener grauenhaften Schlacht bei Waterloo so oft
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