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Historical Saison Band 08

Historical Saison Band 08

Titel: Historical Saison Band 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Ashley
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der Tür stehen blieb. Mit seinen schwieligen Händen drehte der Diener seinen verbeulten Hut hin und her. Diesmal ließ er sein übliches dreistes Selbstbewusstsein vermissen.
    „Verzeihen Sie, Sir, ich will mich nicht setzen. Weil ich meine Arbeitskleidung trage, würde sich das nicht gehören.“ Zaudernd trat Rudge einen Schritt näher und sah sich neugierig in dem weitläufigen Raum mit den hohen Bücherregalen um. „Und ehrlich gesagt, Sir – ich bin gar nicht gern hier.“
    Das war offensichtlich. Um ihm aus der Verlegenheit zu helfen, bedankte Philip sich für den festgezurrten Sattelgurt.
    „Dafür müssen Sie mir nicht danken, Sir. Reine Gewohnheit …“ Die Furchen auf Rudges Stirn vertieften sich. „Und deshalb muss ich mit Ihnen reden.“
    „Geht es um den Sattelgurt?“, fragte Philip, als der Mann schweigend ins Kaminfeuer starrte.
    „Um Miss Beth, Sir. Sie hat sich in den Kopf gesetzt, den Missetäter auf eigene Faust zu suchen. Gestern waren wir morgens und abends in Markham unterwegs, weil sie glaubte, da würden wir ihn aufspüren. Und das macht mir Sorgen. Wenn sie irgendwas beschlossen hat, lässt sie sich durch nichts auf der Welt davon abbringen. Also wird sie wieder in die Marktstadt reiten. Auf mich hört sie nicht, Sir.“
    Augenblicklich war Philip auf das Schlimmste gefasst. Er hatte geglaubt, dass Beth ihrer tollkühnen kindlichen Abenteuerlust entwachsen war. Allem Anschein nach ein Irrtum. „Wo genau haben Sie nach dem Gauner gefahndet?“
    „Den haben wir wahrscheinlich gefunden, Sir.“ Ausdruckslos fixierte Rudge einen Punkt über Philips Scheitel. „In einer Taverne am Stadtrand.“
    Nach einer kurzen Pause fragte der Baronet: „Heißt das, Ihre Herrin hat eine vulgäre Spelunke betreten, ohne die Konsequenzen zu bedenken?“ Stöhnend legte er sich die Hand über die Augen. „Oh mein Gott!“
    „Nun ja, sie hatte sich verkleidet, Sir“, versuchte Rudge ihn zu beruhigen. „Sie gab sich für meinen … Neffen aus.“
    Mit dieser Information besänftigte er Philip keineswegs. „Ziehen Sie da drüben am Glockenstrang, und dann bringen Sie mir meinen Stock!“, befahl er in jenem leisen Ton, der jeden, der ihn kannte, sofort auf seine miserable Laune hingewiesen hätte. „Von jetzt an kümmere ich mich um die Sache.“
    Im Gegensatz zu ihrer Gesellschafterin gelang es Beth, ihre Verblüffung recht gut zu verbergen, als der Baronet am selben Vormittag in den Salon von Ashworth House humpelte. Seine grimmige Miene bekundete unmissverständlich, dass er sich maßlos ärgerte. Auch seine bizarre Aufmachung ließ nichts Gutes ahnen. Der linke Fuß des normalerweise elegant gekleideten Gentleman steckte in einem glänzend polierten Stiefel, der rechte in einem goldgelb und karmesinrot gemusterten Pantoffel.
    Da Beth ahnte, was der unerwartete Besuch bedeutete, wandte sie sich zu ihrer Freundin. „Meine liebe Ann, ich glaube, Sir Philip möchte mich unter vier Augen sprechen.“ Ihre Stimme klang erstaunlich ruhig. Doch das Funkeln in ihren Augen konnte sie nicht kontrollieren. „In dieser besonderen Situation bin ich bereit, die Schicklichkeit zu missachten und auf eine Anstandsperson zu verzichten.“ Sie erhob sich, durchquerte das Zimmer und hielt ihrer verwirrten Gesellschafterin die Tür auf. „Wenn es dir nichts ausmacht …“
    Bisher hatte Philip seinen Zorn gezügelt, und er wartete nur, bis Mrs Stride den Salon verlassen hatte, bis er seinen Gefühlen freien Lauf ließ. „Wärst du zehn Jahre jünger, mein Mädchen, wüsste ich ganz genau, was ich mit dir machen würde!“
    Kein bisschen zerknirscht, kicherte Beth. „Wie gut, dass ich kein Kind mehr bin! Müsstest du mich in deiner derzeitigen Verfassung einfangen, wärst du viel schlimmer dran als ich. Oh, setz dich doch, Philip!“, bat sie, während er sie wie ein erboster Vater anstarrte, dessen Geduldsfaden im Begriff war zu reißen. „Was dich zu mir führt, glaube ich zu wissen. Am liebsten würde ich Rudge erdrosseln, diesen niederträchtigen Verräter! Ich sollte ihn wegen seines illoyalen Verhaltens zur Jahresfrist kündigen.“
    „Tu das“, forderte Philip sie auf, obwohl er die leere Drohung durchschaute. „Dann werde ich ihm eine Stellung bei mir anbieten. Mein Stallmeister tritt in Kürze in den Ruhestand, und ich brauche einen Nachfolger für den Mann.“
    Er sank in einen Sessel, und Beth stellte fürsorglich einen Schemel vor ihn auf den Boden, auf dem er seinen verstauchten Fuß ablegen

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