Historical Saison Band 09
Wüstling gewesen war. Warum benahm er sich aber wie einer, wenn er mit ihr allein war? Hielt er sie lediglich für leicht verführbar, oder war seine Leidenschaft echt?
Doch jetzt war kaum der richtige Moment, um über solche Dinge etwas nachzudenken.
„Es ist wirklich nicht leicht, an einen Mann mit derartigen Gelüsten gebunden zu sein“, gab sie zu, als würde es ihr große Erleichterung verschaffen, einer mitfühlenden Person gegenüber ihr Herz auszuschütten. „Ich kannte ihn nicht sehr gut vor unserer Heirat, und … nun ja … er ist so viel älter als ich und so … so anspruchsvoll in gewissen Dingen.“
Lady Elviras Augen funkelten regelrecht vor Neugier. „Tatsächlich? Das muss sehr … unerfreulich für Sie sein.“
„Wenigstens ist er ein gut aussehender Mann“, meinte Esme mit einem Seufzer, „wenn ich auch fürchte, dass er auch in anderer Hinsicht sehr … ungestüm sein kann. Zum Beispiel weiß ich nicht genau, was aus meiner Mitgift geworden ist. Ich wage es allerdings nicht, ihn zu fragen, um ihn nicht zu verärgern. Zwar weiß ich, dass er Mr McHeath mit seinen Geschäften betraut – Hypotheken und Verträge und dergleichen – und hoffe inbrünstig, dass er damit keinen Fehler begeht.“ Sie schenkte Lady Elvira einen flehenden Blick. „Haben Sie jemals etwas gehört, das darauf hinweist, Mr McHeath sei nicht vertrauenswürdig?“
„Nichts“, versicherte ihr Lady Elvira. „Er stammt aus einer Familie, in der es von Anwälten nur so wimmelt. Und sein Vater war Richter. Ich bin davon überzeugt, dass Sie ihm vertrauen können.“
„Oh, ich danke Ihnen! Sie haben mich so beruhigt.“
Was sogar ein wenig stimmte. Lady Elvira gehörte zu den Frauen, die das kleinste Gerücht kennen und gewiss noch übertreiben würden. „Manchmal kann man nicht vorsichtig genug sein, wenn es um Menschen geht.“
„Das ist wohl wahr. Es ist immer besser, ein wenig misstrauisch zu sein, ganz besonders attraktiven Männern gegenüber“, stimmte Lady Elvira mit einem Blick zu, der Esme sagen sollte, dass sie sich nicht nur auf Mr McHeath bezog.
Fast hätte Esme der Versuchung nachgegeben und nach MacLachlann gefragt, aber sie war nicht deswegen gekommen. „Erzählen Sie mir bitte, kennen Sie einen Arzt namens Kenneth Sutherland, der in der Nähe leben soll?“, fragte sie. „Ich glaube, er und seine Familie sind nach Edinburgh gezogen, nachdem er ein großes Haus und Grundstück nicht weit vom Schloss entfernt geerbt hat.“
„Ja, den kenne ich! Dr. Sutherland ist Chirurg im hiesigen Spital, und sein Vater war ein bekannter Pfarrer. Eine angesehene Familie.“
„Wie wunderbar!“, rief Esme, ohne ihre Neugier zu begründen. Sollte Lady Elvira ruhig annehmen, dass sie Dr. Sutherland durch Familie oder Freunde kannte. „Und kennen Sie auch die Miltons?“
„Meine Tochter ist sehr gut mit der jungen Lady Milton befreundet. Sie scheinen viele Bekannte hier zu haben, Lady Dubhagen.“
Esme kicherte, als wäre sie verlegen. „Oh, ich bin den Miltons niemals begegnet. Ich hörte neulich ihren Namen und fragte mich, ob sie mit dem Dichter desselben Namens verwandt seien.“
Glücklicherweise akzeptierte Lady Elvira ihre Erklärung. Ihr lag offensichtlich sehr viel mehr daran, sich mit ihrem eigenen enormen gesellschaftlichen Kreis zu brüsten, als den ihres Gastes kennenzulernen. Sie kannte jede Familie, deren Namen Esme erwähnte, und war mehr als bereit, über deren finanzielle Umstände zu plaudern, soweit sie darüber Bescheid wusste.
Es war eine große Erleichterung herauszufinden, dass diese Leute tatsächlich existierten. Esme wäre es sehr unangenehm gewesen zu entdecken, dass Mr McHeath oder auch sonst irgendein Anwalt seine Klienten betrog.
Sobald sie die Fragen gestellt hatte, die sie sich vorgenommen hatte, konnte sie sich eine allerletzte nicht verkneifen. „Ich habe noch von einer weiteren Familie von Anwälten gehört, die früher in Edinburgh lebte. Die McCallans. Wenn ich es recht verstanden habe, dann wäre es ein Fehler, sie im Beisein des Earl of Duncombe zu erwähnen.“
„In der Tat, das wäre nicht sehr klug“, stimmte Lady Elvira eifrig zu.
Also hatte Jamie recht gehabt. Seine Beziehung zu Catriona hatte seinem Ruf in Edinburgh geschadet, obwohl er nichts Schimpfliches getan hatte.
„Der Sohn war allen zufolge ein guter Mann“, fuhr Lady Elvira fort, „aber er beging den Fehler, um Lady Catrionas Hand zu bitten. Der Earl hätte selbstverständlich
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