Historical Mylady Spezial Band 2
stimmt“, gab Dolly amüsiert zu.
Schließlich gab es Sebastian auf, lustlos in seinem Frühstück herumzustochern, und lehnte sich zurück. „Ich spiele mit dem Gedanken, mich im Laufe des Vormittags zu verabschieden …“
„Das geht nicht!“, rief Dolly entsetzt. „Ich kann dir nicht erlauben, an so etwas auch nur zu denken“, fuhr sie ruhiger fort. „Damit würdest du meine Sitzordnung ganz durcheinanderbringen. Außerdem gebe ich morgen einen Ball, und gewiss wirst du die Töchter des hiesigen Landadels doch nicht der Möglichkeit berauben wollen, den berühmten Lord Sebastian St Claire kennenzulernen oder gar mit ihm zu tanzen!“
Sebastian erwiderte ihr spöttisches Lächeln nicht. „Es wäre gewiss nur zu ihrem Besten, wenn sie dieser Möglichkeit beraubt würden.“
„Was ist geschehen?“ Sie betrachtete ihn aufrichtig besorgt. „Du bist heute Morgen nicht wiederzuerkennen.“
„Du meinst, nicht so oberflächlich und geckenhaft wie sonst? Mit einem Hang zu ausschweifendem, liederlichem Benehmen?“ Er machte sich nicht die Mühe, seine Bitterkeit zu verbergen.
Dolly sah ihn fassungslos an. „Was in aller Welt redest du da?“
„Die Beschreibung ist doch aber sehr passend, findest du nicht?“
„Ganz und gar nicht!“ Dolly betrachtete ihn eingehender. „Wer hat so etwas zu dir gesagt? Doch nicht etwa Juliet?“, rief sie schließlich. „Habt ihr euch gestritten?“
Ein hartes, freudloses Lachen entfuhr seiner Kehle. „Ich glaube nicht, dass man es einen Streit nennen kann. Ich habe lediglich zugehört, während sie mir mitteilte, was sie von mir hält.“ Seine Miene wurde sogar noch düsterer. „Sie hat kein sehr schönes Bild von mir gezeichnet.“
„Nein, offensichtlich nicht. Und es kümmert dich so sehr, was sie von dir hält?“, erkannte Dolly scharfsinnig.
„Weil es nun einmal wahr ist!“
Dolly zuckte die Achseln. „Nichts leichter, als das zu ändern, wenn du es wirklich willst, nicht wahr?“
Er schnaubte. „Und wie, stellst du dir vor, soll ich das tun? Hawk ist der Duke, Lucian ist ein Kriegsheld, und für die Kirche bin ich nun mal nicht geschaffen! Nein, wie es aussieht, bin ich dazu verdammt, der nichtsnutzige Drittgeborene zu sein.“
„Bancroft erwähnte neulich, er sei auf der Suche nach einem Wildhüter … Nun, vielleicht doch nicht“, fügte Dolly hastig hinzu, als Sebastian ihren Scherz nur mit einem besonders eisigen Blick würdigte.
Aber sie hatte ihn damit an etwas erinnert. „Bancroft äußerte den Wunsch, mich heute Morgen zu sprechen. Hast du eine Ahnung, was er will?“
„Davon wird er dich gewiss bald selbst unterrichten.“
„Mit anderen Worten, du hast nicht die Absicht, es mir zu sagen, selbst wenn du es wüsstest“, sagte er trocken.
„Das möchte ich tatsächlich lieber nicht“, gab sie zu. „Aber was hast du nur getan, das Juliet dazu gebracht hat, so verletzende Dinge zu dir zu sagen? Darf ich fragen, was vor diesem … Ausbruch geschah?“
Unbehaglich senkte er den Blick. „Nein, Dolly, darfst du nicht. Nur so viel: Sie glaubt, mein Interesse an ihr sei ausschließlich auf eine Wette zurückzuführen.“
Dolly hob die Augenbrauen. „Na ja, solche Wetten werden nun einmal abgeschlossen, nicht wahr?“
„Aber keine, die die Countess zum Gegenstand hätte!“, verteidigte er sich heftig.
„Hast du ihr das gesagt?“
„Selbstverständlich.“ Er lächelte bitter. „Sie zog es vor, mir keinen Glauben zu schenken.“
„Hm.“ Dolly nickte nachdenklich. „Weißt du, ich stelle mir vor, dass das Leben an der Seite eines Mannes von so makellosem Ruf wie dem des Admirals Lord Edward Boyd nicht immer sehr angenehm gewesen sein könnte.“
„Du denkst, er war in seinem Privatleben vielleicht nicht so vollkommen?“
„Ich versuche lediglich zu ergründen, weshalb Juliet deinen liederlichen Lebensstil so verurteilt.“
Sebastian kniff nachdenklich die Augen zusammen. „Ich hoffe doch nicht, dass du und Boyd jemals …“
Sie lachte. „Nein, ganz gewiss nicht! Er war viel zu sehr Musterknabe, um eine Verbindung mit jemandem wie mir einzugehen. Und ich bin sicher, diese Art von Vollkommenheit kann sehr ermüdend sein, wenn man sie tagaus, tagein ertragen muss.“
Sebastian zuckte ungeduldig mit den Schultern. „Damit willst du ja wohl nicht andeuten, dass es so ermüdend gewesen sein könnte, dass sie auf den Gedanken kam, ihn die Treppe hinunterzustoßen, oder?“
„Ich sage nur, dass ich verstehen könnte,
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