Historical Saison Band 06
anzusehen.
„Amelia Dent hat die Grundsätze christlicher Milde verfochten, Mr Sinclair“, erwiderte sie spitzfindig. „Amy Devereaux ist bloß eine Schwester, die schwer ausgenutzt wurde. Und zwar von allen Männern in ihrem Leben, muss ich hinzufügen.“
Er fuhr zärtlich mit den Fingern über Amys Hände, bis sie den Blick senkte.
Allein seine Berührung ließ sie vor Verlangen erbeben. „Marcus, hast du eine Ahnung, was du bei mir bewirkst?“
„Ja, meine Liebste, das habe ich. Und ich kann dir gar nicht sagen, wie stolz ich darauf bin, dass du allein auf eine Berührung von mir so reagierst. Ich begehre dich so sehr. Erlaubst du mir, dass ich heute Abend unsere Verlobung bekannt gebe?“ Er legte die Hände um ihre Taille.
„Ohne einen Heiratsantrag kann es ja wohl keine Verlobung geben“, erwiderte sie schlagfertig. „Möglicherweise muss ich dich erneut daran erinnern, dass die Dame in deinen Armen eine echte Dame ist und kein einfaches Dienstmädchen.“
„Ah ja, das hatte ich ganz vergessen.“ Er trat einen Schritt zurück und blickte sich unruhig um.
„Was ist los, Marcus? Wonach suchst du?“
Er machte eine vage Handbewegung. „Ich habe mich nur nach einer Stelle auf dem Boden umgesehen, an der ich niederknien kann, ohne meine Pantalons zu beschmutzen.“
„Aber das kannst du nicht machen! Nicht in voller Sichtweite des …“
„Wie Sie wissen, Miss Devereaux, ist es üblich, einer vornehmen Dame den Heiratsantrag auf Knien zu machen.“
„Nein, Marcus! Nicht hier!“
Er hielt inne und ergriff ihre Hände. Erst hob er die eine und dann die andere an seine Lippen. „Ich will, dass du meine Frau wirst, Amy Devereaux. Dir bleiben genau fünf Sekunden, deine Zustimmung zu geben, andernfalls werde ich dich an Ort und Stelle und zwischen all den Blättern auf Knien anflehen. Hier, wo Gott und die Welt mein Zeuge sind und mich alle für einen liebeskranken Bauernlümmel halten werden. Ich fange jetzt an zu zählen. Eins …“
„Marcus …“
„Zwei …“
„Ich glaube fast, du würdest es tatsächlich tun.“
„Drei …“
„Ja! Ja, du dummer Kerl! Natürlich will ich dich heiraten. Du weißt genau, dass ich dich schrecklich liebe.“
Er sah ihr lächelnd in die wundervollen Augen. „Ich danke dir, mein Schatz, und kann dir nur versichern, dass dieses Gefühl auf Gegenseitigkeit beruht. Auch wenn ich annehme, dass du dir dessen längst bewusst bist.“ Erneut führte er ihre rechte Hand an seine Lippen. Doch diesmal drehte er sie um und drückte einen langen Kuss auf die Handfläche.
Ein Verlangen durchzuckte Amy, das beinahe schmerzhaft war. Aber kein Schmerz brachte eine solche Wärme und eine solche Sehnsucht mit sich. „Ich denke, wir sollten unsere Verlobung doch heute Abend bekannt geben“, sagte sie heiser. „Je eher wir verlobt sind, desto schneller können wir heiraten. Sollen wir sofort hineingehen und es ihnen sagen?“
Er legte ihre Hand auf seinen Arm. „Einen Augenblick, meine Liebste. Ich glaube, es wäre ganz gut für uns beide uns … nun … uns erst einmal etwas abzukühlen.“
„Marcus!“ Sie errötete bis in die Nasenspitze.
Er lachte und wies auf den Weg, der zum Springbrunnen führte. „Komm, mein Schatz. Ich möchte dir einen Teil von Anthonys schönem Garten zeigen.“
Marcus hielt Amy ganz fest umarmt und verschränkte seine Finger in ihren. „Ladies und Gentlemen“, begann er, musste sich dann jedoch räuspern und nahm einen zweiten Anlauf. „Meine lieben Freunde, ich habe eine wichtige Ankündigung zu machen. Miss Amy Devereaux hat mich zum glücklichsten Mann der Welt gemacht. Sie hat eingewilligt, meine Frau zu werden.“
„Es muss an diesem Wasser liegen“, bemerkte Großtante Harriet, während die anderen vor Überraschung noch ganz sprachlos waren. „Jeder in diesem Haus scheint wie im Fluge in den Ehestand zu treiben. Vielleicht solltest du deinen Brandy stehen lassen und es stattdessen auch mit Wasser probieren, Anthony?“
Ihre letzten Worte gingen beinahe im Schwall der aufgeregten Stimmen unter. Anthony betätigte sofort die Klingel, um Champagner zu ordern.
Sarah war so beglückt, dass sie vor Freude in die Hände klatschte. „Ich habe es dir ja gesagt, John. Amy ist die einzige Frau, die sich von Marcus niemals auf der Nase herumtanzen lässt. Die beiden sind wie füreinander geschaffen.“
„Offenkundig gibt es da gewisse Ähnlichkeiten mit uns beiden“, gab John lächelnd zu und schüttelte Marcus die
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