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Historical Saison Band 06

Historical Saison Band 06

Titel: Historical Saison Band 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JOANNA MAITLAND ELIZABETH ROLLS NICOLA CORNICK
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wie eine anständige junge Dame – und dies war Miss Ward zweifelsfrei – sich gegenüber einem Fremden derart ungezwungen benehmen konnte.
    Er musterte sie prüfend. Ihre Bewegungen wirkten unkoordiniert und ziellos, und diese Tatsache konnte gewiss nicht allein auf die Hitze im Zimmer zurückgeführt werden. Überdies blinzelte sie schläfrig. Als einer ihrer Ellbogen von der Sofalehne rutschte, lachte sie laut auf.
    Es gab keinen Zweifel: Miss Ward war betrunken.
    Sie winkte ihn zu sich, legte ihre schlanke Rechte auf seinen Arm und zog ihn an sich. Sie roch nicht nach Alkohol. Sie duftete nach Brombeeren und Honig. Fast zu spät wurde es Peter klar, dass er im Begriff war, sie zu küssen. Hastig zog er sich zurück. Zweifellos war sie betrunken, aber er war wie verzaubert. Energisch rief er sich zur Ordnung und schärfte sich ein, dass er ein Gentleman war, der sich keiner schutzlosen Frau näherte.
    Cassie waren diese Probleme offenkundig gleichgültig. Sie blickte ihn ernst und mit der Entschlossenheit von stark Betrunkenen an.
    „Ich möchte Ihnen etwas erzählen, weil ich Sie sehr schätze“, flüsterte sie, während ihr Atem ihn am Ohr kitzelte. „Können Sie ein Geheimnis für sich behalten?“ Sie wartete gar nicht erst auf seine Bestätigung. „Ich bin viel reicher, als alle Leute glauben, müssen Sie wissen. Ich besitze ein Vermögen von zweihunderttausend Pfund. Normalerweise erzähle ich das niemandem, denn sobald es jemand weiß, werde ich von Mitgiftjägern umlagert. Jeder, der sich für mich interessiert, will nichts als mein Geld.“
    Peter blickte ihr tief in die Augen. Zweihunderttausend Pfund … Sogar sein Vater glaubte, es sei nur die Hälfte. Er spürte förmlich, wie der Ehevertrag im Inneren seiner Brieftasche vor Gier und Schuld zischte und dampfte.
    Er erhob sich und ließ seine Schuldgefühle und seinen Unmut am Gastwirt aus, der damit beschäftigt war, dem Kaminfeuer neue Nahrung zu geben. „Was zum Teufel ist in diesem Likör?“
    Der Wirt zuckte zusammen. „Nichts, Mylord. Nur Brandy und die Brombeermixtur meiner Frau.“
    „Ich darf keine alkoholischen Getränke zu mir nehmen“, verkündete Cassie fröhlich vom Sofa aus. „Ich bemerkte es schon als Kind, als ich von einem winzigen Schlückchen Sherry vollkommen betrunken wurde. Die kleinste Dosis wirft mich völlig aus der Bahn. Entschuldigen Sie bitte“, fügte sie mit einem Gähnen hinzu, „ich fühle mich so furchtbar müde.“ Ohne sich weiter um die Gegenwart der anderen im Zimmer zu kümmern, fiel sie in die Kissen zurück und schloss die Augen. Sekunden später war ein leises Aufschnarchen zu hören, das in ein dezentes und regelmäßiges Atmen überging.
    Die beiden Männer blickten einander ungläubig an. Dann ließ der Gastwirt die Schultern sinken. „Ich bitte um Verzeihung, Mylord“, murmelte er. „Ich hatte keine Ahnung, dass Miss Ward so empfindlich auf den Likör reagieren würde. Es ist nur ein Schuss Brandy in der Brombeermixtur, und normalerweise hat das keinerlei Nebenwirkungen.“ Niedergeschlagen blickte er in Cassies Richtung. „Vermutlich muss sie sich einfach ausschlafen.“
    „Wenn der Arzt noch länger braucht, hat sie dazu jedenfalls genügend Zeit“, kommentierte Peter bissig. „Haben Sie inzwischen jemanden nach Lyndhurst Chase geschickt?“
    „Natürlich, Mylord.“ Der Gastwirt griff nach der verhängnisvollen Likörflasche und wirkte, als würde er sich am liebsten im nächsten Mauseloch verkriechen. „Der Arzt ist wahrscheinlich noch bei der Wöchnerin in Watchstone, aber der Bursche, den ich geschickt habe, ist längst zum Gut aufgebrochen, um von Miss Wards Unfall zu berichten. Außerdem wird meine Frau bald zurück sein.“
    „Wenn ihre anderen Heilmittel so wirksam sind wie der Brombeerlikör, kommen wir besser ohne sie aus“, erwiderte Peter.
    „Sehr wohl, Mylord.“ Der Gastwirt war sichtlich bestrebt, den Raum schnell zu verlassen. „Dann lasse ich Sie am besten allein.“
    „Es bleibt uns wohl keine andere Wahl“, entgegnete Peter. Er benötigte kein Kindermädchen, bis eine Kutsche aus Lyndhurst Chase eintraf. Zwar gehörte es nicht zu seinen Lieblingsbeschäftigungen, die Zeit allein mit einer verführerisch schönen Person wie Miss Ward in einem Zimmer zu verbringen, aber immerhin konnte er sich darin bestärken, Prinzipien zu besitzen.
    „Bringen Sie mir bitte noch ein kühles Bier“, sagte er an den Wirt gewandt. „Damit lässt sich die Hitze hier drinnen

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