Historical Saison Band 08
Ein so beunruhigendes Leben führte ich in Spanien, und ich behaupte keineswegs, ich würde das Kriegsende bedauern. Allerdings gibt es da einen wesentlichen Unterschied. Jene gefährlichen Missionen übernahm ich freiwillig, aus reiner Abenteuerlust. Aber Sie brennen gewiss nicht darauf, nach einem Mörder Ausschau zu halten, wann immer Sie Ihr Haus verlassen. Ich bin mit Clegg so verblieben, dass ich am ersten Markttag im Dezember noch einmal mit ihm rede. Bis dahin besinnt er sich vielleicht anders und beschließt, hierzubleiben. Wenn er mich nach Northamptonshire begleitet – mal sehen, ob er mir irgendetwas über Murslow verrät.“
Erst drei Wochen später sah Philip den Viscount wieder. Blackwood besuchte ihn eines frühen Nachmittags, am ersten Markttag im Dezember.
Philip empfing seinen Gast in der Bibliothek und bot ihm vor dem Kaminfeuer einen Platz an. Bei einem Glas Madeira berichtete der Major, was er am Morgen in Erfahrung gebracht hatte. „Leider ist es nicht viel. Wie ich bereits sagte – ich möchte meine Position als Cleggs künftiger Arbeitgeber nicht ausnutzen, um Druck auf ihn auszuüben und Informationen zu erzwingen.“
„Das verstehe ich.“
„Der Doktor bot ihm eine feste Stellung in seinem Haus an. Die lehnte Clegg ab, wird aber in den nächsten zwei Wochen, bis die Familie des Arztes in Markham ankommt, weiterhin für ihn arbeiten. Meinem Eindruck nach möchte er diese Gegend möglichst bald verlassen und ein neues Leben anfangen, wahrscheinlich weil er das ein oder andere auf dem Kerbholz hat. Wie ich seinen wenigen Andeutungen entnahm, machte er bei einigen Diebstählen gemeinsame Sache mit Murslow, doch ansonsten ist nichts Schlimmes passiert. Ansonsten scheint Cleggs Spießgeselle zwar ein ziemlich übler Kerl zu sein, aber ein Mord ist ihm wohl kaum zuzutrauen.“
„Immerhin etwas“, meinte Philip, als er den Viscount eine Weile später zum Stall begleitete. In der Luft lag winterliche Kälte. „Werden Sie bei Bathurst bleiben, bis der Verdacht gegen Sie aus der Welt geschafft ist?“
„Ah, das vergaß ich zu erzählen – letzte Woche wurde die Anklage fallen gelassen. Aufgrund einer Aussage, die eine glaubwürdige Zeugin gemacht hat, bin ich entlastet. Nun darf ich mich wieder frei bewegen, ohne eine Verhaftung befürchten zu müssen.“
„Also werden Sie bald abreisen?“, fragte Philip, nachdem er dem Major gratuliert hatte.
Ein schwaches Lächeln umspielte Blackwoods Lippen. „Vorerst schmiede ich keine derartigen Pläne, zumal ich vermute, dass eine gewisse Person in diesem County, mit der ich mich eng verbunden fühle, an meiner fortgesetzten Anwesenheit interessiert ist.“
Ohne ein weiteres Wort schwang er sich auf sein Pferd und ritt davon. Mit schwerem Herzen starrte Philip ihm nach – von einem unerwarteten Schicksalsschlag getroffen, der sich anfühlte wie ein Fausthieb in die Magengrube.
In den letzten Jahren hatte er sich angewöhnt, erst nach gründlicher Überlegung zu handeln. Diesmal nahm er sich dafür nicht die Zeit. Stattdessen ließ er sein Lieblingspferd satteln und galoppierte durch den Park in westliche Richtung.
Da er Beth nicht in Ashworth House antraf, ritt er nach Markham. Die Haushälterin hatte ihm mitgeteilt, ihre Herrin wolle in der Stadt Stoff für ihre Wintergarderobe kaufen. Er fand Beth in einem gut besuchten Geschäft für Modewaren an der Hauptstraße. Sie war dabei, mehrere Tuchballen in unterschiedlichen Farbtönen zu begutachten, als Meg, ihre junge Zofe, sie auf die Ankunft des Baronets hinwies.
Wie üblich begrüßte Beth ihn mit einem strahlenden Lächeln und bat ihn, ihr bei der Auswahl zu helfen. Erst als sie keine Antwort erhielt, musterte sie ihn genauer. „Stimmt etwas nicht, Philip? Warum starrst du mich so seltsam an?“
Ohne zu antworten, trat er zu ihr an den Ladentisch. Doch sein Blick galt noch immer nicht den Tuchballen, sondern ihren fein gezeichneten, von einem kleidsamen Hut umrahmten Zügen.
„Nun?“, fragte sie. „Würdest du den blauen oder den bernsteingelben nehmen?“
„Äh …“ Endlich riss er den Blick von ihrem geliebten Gesicht los und besah sich die Ware auf dem Ladentisch. „Warum kaufst du nicht beide?“
„Ja, natürlich, warum nicht? Das wäre nicht einmal extravagant, denn die Wintergarderobe der armen Ann ist ebenso unzulänglich wie meine. Deshalb werde ich ihr ein paar Ellen Stoff mitbringen.“
Beth’ Entschluss lenkte Philips Aufmerksamkeit auf eine Tatsache, die
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