Historical Mylady Spezial Band 2
gebracht?“
„Um einen Spaziergang im Sonnenschein zu machen? Um die frische Luft zu atmen? Um die Schönheit zu bewundern, die uns umgibt?“
Es war wirklich ein sehr schönes Fleckchen Erde, das musste Juliet widerwillig zugeben. Das Sonnenlicht drang durch das Laubdach der Bäume über ihnen und ließ die vielen rosafarbenen, gelben und violetten Blumen erstrahlen.
Nur dass Sebastian nicht die Blumen angesehen hatte, sondern sie, als er seine letzte Bemerkung gemacht hatte …
Heiß stieg ihr die Röte in die Wangen, während er sie noch immer mit unverhohlener Bewunderung ansah. „Das kann ich alles auch sehr gut von meinem Balkon aus genießen.“
„Ich glaube, hier können wir uns ungestörter unterhalten“, meinte er ernst.
Ihr gefiel die plötzliche Eindringlichkeit seines Blicks nicht. „Über welches Thema?“
„Wenn Sie sich zu mir gesellen wollen, werde ich es Ihnen sagen.“ Er hielt ihr zum zweiten Mal die Hand hin.
Noch immer blieb Juliet misstrauisch, doch gleichzeitig ärgerte sie sich auch über ihre eigene Unsicherheit. Sie war eine Frau von dreißig Jahren, verwitwet und Herrin eines Hauses und des kleinen Guts, auf das sie sich nach Edwards Tod zurückgezogen hatte. Und sie führte den Haushalt mit einer Kompetenz, die selbst sie erstaunte. Warum sollte also ein Mann, noch dazu jünger als sie, dem der Ruf eines Frauenhelden und unverbesserlichen Verführers vorausging, sie derart verunsichern?
Das kam doch gar nicht infrage!
„Sie benehmen sich überaus kindisch, Mylord“, sagte sie kühl, legte aber die Hand in seine und ließ sich von der Karriole herunterhelfen.
Doch statt ihre Hand zu nehmen, umfasste Sebastian sie an der Taille und hob sie schwungvoll in die Luft, als würde sie nichts wiegen.
Einen Moment lang befand sie sich in Augenhöhe mit ihm und ihr Körper war seinem gefährlich nahe, während sie ihm in die goldbraunen Augen blickte.
„Ich bestehe darauf, dass Sie mich sofort absetzen, Lord St Claire“, befahl sie atemlos.
„Und wenn ich mich weigere?“ Seine Miene drückte Belustigung aus.
Wütend funkelte sie ihn an. „Ich habe Sie gewarnt, Mylord!“
Seine Belustigung schien sich noch zu steigern. „Ein Kuss, Juliet“, sagte er heiser. „Ein Kuss, vielleicht lasse ich dann mit mir reden und … Au!“ Er schrie leise auf, als sie ihn hart gegen das Knie trat. Hastig ließ er sie herunter und rieb sich die schmerzende Stelle. „Das war nicht freundlich, Juliet“, beschwerte er sich.
„Eigentlich hätte ich Sie ganz woanders hintreten müssen!“, konterte sie reuelos.
Zu seiner eigenen Überraschung musste er lachen. „Dann muss ich Ihnen ja danken, dass Sie sich zurückgehalten haben. Sie … Wohin gehen Sie?“, rief er, als sie sich abwandte und entschlossen den Weg zurück einschlug. „Juliet?“ Er folgte ihr leicht humpelnd.
Abrupt wirbelte sie herum. „Ich habe die Absicht, nach Banford Park zurückzugehen, da Sie mich offenbar nicht hinbringen wollen.“
„Das ist wirklich nicht nötig …“
„Ich halte es sogar für sehr nötig, Lord St Claire“, entgegnete sie vorwurfsvoll. „Gegen besseres Wissen erlaubte ich Ihnen, mit mir auszufahren. Meine Zurückhaltung war jedoch völlig gerechtfertigt, wie Ihr Benehmen mir wieder einmal deutlich gezeigt hat.“ Sie öffnete ihren Sonnenschirm und setzte ihren Weg zurück nach Banford Park fort.
„Juliet!“ Sebastian konnte nur hilflos stehen bleiben und ihr enttäuscht nachsehen. Ihr Gesichtsausdruck blieb ihm zwar verborgen, aber die energische Art, mit der sie ausschritt, zeigte ihm, wie zornig sie war.
4. KAPITEL
J u liets Wut hatte sich noch immer nicht gelegt, als sie etwa zwanzig Minuten später Banford Park erreichte. Also war es vielleicht ganz gut, dass es der Earl war und nicht seine Countess, der ihr zufällig begegnete, sobald sie das Haus betrat. Juliet hatte noch keine Gelegenheit gehabt, das gestrige Gespräch mit Dolly Bancroft zu beenden.
Der Earl betrachtete sie forschend. „Sie sehen ein wenig … erhitzt aus, Lady Boyd. Wollen Sie sich nicht zu mir in mein Arbeitszimmer gesellen und eine kleine Erfrischung zu sich nehmen?“
„Ich fürchte, ich bin zurzeit keine sehr erfreuliche Gesellschaft, Mylord.“ Juliet war in der Tat ganz heiß zumute von ihrem langen Spaziergang, und nach dem jüngsten Debakel mit Sebastian St Claire war sie in keiner besonders guten Stimmung.
Lord Bancroft lächelte verständnisvoll. „Hat meine Frau wieder Unheil
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