Historical Saison Band 08
Schwester ist sie nicht.“
„Nein, allerdings nicht. Zum Beispiel hat sie nur wenig Selbstvertrauen, und das war der Grund, warum sie während der Saison mein Mitleid erregte. Nur deshalb unterhielt ich mich so oft mit ihr. Sicher war es ein Fehler. Denn es bewirkte unsinnige Spekulationen. Jedenfalls führte ich nichts Böses im Schilde. Das versichere ich dir.“
Diesmal kündigten die zuckenden Lippen ein wehmütiges Lächeln an. „Daran habe ich nie gezweifelt. Aber wenn du solche Gerüchte in Zukunft verhindern willst, solltest du dich vorsichtiger verhalten. Diese Warnung betrifft auch unsere Beziehung. Dass wir heute zusammen losgeritten sind, wurde von mehreren Personen beobachtet. Deshalb dürfen wir nicht zu lange wegbleiben. Sonst werden ein paar törichte Klatschmäuler romantische Schlüsse aus unserer Abwesenheit ziehen.“
Sogar in Beth’ eigenen Ohren klang ihr perlendes Lachen falsch. Sie sprang auf und eilte zu den Pferden. Ihre Gedanken und Gefühle waren in Aufruhr, und sie wollte möglichst schnell nach Ashworth House zurückkehren und ihre Selbstkontrolle wiedergewinnen, die sie gerade so schmählich im Stich ließ.
Ohne Hilfe saß sie auf und wandte sich zu Philip um, der ihr gefolgt war. Voller Unbehagen bemerkte sie den nachdenklichen Ausdruck in seinen Augen. „Reiten wir um die Wette?“, forderte sie ihn heraus, verzweifelt um einen beiläufigen Ton bemüht.
Sie wartete keine Antwort ab, lenkte die Fuchsstute herum und galoppierte davon.
Trotz ihres Vorsprungs – sie war so unsportlich gewesen und hatte ihm nicht einmal die nötige Zeit gelassen, um aufzusteigen – glaubte sie keine Sekunde lang, dass sie das Rennen gewinnen würde. Philip war ein ausgezeichneter Reiter und sein brauner Hengst gewiss keine Schnecke. Und so nahm sie an, sie würde ihn an ihrer Seite sehen, noch bevor sie den leichten Anstieg erreichte, über den man nach Stavely Court gelangte.
Als sie keine donnernden Hufschläge hörte, drehte sie sich verblüfft um. Zu ihrem Entsetzen sah sie Philip am Boden liegen. In einiger Entfernung trottete sein Pferd, das den Sattel verloren hatte, ziellos vor sich hin.
Hastig lenkte sie die Stute herum und galoppierte zurück. Wie schwer mochte Philip verletzt sein? Nachdem sie nahe genug herangekommen war, sah sie, wie regelmäßige Atemzüge seine Brust hoben und senkten. Deshalb beschloss sie, zuerst den Hengst einzufangen. Sie ergriff ihn am Zügel, sprach beruhigend auf ihn ein und führte ihn zurück. Zufrieden begann er neben der Fuchsstute zu grasen.
Dann stieg Beth ab. Auf dem Weg zu Philip, der immer noch reglos dalag, entdeckte sie seinen Sattel in seiner Nähe, mit zerrissenem Riemen. Sie kniete sich auf den Boden, bettete Philips Kopf in ihren Schoß und hoffte inständig, dass er zu sich kam. Doch seine Lider flatterten nicht einmal, als sie ihm behutsam das zerzauste braune Haar aus der Stirn strich.
Trotz seiner gleichmäßigen Atemzüge begann sie sich Sorgen zu machen, obwohl die einzige sichtbare Verletzung eine kleine Platzwunde an der Schläfe war, aus der langsam Blut sickerte. Er musste möglichst schnell nach Stavely Court gebracht werden, doch ohne Hilfe würde sie das nicht schaffen.
Vorsichtig bettete sie seinen Kopf wieder ins Gras und stand auf. Da sie nicht wusste, wie es zu dem Unfall gekommen war, wollte sie ihn nicht allein lassen. Und der einzige Verbündete, der das Problem lösen könnte, war der Hengst. Würde er allein zum Herrenhaus zurückkehren? Da sie keine andere Möglichkeit sah, klopfte sie ihm ermunternd auf die Kruppe, und nach einer Weile trabte er davon. Bald sah sie ihn in der Richtung des Stallhofs verschwinden.
Eine Zeit lang war ihm die Stufe gefolgt. Aber dann kehrte sie zurück und fing wieder zu grasen an. Nun richtete Beth ihre Aufmerksamkeit erneut auf den bewusstlosen Philip, kniete erneut neben ihm nieder und bettete seinen Kopf in ihren Schoß. Sie zog erst ihren und dann auch Philip den rechten Lederhandschuh aus. Seine warmen Finger zu spüren tröstete sie. Doch sie würde erst befreit aufatmen können, wenn sie das Ausmaß seiner Verletzungen kannte.
Sie holte ihr Taschentuch hervor und drückte es auf die Platzwunde an der Schläfe. Langsam breitete sich ein roter Fleck auf dem feinen Leinen aus. „Bitte lass ihn bald zu sich kommen“, flüsterte sie. „Und ich bete inbrünstig darum, dass er nur leicht verwundet ist. Ohne ihn wäre mein Leben sinnlos.“ Im selben Moment bewegten sich
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