Historical Saison Band 09
Vater. Nicht wie die jungen Schwächlinge heutzutage. Der Mann konnte kämpfen!“
„Ja, er war sehr stark“, erwiderte MacLachlann kühl.
Ein Mann mit hellbraunem Haar und breiten Schultern näherte sich ihnen und verbeugte sich. Lord Duncombe nickte, also musste er den Mann kennen. Und Catriona begrüßte ihn mit einem Lächeln, wie man es einem Freund schenkt, dachte Esme, nicht einem Geliebten.
Als er sprach, wandte er sich weder an den Earl noch an Catriona, sondern an MacLachlann.
„Bitte vergeben Sie meine Unhöflichkeit, Mylord. Ich hätte Sie gleich nach Ihrer Ankunft aus London aufsuchen sollen, arbeitete jedoch an einem komplizierten Vertragsabschluss in Inverness. Ich bin Ihr Anwalt hier in Edinburgh, Sir Gordon McHeath.“
Ein Anwalt! Jetzt konnte sie endlich ein intelligentes Gespräch mit jemandem führen.
„Ich habe mich so darauf gefreut …“, begann sie voller Aufrichtigkeit, bevor ihr einfiel, dass sie oberflächlich und dumm erscheinen musste. Außerdem, so sehr sie die Vorstellung auch hasste, ein Anwalt könnte Komplize in einem Verbrechen sein, war es dennoch möglich. Also durfte sie keinen Verdacht erwecken. „ … den Anwalt meines Mannes kennenzulernen“, fügte sie mit einem albernen Kichern hinzu.
McHeath lächelte. „Wirklich? Nun, das bekommt ein Anwalt nur selten zu hören.“
Das wusste Esme natürlich. Die Anwaltszunft wurde oft verachtet, weil man sie für geldgierig und hinterhältig hielt – bis man ihre Hilfe benötigte.
„Nicht, dass ich das Geringste von dem verstehe, was Sie tun“, fuhr sie lachend fort. „Ich wollte Ihnen nur danken, dass Sie das Personal für uns eingestellt haben und das Haus vorbereiten ließen. Es muss Sie neben Ihren anderen Pflichten eine Menge Mühe gekostet haben.“
„Nicht die Geringste, versichere ich Ihnen, Mylady.“
Sein Akzent war breiter als der MacLachlanns, er hatte jedoch ausgezeichnete Zähne und sah auch ansonsten sehr angenehm aus, sodass es ihm, zumindest an weiblichen Klienten, nicht mangeln durfte.
„Ihre Arbeit muss so faszinierend sein. Ducky hier … oh, ich meine, mein Gatte … tut gar nichts, wissen Sie.“
„Das würde ich nicht so ausdrücken, Mylady“, entgegnete der Anwalt ernst. „Er muss im Lauf eines Jahres zahlreiche Entscheidungen treffen. Allein das verlangt viel Einsatz.“
Esme winkte ab, nahm seinen Arm und zog McHeath von den anderen fort. „Aber Verträge und Testamente und was sonst noch … das ist alles so kompliziert. Setzen Sie all diese Dokumente selbst auf, oder haben Sie Hilfe?“
Trotz des exzellenten Mahls, das aus einigen Gängen und mehreren Sorten erlesenen Weins bestand, fiel es Quinn wieder ein, warum er es vorzog, in Gasthäusern oder allein in seinen Räumen zu speisen. Er hatte sich in der Atmosphäre vornehmer Förmlichkeit noch nie wohlgefühlt und bereits als Kind das Gefühl gehabt, darin zu ersticken.
An diesem Abend kam noch erschwerend dazu, dass er so tun musste, als wäre er sein verflixter Bruder. Es half auch nicht besonders, dass er zur Rechten seiner Gastgeberin saß, während Esme ganz am anderen Ende des Tisches war – ausgerechnet neben diesem verdammten, gut aussehenden Anwalt. Der Kerl war ein wahrer Adonis mit seinem welligen braunen Haar und dem attraktiven Gesicht. In seinem Kilt und mit der tiefen, samtigen Stimme würde McHeath die Hälfte der Frauen in Ohnmacht fallen lassen.
Bei Esme hätte er allerdings gedacht, dass sie für rein äußerliche Qualitäten eines Mannes unempfänglich wäre. Auf ihn selbst hatte sie jedenfalls immer recht gelassen reagiert, dabei wusste er, dass die meisten Frauen ihn ansehnlich fanden. Gordon McHeath jedoch brauchte nur zu erscheinen, und schon lächelte sie ihn an, als wäre der Märchenprinz in Person gekommen, sie aus ihrer misslichen Lage zu erretten.
Dann sagte er sich, dass sie einfach froh darüber war, den Mann kennenzulernen, weil er Anwalt war. Quinn hoffte nur, sie würde sich McHeath gegenüber nicht verraten, indem sie zu viel von ihrem Wissen durchscheinen ließ. Glücklicherweise schien sie sich damit zufriedenzugeben, ihm einfach zu lauschen, mit den Wimpern zu klimpern und dazu zu lächeln wie ein Hohlkopf.
Es könnte schlimmer sein, dachte er. Catriona war vielleicht nicht so geistreich wie Esme, aber wenigstens sehr hübsch anzusehen. Tatsächlich konnte er sich sehr gut vorstellen, warum Jamie sich in sie verliebt hatte, besonders wenn man überlegte, wie sie vor fünf Jahren
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