Historical Mylady Spezial Band 2
war er nicht in der Stimmung, sie mit Schmeicheleien oder Bitten zu einer Weiterfahrt zu überreden. Sie mussten unbedingt sofort abreisen und Winton Hall erreichen, wo Darius hoffentlich jeden weiteren Anschlag verhindern konnte.
Außerdem plante er, einen der Pferdeknechte nach London zu schicken und Bancroft über diesen zweiten Unfall zu unterrichten. Denn so fest Darius davon überzeugt war, dass das Gasthaus bis zum Morgen völlig dem Erdboden gleichgemacht sein würde, so sicher war er, dass dieses Feuer ihm und Arabella gegolten hatte.
„Ich werde den Rest des Tages mit den Angelegenheiten meines Gutes beschäftigt sein“, teilte Darius seiner Braut mit, nachdem er sie zu ihrem Schlafzimmer auf Winton Hall begleitet hatte. „Ich schlage vor, du nutzt die Zeit, um dich auszuruhen und von deinen Strapazen zu erholen.“
Zu Arabellas Erleichterung waren nur wenige Mitglieder des Personals Zeuge ihrer Ankunft geworden, als sie etwa fünf Stunden später in ihrem zerzausten Zustand ankamen. Die meisten schliefen noch, und die wenigen Stubenmädchen, die schon auf waren, hatten schon damit angefangen, das Haus für ihren Herren und ihre neue Herrin vorzubereiten.
Arabella hatte sich einen gebührenden Empfang ausgemalt, bei dem die Bediensteten in einer Reihe vor dem Haus darauf warteten, ihrer neuen Herrin vorgestellt zu werden. Doch kaum hatte die Kutsche gehalten, war Darius schon ausgestiegen und hatte es einem der Pferdeknechte überlassen, Arabella herunterzuhelfen. Rasch war er die Stufen zum roten Backsteingebäude hinaufgeeilt und durch die offene Tür in die Marmorhalle getreten. Irgendwie war es ihm gelungen, mit einer Selbstsicherheit aufzutreten, als wäre er aufs Eleganteste gekleidet und nicht nur in seinem Brokatmorgenmantel!
Arabella hatte ihren Umhang fester um sich gezogen und war ihrem Mann in einem sehr viel langsameren Tempo gefolgt, um sich die Zeit zu nehmen, ihr prachtvolles, riesiges neues Zuhause in Ruhe anzusehen.
Das elegante Hauptgebäude ragte majestätisch drei Stockwerke hoch empor, Flügel ähnlichen Ausmaßes erstreckten sich zu seinen beiden Seiten, als wollten sie einen herzlich willkommen heißen. Eine Herzlichkeit, die dem Duke of Carlyne jedoch in diesem Moment völlig abging, denn er bedachte seine Frau mit einem eher herablassenden Blick!
Außerdem wusste Arabella nicht, von welchen Strapazen er eigentlich sprach. Von der Enttäuschung, dass ihrem Liebesspiel so entschieden ein Ende bereitet worden war? Oder dem Brand und Darius’ seltsamer Verstimmung? Vielleicht meinte er aber auch die lange Kutschfahrt, die sie in eisigem Schweigen hinter sich gebracht hatten.
Was immer er auch gemeint hatte, Arabella besaß ganz gewiss nicht den Wunsch, noch länger in der Gesellschaft ihres Mannes zu verbringen. Nicht, solange er in dieser Laune war. „Falls es dir nicht aufgefallen sein sollte, Darius, muss ich dir sagen, dass dein Aufzug nicht minder … strapaziert ist als meiner.“
Darius war nicht entgangen, wie unzufrieden Arabella war – sowohl mit seinem Verhalten vor der Abreise als auch mit seiner Gedankenversunkenheit während der langen, öden Stunden in der Kutsche.
Er wünschte, er könnte ihr seine Sorge anvertrauen, seine Angst, ihr könnte etwas zustoßen. Doch sein Schwur verbot es ihm, und es blieb Darius nichts anderes übrig, als die nötigen Erkundigungen sofort einzuholen, ohne Arabella etwas davon zu verraten.
Seine erste Aufgabe, sobald er morgen früh gebadet und sich angekleidet hatte, würde sein, die Dienerschaft zu befragen, die sie während der Reise begleitet hatten – also die Pferdeknechte, Arabellas Zofe und seinen Kammerdiener. Der Gedanke, einer von ihnen könnte ihn verraten haben, ob nun aus Nachlässigkeit oder mit voller Absicht, war Darius zuwider. Aber der Möglichkeit musste nachgegangen werden, bevor er sie verwerfen konnte.
„Das mag ja sein, Arabella“, antwortete er gelassen. „Aber ich bin es ohne Zweifel eher gewöhnt als du, eine Nacht mit wenig oder ohne Schlaf hinter mich zu bringen.“
Sie errötete heftig und ballte die Hände zu Fäusten. „Du wagst es, vor mir mit solchen Dingen zu prahlen?“
Erstaunt hob er eine Augenbraue, bis er amüsiert erkannte, dass sie glaubte, er spiele auf seine Ausdauer als Liebhaber an! „Aber kann es denn Prahlen genannt werden, wenn man nur die Wahrheit sagt?“
Arabella war so erschöpft, so entmutigt von der Richtung, die ihre Beziehung genommen hatte, dass sie an
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