Historical Saison Band 08
hat, weiß nur der Allmächtige.“
„Nun, vielleicht weiß der liebe Gott es tatsächlich …“
Die Tür ging auf, und zu Beth’ Verblüffung trat Philip in den Salon, in Reitkleidung und Stiefeln. Offenbar ging er seinen alltäglichen Pflichten nach, obwohl er den rechten Fuß immer noch ein wenig nachzog.
„Meinst du wirklich, du solltest so kurz nach deinem Unfall schon wieder reiten?“, fragte sie besorgt, erhob sich und trat an den Tisch mit den Karaffen, um ihm ein Glas Wein einzuschenken.
Auch der Major stand auf und streckte die Hand aus, die Philip nach kurzem Zögern ergriff. Beth machte die beiden Männer miteinander bekannt.
„Black?“, wiederholte Philip fragend und musterte das Gesicht des Offiziers. „Sind wir uns schon einmal begegnet?“
Beth begann sich unbehaglich zu fühlen. Über das frühere Leben des Majors wusste sie nur, was sie von Charles Bathurst erfahren hatte. Bisher war sie nicht auf den Gedanken gekommen, dass Blacks und Philips Wege sich irgendwann gekreuzt haben könnten.
Bedrückt hielt sie inne und drehte sich um. Wie sollte sie sich verhalten? Obwohl sie Philip vertraute – sie hatte Charles Bathurst versprochen, mit niemandem über Major Blacks Probleme zu reden. Und sie würde ihr Wort nicht brechen. Doch sie wusste, wie scharfsinnig der Gefährte ihrer Kindheit war. Und sein Gedächtnis ließ ihn fast nie im Stich.
Wie lange mochte es dauern, bis er sich entsann, wo er dem Major zuvor schon begegnet war? Diesen Moment musste sie möglichst lange hinauszögern. „In den letzten Jahren hast du Major Black sicher nicht getroffen. Da war er nämlich in Spanien, fast seit dem Beginn des Feldzugs.“
Mit ihrem Versuch, Philip abzulenken, erzielte sie keinen Erfolg, denn er schaute nicht einmal in ihre Richtung. „Black? Oder vielleicht – Blackwood? Wenn meine Erinnerung mich nicht trügt – der Honourable Sebastian Blackwood?“ Bevor Philip weitersprach, verzog er seine Lippen ebenso sarkastisch wie vorhin der Major. „Und inzwischen Viscount Blackwood. Oder irre ich mich?“
Vor lauter Verblüffung fand Beth keine Worte. Wie weit der Major in der Gesellschaftshierarchie emporgestiegen war, hatte sie nicht gewusst. Seine ironische Verbeugung bestätigte Philips Mutmaßung. Verzweifelt überlegte sie, was sie sagen sollte, um die feindselige Atmosphäre zwischen den beiden Männern zu bereinigen.
Glücklicherweise kam ihr Charles Bathurst zu Hilfe, der Ann in den Salon zurückbrachte. Die unerwartete Anwesenheit des Baronets ließ ihn auf der Schwelle kurz zögern. Dann begrüßte er den Nachbarn höflich. Aber der Blick, den er Beth zuwarf, verriet seine Sorge. Und so war sie nicht überrascht, als er sich wenig später zusammen mit seinem Freund verabschiedete.
„Würdest du die Gentlemen zu ihrer Kutsche begleiten, Ann? Inzwischen unterhalte ich mich mit Sir Philip.“ Sie warf den beiden Besuchern einen bedeutsamen Blick zu, um ihnen zu signalisieren, dass sie die Situation meistern würde.
Sobald sie mit dem Baronet allein war, trat sie ans Fenster und beobachtete die Abfahrt der Kutsche.
„Ich wünschte, du wärst heute nicht hergekommen, Philip“, gestand sie.
„Kein Wunder“, erwiderte er. Da sie versäumt hatte, ihm ein Glas Wein einzuschenken, bediente er sich selbst. „Seit wann verkehrst du mit Mördern?“
Bestürzt wandte sie sich zu ihm um und musterte seine verächtliche Miene. „Glaubst du das wirklich?“
„Nun, immerhin wurde er des Mordes beschuldigt. Dass Bathurst ihn kennt, wusste ich nicht … Vielleicht hätte ich es erraten können, weil Blackwood Manor, der Familiensitz des Majors, in Northamptonshire liegt. Bathurst lebte eine Zeit lang in der Gegend, wie ich neulich erwähnte.“
„Ja, ich entsinne mich …“ Verspätet erinnerte Beth sich an ihre Manieren, bat ihren Gast, Platz zu nehmen, und sank ebenfalls in einen Sessel. Da Philip so gut über Lord Blackwoods Vergangenheit informiert war, sah sie keinen Grund mehr, das Versprechen zu erfüllen, das sie Mr Bathurst gegeben hatte, und seine Enthüllungen über den Major für sich zu behalten.
„Natürlich will Bathurst seinem Freund helfen, das verstehe ich“, betonte Philip. „Aber warum bist du von Blackwoods Unschuld überzeugt, Beth? Kennst du ihn so gut?“
„Nein, das nicht. Aber der Duke of Wellington und mein Vater schätzten seine Qualitäten. Er ist durchaus imstande, Menschen zu töten. Das hat er im Krieg bewiesen. Womöglich wäre er sogar
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