Historical Mylady Spezial Band 2
kühl an. „Sind Sie nicht erleichtert, Mylord, dass ich Ihre Aufmerksamkeiten nicht ernst genommen habe?“
„Ich beabsichtigte nie, dass meine Aufmerksamkeiten, wie Sie es nennen, ernst genommen werden“, stieß er hervor.
„Selbstverständlich nicht. Jeder weiß, Lord St Claire nimmt nichts im Leben ernst!“
Wieder wollte sie ihn beleidigen. Und wieder erkannte Sebastian, dass er diesen Beleidigungen nichts entgegenzusetzen hatte.
Dolly hatte erklärt, dass er jederzeit die Möglichkeit hätte, seine Lebensweise zu ändern. Dass er, ob er nun ein dritter Sohn war oder nicht, keinesfalls gezwungen war, sein freizügiges Leben fortzuführen.
Bis vor einem Tag hatte Sebastian nie einen Grund gehabt, sein Leben infrage zu stellen. Und er war Juliet keinesfalls dankbar dafür, dass sie ihn in die unbequeme Lage versetzte, an sich selbst zu zweifeln.
„Wenn Sie mich entschuldigen wollen, Lady Boyd – ich bin verabredet.“ Er verbeugte sich eher nachlässig. „Verzeihen Sie bitte jede Kränkung, die ich Ihnen Ihrer Meinung nach zugefügt habe. Ich versichere Ihnen, dass dies weder von mir noch von Lady Bancroft beabsichtigt war.“ Er drehte sich abrupt um und schritt davon.
Mit Tränen in den Augen sah Juliet ihm nach. Sie wusste, dass Sebastian St Claire ihr nicht länger nachstellen würde. Sein Interesse an ihr war durch die Art, wie sie seine Lebensweise verurteilt hatte, endgültig erloschen.
6. KAPITEL
D u bist auch hier, Gray?“ Sebastian verbarg seine Überraschung nicht, als er pünktlich um zehn Uhr seinen Freund bereits im Arbeitszimmer des Earl of Banford vorfand.
Ebenso wenig verbarg er seinen Unwillen darüber, darum weigerte er sich, auf die Aufforderung des Earls hin Platz zu nehmen. Er hatte genug ähnliche Situationen mit seinem Bruder Hawk durchlebt, um sich jetzt widerspruchslos den Tadel anzuhören, den er erwartete. Einen Tadel, den er keinesfalls für gerechtfertigt hielt.
„Ich stehe lieber, danke“, versicherte er seinem Gastgeber und stellte sich mit dem Rücken zum Fenster.
Der Earl nickte. „Meine Frau sagte mir, Sie und Lady Boyd hätten gestritten …“
„Was zum …?“ Sebastian ballte die Hände zu Fäusten. „Dolly hatte kein Recht, Sie über unser Gespräch zu informieren.“
„Ich fürchte, sie hat es dennoch getan.“ Der Earl klang verständnisvoll, aber gleichzeitig auch entschlossen. „Sehen Sie, es ist nicht in unserem Interesse, dass Sie sich mit Lady Boyd entzweien.“
„In Ihrem Interesse?“, wiederholte Sebastian. „Wäre jemand so freundlich, mir zu sagen, was zum Henker hier vor sich geht?“
„Beruhige dich, alter Junge“, riet Gray ihm.
„Nein, ich denke nicht, dass ich das tun werde“, antwortete Sebastian mit zusammengebissenen Zähnen.
„Hör dir wenigstens an, was Bancroft dir zu sagen hat, bevor du ihn zum Duell herausforderst“, versuchte sein Freund ihn zu besänftigen.
Der Earl erhob sich, als sei auch er zu unruhig, um still zu sitzen. „Haben Sie sich vor zwei Wochen, als Sie meine Frau darum baten, die Countess einzuladen, nicht gefragt, wie es kam, dass sie dies bereits getan hatte?“
„Warum sollte ich?“ Sebastian zuckte mit den Achseln. „Die beiden Damen waren früher miteinander befreundet, nicht wahr?“
„Vielleicht“, gab der Earl zu. „Aber in diesem Fall hatte es mit Freundschaft nichts zu tun. Meine Frau schickte die Einladung an Lady Boyd auf meine Anweisung hin.“
Sebastian schüttelte den Kopf. „Leider muss ich sagen, dass ich kein Wort verstehe.“ Der Morgen hatte bisher in keiner Weise zur Besserung seiner Laune beigetragen, und das geheimnisvolle Gerede des Earls verstärkte seinen Verdruss nur noch.
„Sie sind sich doch gewiss der Gerüchte bewusst, die den Tod des Earl of Crestwood umgeben?“
„Fangen Sie auch noch damit an!“ Verärgert stellte Sebastian sich vor den Earl of Banford und sah ihn vorwurfsvoll an. „Noch gestern Abend vermittelten Sie jedem den Eindruck, die Countess in aller Freundschaft aufnehmen zu wollen. Und du“, er heftete den Blick wütend auf Gray, „hast mit ihr geflirtet, wann immer du mit ihr zusammenkamst. Soll ich jetzt etwa glauben, dass ihr beide sie für fähig haltet, ihren Mann getötet zu haben?“
„Das ist ja gerade der Punkt dieser Unterhaltung, Sebastian“, erwiderte Gray ruhig. „Die schlichte Antwort ist, dass wir nicht wissen, wozu die Dame fähig ist.“
„Boyd ist seit achtzehn Monaten tot“, sagte Sebastian kühl.
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