Historical Saison Band 06
Offenkundig hatte sie alles dafür getan, damit ihre Erscheinung keinen der Gäste auch nur im Mindesten an die entlassene Zofe erinnerte. Ich prächtiges hellblondes Haar war kunstvoll hochgesteckt. Ein winziger Hut mit zwei langen Federn, der keck an einer Kopfseite befestigt war, lenkte die Aufmerksamkeit auf ihre Lockenpracht. Sie trug einen Reiseumhang aus tiefblauem Samt über einem etwas helleren Kleid. Alles an ihr strahlte Lebhaftigkeit und höchste Eleganz aus, sodass niemand im Zimmer die Blicke von ihr wenden konnte. Sie schenkte Anthony ein strahlendes und zuversichtliches Lächeln. „Major Lyndhurst, ich komme zu Ihnen, weil ich auf der Suche nach meinem Bruder Ned bin.“ Sie runzelte ein wenig die Stirn. „Soweit ich weiß, wurde er nirgendwo mehr gesehen, seit er Lyndhurst Chase verlassen hat.“
Anthony nickte zustimmend. „Seien Sie ganz unbesorgt, Miss Devereaux. Ihr Bruder ist hier, und es geht ihm ausgezeichnet.“
„Oh, was für eine wunderbare Neuigkeit! Ich habe mir solche Sorgen gemacht. Vielen Dank, Major.“ Sie wirkte erleichtert und schaute sich fragend im Zimmer um, als ob sie ihren Bruder unter den Anwesenden ausmachen wollte. „Oh!“ Ihr Blick fiel auf Marcus. „Ma…!“ Sie legte eine behandschuhte Hand vor den Mund und schluckte nervös. Dann vermittelte sie mit einem Mal einen ausgesprochen selbstbewussten Eindruck. „Aber das ist doch Mr Sinclair, oder nicht?“ Sie knickste leicht in seine Richtung. „Wie geht es Ihnen, Sir?“
Nun war Marcus an der Reihe. Er trat vor und verbeugte sich, während sie ihm die Hand entgegenstreckte. „Miss Devereaux“, begrüßte er sie freundlich. Galant führte er ihre Finger an seine Lippen. „Madam, darf ich Ihnen gestehen, dass Sie noch wundervoller aussehen als bei unserer letzten Begegnung?“
Amy errötete und zwar nicht nur zum Schein.
„Leere Schmeicheleien!“, murrte Großtante Harriet von ihrem angestammten Platz auf dem Sofa aus. „Die jungen Männer von heute! Dieses ewige Getue geht mir fürchterlich auf die Nerven!“
Marcus zuckte zusammen, wich aber nicht von der Stelle. Amy hatte ihn nicht enttäuscht, und er würde sich bei diesem Schauspiel ebenfalls bewähren. „Ich nehme an, Sie sind zum ersten Mal in Lyndhurst Chase, Madam? Es würde mich sehr freuen, Sie durch den Garten zu führen. Natürlich nur, wenn Sie von der Reise nicht zu müde sind. Am See gibt es ein paar wunderbare Aussichtspunkte.“
„Nun mach aber mal einen Punkt, Marcus! Die junge Dame ist hergekommen, um ihren Bruder zu suchen, und nicht, um mit dir durch die Gegend zu wandern.“
„Da muss ich Großtante Harriet recht geben, Marcus“, sagte Anthony ein wenig gereizt. „Miss Devereaux, ich bedaure, dass Ihr Bruder nicht hier ist, um Sie zu begrüßen. Er wusste, dass wir Ihre Ankunft erwarten. Zweifellos ist er … aufgehalten worden. Ich werde ihn holen lassen.“ Er durchschritt das Zimmer und betätigte die Klingel. „Darf ich Ihnen ein Getränk anbieten, solange Sie auf ihn warten?“
„Vielleicht zieht Miss Devereaux es vor, erst einmal ihre Reisekleidung abzulegen, Anthony“, mischte sich Cassie ein. „Wenn ich richtig informiert bin, soll sie das Schlafzimmer gegenüber von meinem beziehen, das Zimmer, das Lady Margaret bewohnt hat, bevor du sie aus dem Haus gewiesen hast.“ Sie tat, als ob sie Anthonys warnenden Blick nicht bemerken würde. „Ich bin mir sicher, dass wir Ihren Bruder bitten können, eine Weile auf Sie zu warten, wenn man bedenkt, welche Sorgen Sie seinetwegen ausgestanden haben.“
„Ich würde mich gern kurz frisch machen und die Kleidung wechseln. Allerdings brauche ich nicht lange. Ich kann es kaum erwarten, meinen Bruder gesund und munter wiederzusehen.“
„Ihm geht es sehr gut, Madam“, versicherte Marcus. „Ich würde sogar so weit gehen und sagen, dass er geradezu vor Gesundheit strotzt.“
Amy unterdrückte ein Keuchen und blickte sich Hilfe suchend nach Cassie um.
„Oh, achten Sie gar nicht auf ihn, Miss Devereaux. Er ist unverbesserlich. Soll ich Ihnen den Weg zu Ihrem Zimmer zeigen?“
„Das wäre sehr freundlich von Ihnen, Miss …“
„Verzeihen Sie, ich hätte mich längst vorstellen sollen. Ich bin Cassie Townend. Mein Mann, dieser Gentleman dort drüben, ist Viscount Townend.“ Sie wies in Richtung des Viscounts, der sich höflich verbeugte. „Wir haben erst kürzlich geheiratet, wie Sie vielleicht gehört haben“, fügte Cassie hinzu.
„Meine Glückwünsche, Lady
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