Historical Mylady Spezial Band 2
würde sonst gewiss einen ausführlichen Bericht über den Ball und seine Gäste von ihr wünschen, bevor Juliet sich endlich zur Ruhe begeben konnte. In den vergangenen Jahren hatten sie es sich zur Gewohnheit gemacht, vor dem Schlafengehen miteinander zu plaudern. Aber heute Abend war Juliet einfach zu müde, zu niedergeschlagen von den Ereignissen des Tages, um über langweilige Einzelheiten zu reden.
Also öffnete sie schweren Herzens die Tür zu ihrem Zimmer und entdeckte bedrückt, dass es von mehreren Kerzen erleuchtet war statt nur von einer einzigen an ihrem Bett – ein Zeichen, dass Helena tatsächlich auf sie wartete.
Doch dann sah Juliet, dass es nicht nur wenige Kerzen waren, sondern Dutzende. Auf jeder vorhandenen Oberfläche! Es waren so viele, dass das Schlafzimmer wie in Sonnenlicht gebadet schien.
Was ging hier vor?
„Schließ die Tür, Juliet.“
Ihr erschrockener Blick huschte zum Bett, und sie riss fassungslos die Augen auf, als sie Sebastian St Claire in ihrem Bett liegen sah. Die Bettdecke hatte er bis zur Taille hochgezogen, seine Brust war völlig nackt!
Sebastian setzte sich auf. Sein Herz setzte einen Schlag aus, als er die Empörung in Juliets Augen bemerkte. Sie schloss die Tür nicht nur, sie knallte sie mit Wucht ins Schloss und wandte sich ihm mit blitzenden Augen zu.
„Wie kannst du es wagen?“, rief sie entrüstet. „Nach unserem Gespräch heute Abend kann ich es einfach nicht fassen, dass du dennoch die Kühnheit besitzt, die unvorstellbare Unverschämtheit, anzunehmen, ich könnte je wieder deine Anwesenheit in meinem Schlafzimmer billigen!“
Jetzt war wohl nicht der richtige Zeitpunkt, ihr zu sagen, wie wunderschön sie aussah, wenn sie wütend wurde. Ihr dunkles Haar wirkte ein wenig zerzaust nach dem stundenlangen Herumwirbeln in den Armen irgendeines anderen Mannes, ihre Augen glitzerten wie Smaragde, die Wangen waren gerötet und ihre Lippen zu einem leichten Schmollmund verzogen. Ihre vollen Brüste hoben und senkten sich in ihrer Aufregung auf besonders verführerische Weise.
Juliet war nicht nur schön in ihrer Wut, sie war überwältigend!
In Wirklichkeit hatte Sebastian ganz und gar nicht angenommen, in ihrem Schlafzimmer willkommen zu sein. Er wusste, welches Risiko er einging, indem er in ihrem Bett auf sie wartete. Abgesehen davon, dass das Warten ihm unendlich lange vorgekommen war. Stunden um Stunden um Stunden …
Am schlimmsten aber war der Gedanke gewesen, Juliet würde vielleicht nicht allein sein – dass der unverschämt attraktive, zweifellos mehr als willige Duke of Carlyne sie vielleicht überredet hätte, ihn mit auf ihr Zimmer zu nehmen.
Nicht dass Sebastian glaubte, Juliet hätte es sich zur Gewohnheit gemacht, Männer mit in ihr Schlafzimmer zu nehmen. Er wusste, dass sie das nicht tat. Aber vorhin war sie so wütend auf ihn gewesen, so entrüstet über seine beleidigende Bemerkung zu Gray, dass er befürchtet hatte, sie wäre sogar bereit, Darius Wynter zu ihrem Geliebten zu machen, nur um ihn, Sebastian, für sein Benehmen zu bestrafen.
Dass sie dennoch allein war, ließ ihn hoffen. Vielleicht konnte er sie doch noch dazu bekommen, ihm zu verzeihen. „Vorhin sagtest du, ich hätte deine Verletzlichkeit ausgenutzt“, erinnerte er sie heiser. „Und ich bin gekommen, um dir meine eigene Verletzlichkeit zu präsentieren.“
Verständnislos sah sie ihn an. „Was soll das heißen?“ Ihr stockte der Atem, als Sebastian plötzlich die Bettdecke zurückwarf und langsam aufstand.
Er war vollkommen nackt!
„Sebastian!“
Ihr Protest klang nicht so entschieden, wie sie es sich gewünscht hätte. Aber wie könnte er auch, wenn sie doch fast von Sebastians aufregendem Anblick überwältigt wurde? Hochgewachsen und muskulös, schien er kein einziges Gramm Fett am Leib zu haben. Das dunkle Haar mit den hellen Strähnen fiel ihm bis auf die Schultern. Auch die breite Brust war mit dunklen Härchen bedeckt, die sich auf seinem Bauch zu einer Linie verdünnten und erst weiter unten …
Schockiert wandte sie den Blick ab und sah ihm wieder ins attraktive Gesicht. „Ich sehe keine Verletzlichkeit, Lord St Claire, nur einen nackten Mann!“ Einen nackten Mann, der, wie sie nicht umhinkonnte zu bemerken, ausgesprochen erregt war!
Er breitete langsam die Arme aus. „Wenn man die Sitten und Hemmungen unserer Gesellschaft bedenkt, ist das dann nicht der verletzlichste Zustand, in dem man sich einem anderen Menschen gegenüber darbieten
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