Historical Mylady Spezial Band 2
sofort zum Thema, ohne Darius auch nur zu begrüßen. Als wäre ihr Gespräch vom gestrigen Abend nicht unterbrochen worden.
Sie trug ein goldfarbenes Kleid, das ihre braunen Augen wundervoll zur Geltung brachte. Die blonden Locken hatte sie zu einer kunstvollen Frisur hochgesteckt, nur einzelne winzige Strähnen berührten ihre Schläfen und den schlanken Hals. Lady Arabella St Claire strahlte heute Morgen eine Selbstzufriedenheit und Sicherheit aus, die Darius alles andere als beruhigend fand.
„Ihnen auch einen guten Morgen, Arabella“, meinte er spöttisch und verbeugte sich elegant.
Sie runzelte nur gereizt die Stirn, ohne mit einem Knicks auf seine förmliche Geste zu antworten. „Ich denke, unsere jetzige Lage macht derlei Förmlichkeiten unnötig, Darius.“
„Ach, wirklich?“ Er schlenderte durch den Raum, dessen creme- und goldfarbene Einrichtung den vollkommenen Rahmen zu Arabellas eleganter Erscheinung bildete. Eine Tatsache, der sich die junge Dame ganz gewiss bewusst war. „Und was für eine Lage wäre das?“ Seine Stimme klang härter als zuvor.
Röte stieg ihr in die Wangen. „Versuchen Sie nicht, mit mir zu spielen, Darius.“
Er warf ihr einen kühlen Blick zu. „Nichts liegt mir ferner, Arabella, besonders wenn man bedenkt, wie die Dinge standen – und das im wahrsten Sinne des Wortes –, als ich das letzte Mal auf Ihre Herausforderung reagierte.“
Arabella errötete noch heftiger. „Es ist nicht nötig, so … taktlos zu werden!“
„Nein?“ Er schnaubte verächtlich. „Wie hätten Sie mich denn lieber?“ Absichtlich setzte er sich über alle Formen des höflichen Umgangs hinweg und flegelte sich in einen der goldfarbenen Brokatsessel, während Arabella noch stand. Er stützte die Ellbogen auf die Armlehnen und musterte sie abschätzig. „Als vernarrten Liebhaber vielleicht? Wir wissen beide, dass ich weit davon entfernt bin. Oder als einen Mann, der sich mit seinem Schicksal abfindet? Nun, ich finde mich selten mit etwas ab, Arabella“, versicherte er ihr grimmig. „Ganz im Gegenteil!“
Jetzt, da sie dem wirklichen Mann gegenüberstand – einem verwegenen Mann, der ihr an Erfahrung weit voraus war –, wunderte Arabella sich über die Kühnheit, mit der sie es wagte, ihn herauszufordern. Wieder war er nahezu ganz in Schwarz gekleidet und trug dazu ein schneeweißes Hemd und schwere Stiefel. Seine Kleidung verlieh ihm den Anschein des blonden Teufels, für den Arabella ihn einst gehalten hatte – und es auch jetzt noch tat.
„Darf ich Sie daran erinnern, Darius, dass niemand Sie dazu gezwungen hat, um mich anzuhalten?“
Er lächelte sarkastisch. „Schon allein der empörte Ausdruck auf Stourbridges Gesicht war es wert.“
Betroffen starrte sie ihn an. „Sie haben damit gerechnet, dass ich Sie abweise?“
Er zuckte die Achseln. „Natürlich.“
„Sie würden lieber Schande über uns beide bringen, als mich zu heiraten?“ Arabella spürte, wie ihre Wut wuchs.
„Schande ist nichts Neues für mich, Arabella. Ganz im Gegenteil, früher hielt ich es für meine Pflicht, so viele Skandale zu verursachen, wie ich nur konnte, um den ton zu unterhalten.“ Er setzte eine gelangweilte Miene auf. „Wenn sie sich über mein Verhalten entrüsteten, würden sie wenigstens unschuldigere Menschen in Ruhe lassen.“
„Ich bin auch unschuldig, Euer Gnaden. Aber sollte unser Benehmen von gestern Abend bekannt werden, bezweifle ich sehr, dass die bösen Zungen des ton mich in Ruhe lassen werden!“
Darius schüttelte den Kopf. „Sie sind ganz und gar nicht unschuldig, Arabella.“
„Sie zweifeln noch immer an meiner Tugend?“, fuhr sie ihn an.
„Aber nein. Ich meinte nur, dass Sie wohl kaum das sind, was man gemeinhin unter einer unschuldigen jungen Dame versteht“, sagte er. „Ebenso wenig behaupte ich, dass ich Sie nicht heiraten würde, sollten Sie meinen Antrag annehmen. Ich wollte Ihnen nur klarmachen, dass ich mich einem solchen Schicksal nicht mit Freuden fügen werde.“
Ein eisiger Schauder überlief Arabella, als sie den Zorn in seinen Augen bemerkte. Aber auch ihr eigener Zorn wuchs jedes Mal, wenn Darius betonte, wie sehr es ihm widerstrebte, sie zu heiraten!
Welche Wahl blieb ihr denn noch? Entweder sie heiratete Darius oder einen jener jungen Männer von Stand, mit denen sie ohnehin nicht glücklich werden konnte, wie sie sehr gut wusste. Mit ihnen würde sie nur ein Leben voller Mittelmäßigkeit und Langeweile erwarten. Wie konnte sie sich
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