Historical Saison Band 06
Familie wusste, dass sie ihn hasste.“ Sie drehte sich plötzlich weg, und in ihrer Stimme lag ein schmerzlicher Unterton. „Trotzdem versuchen sie mich zu verheiraten, weil sie nicht genau wissen, was sie mit mir anstellen sollen!“ Herausfordernd blickte sie Peter an. Dass sie so offen mit einem völlig Fremden sprach, kam ihr sonderbar vor. Doch etwas an ihm flößte ihr großes Vertrauen ein.
„Ich könnte es nicht ertragen, an einen Mann gebunden zu sein, der mich weder liebt noch respektiert“, bekundete sie traurig. „Ein solcher Mann würde sich nicht mehr um mich scheren, sobald er all mein Geld genommen hätte, und die ganze Situation wäre mir unerträglich.“
„Cassandra, so muss es doch nicht sein.“
Er rutschte dicht an sie heran, sodass sie durch den Samtstoff ihrer Röcke seine Körperwärme spürte. Ein wohliger Schauer überlief sie.
„Ich …“
Peter lächelte. „Ja?“
Cassie versuchte, sich zu konzentrieren. „Genauso würde es jedenfalls kommen, wenn ich jemanden wie meinen Cousin William heiraten müsste“, erklärte sie. „Er bemüht sich schon ewig, mich zur Hochzeit zu bewegen.“ In diesem Moment schien sich Peter Townends Miene zu verfinstern, aber das war so schnell vorbei, dass sie sich keinen Reim darauf machen konnte.
„William Lyndhurst-Flint?“, fragte er nach.
„Ja. Er ist der Bruder meines Cousins John. Er versucht seit Jahren, mein Geld zu heiraten. Meine Anstandsdame hält ihn für den passenden Bewerber, aber ich mache mir überhaupt nichts aus ihm.“ Sie errötete. „Ehrlich gesagt ist er ein widerlicher Lüstling. Ständig belästigt er die Dienstmädchen. Und sein Diener ist keinen Deut besser. Herr und Diener nehmen sich in dieser Hinsicht nichts.“ Sie hielt den Atem an, als Peter ihr mit zwei Fingern leicht das Kinn hob, damit sie ihm direkt in die Augen blickte.
„Hat Ihr Cousin jemals versucht, Sie anzufassen?“ Seine Finger fühlten sich zärtlich an, aber sein Ton war streng, und Empörung stand ihm ins Gesicht geschrieben.
„Ja“, antwortete Cassie. Sie lächelte ein wenig. „Er hat einmal versucht, mich zu küssen, als er betrunken war. Ich habe ihm eine Ohrfeige verpasst. Dieser Vorfall fand nie Erwähnung, aber er weiß, dass er sich mir besser nicht nähern sollte.“
Peter wirkte auf einmal belustigt, und sein Zorn schien wie verflogen.
„Ich hätte es mir denken können“, sagte er sanft. „Sie sind eine bemerkenswerte Frau, Miss Cassandra Ward.“
Cassie wurde rot und senkte den Kopf. Peter strich mit seinen Fingern ganz sanft ihre Wangen entlang, als wollte er sie entdecken und als könnte er noch kaum glauben, dass er sie gefunden hatte. Die federleichte Art, wie er sie berührte, besaß eine gefährliche Zauberkraft.
„Würden Sie jedem Gentleman eine Ohrfeige geben, der Sie berührt?“, erkundigte er sich. Seine Stimme klang ruhig, aber es schwang etwas darin mit, das Cassie erbeben ließ.
„Ich würde es tun, wenn ich ihn nicht mögen würde“, antwortete sie und sah ihm tief in die Augen. „Und ich bin bislang noch keinem Gentleman begegnet, den ich mochte.“
Peter lächelte. „Also lautet die entscheidende Frage, ob Sie mich mögen oder nicht …“, sagte er leise.
Er berührte sie sanft am Mundwinkel und glitt dann mit einem Finger ihre Unterlippe entlang. Der leidenschaftliche Ausdruck in seinen Augen machte Cassie ganz schwach. Sie schluckte schwer. Unwillkürlich beugte sie sich ihm entgegen und schloss bereits die Augen in Erwartung eines Kusses …
Doch dann riss sie die Augen auf und setzte sich rasch wieder gerade hin. „Ich weiß, was Sie vorhaben, aber es wird Ihnen nicht gelingen!“
Peter brach in Gelächter aus. „Was tue ich denn, meine liebe Miss Ward?“
„Sie wollen mich verführen“, erwiderte Cassie, die gegen das Herzrasen ankämpfte, das seine Zärtlichkeit bei ihr hervorgerufen hatte. „Das ist schlecht von Ihnen, Mylord. Sie sagten, dass Sie ehrlich mit mir wären.“
Peter hob die Augenbrauen. „Ich verspreche Ihnen, dass ich Ihnen nichts vormache, Cassandra.“
„Sie wollen mich küssen!“
„Das kann ich nicht abstreiten. Wollen Sie mich denn küssen?“
Cassie blickte ihn an. Die Antwort war ja, und sie fürchtete, das stand ihr klar ins Gesicht geschrieben, aber noch kämpften Furcht und Aufregung in ihrem Inneren. Sie biss sich auf die Unterlippe. Plötzlich fühlte sie sich sehr jung.
„I…ich weiß es nicht.“ Sie bemühte sich, aufrichtig zu sein.
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