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Historical Saison Band 06

Historical Saison Band 06

Titel: Historical Saison Band 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JOANNA MAITLAND ELIZABETH ROLLS NICOLA CORNICK
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sollte sie Marcus erzählen? Er war bestimmt schon verstimmt, weil sie sich derartig in Gefahr begeben hatte. Ihm schien viel daran gelegen zu sein, sie vor Unheil zu bewahren. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als ihm die Wahrheit zu sagen – oder zumindest Teile davon.
    Außerdem musste sie es sofort tun, bevor die Männer von der Jagd zurückkehrten. Blitzschnell huschte sie einen Stock tiefer. Dann klopfte sie vorsichtig an die Tür von Marcus’ Gefängnis.
    „Wer ist da?“
    „Ich bin es, Dent“, erwiderte sie. „Amy“, fügte sie noch ein wenig leiser hinzu. Sie hörte, wie sich der Schlüssel im Schloss drehte. „Öffnen Sie die Tür nicht“, sagte sie rasch. „Man weiß nie, wer gerade vorbeikommt.“
    Ihr fiel es leichter, ihm die enttäuschende Nachricht zu überbringen, wenn sie ihm dabei nicht in die Augen blicken musste. Sie wartete ab, bis er die Tür wieder verschlossen hatte. „Ich bin gekommen, um Ihnen … Verzeihen Sie mir, Sir, ich bin gescheitert. Ich habe das Zimmer durchsucht, aber nichts entdecken können.“ Sie hielt inne und wartete eine Antwort ab. Hinter der Tür herrschte völlige Stille. „Aber es gibt noch eine letzte Chance“, fuhr sie fort und bemühte sich, mehr Zuversicht zu vermitteln, als sie selbst zu empfinden vermochte. „Wenn es einen Beweis gibt, führt er ihn vermutlich mit sich. Ich werde nochmals suchen, wenn er nach unten zum Dinner geht.“
    „Nein!“, widersprach Marcus heftig. „Um Himmels willen, Amy! Bitte gehen Sie nicht noch mehr Risiken ein!“
    Die Angst in seiner Stimme rührte sie zutiefst. Er sorgte sich tatsächlich um sie. Wahrscheinlich war es nicht mehr als freundschaftliche Fürsorge, dennoch freute sie sich darüber. „Ich komme so schnell wie möglich zurück, um Ihnen zu berichten, was ich gefunden habe“, erwiderte sie.
    „Nein, kommen Sie nicht wieder. Es ist zu gefährlich, sobald die Jagdgesellschaft wieder im Haus ist.“
    „Wie soll ich es Ihnen denn sonst …?“ Sie hielt inne, weil sie Marcus’ tiefen Seufzer vernahm.
    „Sie sind unbelehrbar, Miss Devereaux. Lassen Sie mich wenigstens einen kleinen Teil des Risikos auf mich nehmen. Ich werde zu Ihnen kommen. Wo kann ich Sie treffen?“
    „Das geht nicht. Mein Zimmer ist nur über die Hintertreppe erreichbar. Man würde Sie sehen.“
    „Dann muss es eben woanders sein“, erwiderte er mit Entschlossenheit. „Ich werde kein Wort mit Ihnen reden, wenn Sie nochmals hierher kommen.“
    „Ja dann … vielleicht können wir uns in der Kuppel treffen? Ohne ausdrückliche Anweisung dürfen sich die Bediensteten dort nicht aufhalten. Und vom Dienstbotentrakt aus gibt es keine direkte Treppe nach oben.“ Von der anderen Seite der Tür vernahm sie ein tiefes Lachen.
    „Das klingt nach einem idealen Platz für ein Rendezvous. Sind Sie sicher, dass Sie es wagen möchten, mich an einem solchen Ort zu treffen?“
    Ihr war nicht zum Scherzen zumute. Wovon sprach er eigentlich? Immerhin stand nichts weniger als sein Leben auf dem Spiel. „Ich werde dort sein“, versprach sie ernst. „Warten Sie auf mich in der Kuppel. Am besten ungefähr zu dem Zeitpunkt, wenn unten das Dinner beendet wird und sich die Herrschaften im Gesellschaftszimmer versammeln. Ich komme dann so rasch wie möglich zu Ihnen.“
    Miss Saunders las den Damen noch immer vor, als Amy erneut die Wendeltreppe erklomm, die in die Kuppel führte. Die Gesellschafterin hatte eine außergewöhnlich schöne Vortragsweise und verfügte über eine leise melodische Stimme. Amy blieb auf halber Treppe stehen, um zu lauschen. Niemand wusste, dass sie hier war. Nur einen Moment lang wollte sie all die schändlichen Machenschaften vergessen, wollte nicht an ihren Bruder denken und verdrängen, in welcher Gefahr Marcus Sinclair schwebte. Während sie der anmutigen Stimme lauschte, die Shakespeares Sonette rezitierte, fühlte sich Amy wieder wie eine Dame, und die Welt schien für ein paar Sekunden in Ordnung zu sein.
    Aber es war nichts mehr in Ordnung in ihrem Leben.
    Männerstimmen drangen an ihr Ohr. Es kam jemand. Amy hastete die letzten Stufen hoch bis in die Kuppel und eilte auf die Countess zu.
    Sarah schien ganz von Miss Saunders’ Vortrag gefangen zu sein. Auch Lady Townend lauschte andächtig. Miss Lyndhurst hatte die Augen geschlossen, und ihr Kopf war auf die Brust gesunken. Eliza Ebdon stand abseits und machte einen gelangweilten Eindruck.
    „Verhalte dich möglichst demütig und betreten, Amy. Ich möchte,

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