Historical Platin Band 04
Waffen fester und hoffte, dass der Sachse auch das Schwert greifen wollte, sodass er, Einar, zuschlagen konnte. „Und wo ist der Mann, dem dieses Schwert dort gehörte?“
„Fort … und tot“, antwortete Kendric. Seine Stimme bebte.
„Wer ist fort, und wer ist tot?“
„Der Mann … der ist tot. Die Frauen sind fort. Seit zwei Tagen.“
„Verkauft?“
„Nein! Nein, sie sind geflohen. Sie waren alle unversehrt, als sie diesen Ort hier verließen.“
„Ihr lügt!“
„Er sagt die Wahrheit, Einar.“ Adelar trat hinter den Männern hervor. „Sieh auf den Fluss. Das Schiff meines Vaters ist fort. Sie haben es vor zwei Tagen geraubt.“
Einar blickte Adelar prüfend an; er war überzeugt, dass er dem Jungen glauben konnte. Die Frauen und Kinder waren also entkommen. „Meradyce, Endredi und die anderen – hatte man ihnen etwas angetan?“
Adelar schüttelte den Kopf. „Nein.“
Einar atmete auf, doch seine Erleichterung währte nicht lange. Wieso sind sich die Schiffe nicht begegnet?, fragte er sich. Möglicherweise hatte das Sachsenschiff die See bereits erreicht, als wir in den Fluss einfuhren, gab er sich selbst die Antwort.
„Hatten die Frauen irgendwelche Hilfe?“, wollte er wissen.
„Nein“, sagte Adelar, doch Einar sah die Andeutung eines Lächelns auf dem Gesicht des Knaben.
Er nickte. Hoffentlich erkennt Adelar meine Dankbarkeit, dachte er. „Wo ist Lars?“
„Ich weiß nicht, wen du meinst.“
„Weshalb redest du mit meinem Sohn?“, verlangte Kendric zu wissen.
„Weil er mir die Wahrheit sagen wird“, antwortete Einar verächtlich und blickte den Jungen wieder an. „Dein Vater besaß ein Wikingerschwert.“
„Dieser Mann ist tot. Er griff meinen Vater an, und dessen Soldaten mussten ihn töten.“
„Hatte er eine Frau bei sich?“
„Schweig, Junge!“, befahl Kendric barsch. „Kein Wort mehr zu den Wikingern!“
„Selwyn hatte sie hergebracht. Der Wikinger kam später und tötete sie.“
Einar schloss für einen kurzen Moment die Augen. Wenigstens Lars hatte ihn nicht verraten!
Er blickte den Than wieder an. „Weil ich Euren Sohn achte, werde ich Euch nicht töten. Und meine Männer werden Eure Siedlung nicht beschädigen – diesmal nicht.“
Er trat näher heran, und Kendric konnte den nackten Hass in den grauen Augen des Wikingers erkennen. „Doch einen solchen Sohn verdient Ihr nicht, Verräter! Sagt ihm, woher uns die Lage Eurer Siedlung bekannt war und woher wir wussten, dass sie ungeschützt war. Sagt Eurem Sohn, wie viel Ihr für den Mord an seiner Mutter bezahlt habt.“
Einar konnte förmlich hören, wie den umstehenden Soldaten der Atem stockte, und er sah Adelar erblassen. Doch der Knabe musste erfahren, was für einen Vater er hatte.
Einar wandte sich an den Jungen. „Adelar, eines Tages wirst du ein großer Herr unter den Sachsen sein, und die Männer werden sich um dich scharen, um dir zu folgen. Sei ein besserer Mensch als dein Vater.“
Damit machte Einar kehrt, gab seinen Leuten das Zeichen, ihm zu folgen, und marschierte davon. Er wusste, dass sie ihm jetzt nur widerwillig gehorchten, denn sie hätten es vorgezogen, blutige Rache zu nehmen. Im Augenblick jedoch war es weit wichtiger, das Sachsenschiff mit den Frauen und Kindern zu finden.
Tagelang suchte Einar mit seinen Männern die Küste ab. Er ging davon aus, dass die Frauen es niemals wagen würden, übers offene Meer heimzusegeln, und deshalb lenkte er sein Langschiff so weit wie möglich in jeden Fluss hinein, in dem sich ein Schiff verstecken konnte. Es schien indessen, als hätte Odin selbst die Frauen verschwinden lassen.
Inzwischen dachte schon so mancher Mann, die Frauen und Kinder seien vielleicht von den Sachsen wieder eingefangen worden oder möglicherweise auch mit dem Schiff untergegangen. Viele hielten es für aussichtslos, die Suche fortzusetzen.
Hamar beobachtete Einar und sah dessen Gesicht die Müdigkeit und die Anspannung an. Diese Reise hatte von ihnen allen ihren Tribut gefordert. „Unsere Lebensmittel werden knapp“, stellte er leise fest. „Entweder wir müssen jetzt heimwärts segeln, oder wir müssen eines der Sachsendörfer überfallen.“
„Ich weiß“, sagte sein Bruder nur.
„Und was willst du tun?“
Einar seufzte tief auf. „Ich will jeden einzelnen Sachsen auf dieser verfluchten Insel umbringen! Doch ich glaube, es ist vernünftiger, heimzusegeln.“
„Und die Suche ganz aufzugeben?“, fragte Hamar bestürzt.
Einar nickte. „Es
Weitere Kostenlose Bücher