Historical Platin Band 04
Euch gewiss als gnädiger Herr erweisen.“
„Ihr seid zu gütig, Eure Gnaden“, murmelte Isabeau errötend.
Mellisynt war froh, dass die Demoiselle dem Verspruch offenbar erwartungsvoll entgegensah. Auf dem drei Tagesreisen dauernden Ritt nach Richmond hatte sie fröhlich geplaudert und Mellisynt die Zeit verkürzt.
„Der Edle von Beauchamps wird wohl binnen sieben Tagen aus dem Norden zurück sein“, meinte Constance lächelnd. „Somit bleibt genügend Spielraum, die Festlichkeiten für die Verlobung vorzubereiten. Und nun rate ich Euch, Mesdames, Euch von den Anstrengungen der Reise zu erholen. Madame de Bellou wird Euch zu Eurer Unterkunft begleiten.“ Sie winkte die Kammerfrau zu sich und fuhr dann fort: „Später, sobald Euer Gatte, Madame d’Edgemoor, und Euer Verlobter, Demoiselle, hier angelangt sind, werde ich veranlassen, dass man Euch ein anderes Quartier zuweist.“
Mit Mademoiselle de Brissac erwies Mellisynt der Fürstin erneut die Ehre und verließ dann hinter Madame de Bellou das prächtig ausgestattete Gemach. Einen Herzschlag lang hatte sie sich versucht gefühlt, der Duchesse de Bretagne zu sagen, es bestehe keine Not, ihr ein anderes Logis zu geben, da sie für die Dauer des Aufenthaltes gern in den für die Frauen vorgesehenen Räumen bliebe. Sie fand es indes ratsamer zu schweigen, da eine derartige Äußerung Befremden erweckt hätte.
Noch am Abend der Ankunft wurde Mellisynt, und mit ihr Dame Isabeau, in das unterhaltsame Leben bei Hofe einbezogen. Bei der Nachtvesper war Seine Hoheit anwesend, doch in der folgenden Zeit bekam man ihn tagsüber kaum zu Gesicht.
Die Demoiselle verlustierte sich wie früher, lachte viel, tändelte hemmungslos mit den Verehrern, die sie schon bald um sich geschart hatte, nahm an Jagdpartien teil, am Bogenschießen oder am Schlagballspiel.
Mellisynt hingegen zog es vor, die Kleider für das noch ungeborene Kind der Herzogin zu besticken und dem Geplapper der anderen im Frauengemach anwesenden Damen zu lauschen. Es irritierte sie zu hören, dass die Liebe, wenn sie einmal erkaltet sei, nicht von Neuem erwachen würde. Am liebsten hätte sie Einspruch erhoben, da sie zwar unter der distanzierten Beziehung zu ihrem Gemahl litt, seine abweisende Haltung ihr hingegen nicht das Gefühl genommen hatte, ihn weiterhin zu lieben. Sie mochte sich nicht damit abfinden, dass es ihm neuerdings offenbar nur körperliche Befriedigung bedeutete, das Lager mit ihr zu teilen und sie in Besitz zu nehmen.
Indes mochte es sein, dass er zu keiner tiefer gehenden Beziehung bereit war. Immerhin hatte er geäußert, er habe in seinem Leben keine Liebe erfahren und bezweifele, dass Menschen fähig seien, einander in Selbstlosigkeit zugetan zu sein. Wahrscheinlich hatte Mellisynt sich bei früheren Gelegenheiten, ehe sie ihn der Untreue zieh, die Zärtlichkeit in seinen Augen nur eingebildet. Bestimmt war sie von seiner Leidenschaft so überwältigt gewesen, dass sie sich eingeredet hatte, ihn zu lieben.
Nachdenklich sah sie die Fürstin sich erheben und in die herzogliche Kammer begeben. Sie legte die kleine Cotte und die Nähsachen in den geflochtenen Weidenkorb, stand auf und verließ mit einigen Damen die Kemenate. Im Korridor sah sie plötzlich den Edlen von Beauchamps am anderen Ende des Gewölbes, schlenderte zu ihm und sagte überrascht: „Ihr seid endlich zurückgekommen, Sire! Ist die Verletzung, die Ihr beim Zweikampf davongetragen habt, verheilt?“
„Ja, Madame“, antwortete er lächelnd und verneigte sich vor ihr. „Es freut mich, Euch meinen Gruß entbieten zu können. Wie ist es Euch ergangen?“
Nicht gewillt, ihm von den Schwierigkeiten zu erzählen, die sie mit dem Gatten hatte, sagte sie leichthin: „Ich hatte eine anstrengende Reise, Sieur, habe mich jedoch inzwischen gut erholt. Aber ich nehme an, Ihr wollt Euch nicht mit mir über mein Befinden austauschen, sondern schnellstens zu Dame Isabeau begeben, nicht wahr? Sie hält sich noch in der Kemenate auf. Soll ich zu ihr gehen und ihr mitteilen, dass Ihr hier seid?“
Mellisynt drehte sich halb um und erblickte Mademoiselle de Brissac, die unwirsch zu ihr herüberschaute. Betroffen überlegte sie, wie lange die Demoiselle schon dort gestanden haben mochte. Ehe sie ihr ein Zeichen geben konnte, hatte Dame Isabeau sich abgewandt und eilte die Stiege hinunter. Mellisynt ahnte, dass Eifersucht der Grund für dieses brüske Verhalten war.
Da sie der Demoiselle nicht noch mehr Anlass geben wollte,
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