Historical Saison Band 09
Innerste seines Herzens schauen.
Sollte sie doch. Wenn sie sich dazu durchringen könnte, über die äußere Fassade hinwegzusehen und einen Rest des guten, ehrenhaften Mannes zu entdecken, der noch in ihm steckte.
Wenn sie sich die Mühe machen würde, ihren Geist und ihr Herz für ihn zu öffnen.
12. KAPITEL
E sme war noch nie in ihrem Leben so froh gewesen, an einem Ort anzukommen, denn ihre Ankunft ersparte es ihr, MacLachlann sofort zu antworten. Sie war so verwirrt, so verstört, dass sie nicht wusste, was sie ihm sagen sollte. Im ersten Moment war sie sicher, dass er sie nur wieder necken wollte, doch dann fing sie an zu glauben, er könnte mehr für sie empfinden als nur Verlangen. Trotzdem fürchtete sie, sie sah lediglich das, was sie sehen wollte, und sollte wirklich klug genug sein, sich nicht schon wieder von seinem Charme einlullen zu lassen.
Warum konnte sie nicht daran denken, wer er war, wenn er sie mit scheinbar echter Reue ansah? Warum vergaß sie immer wieder, dass sie hier waren, weil sie einen Auftrag zu erfüllen hatten und nicht mehr? Warum konnte sie die Sehnsucht, in seinen Armen zu liegen und seine Lippen auf ihren zu spüren, nicht ersticken?
Als sie das mit einer Fülle von Frühlingsblumen geschmückte Foyer betraten, das schon zum Bersten voll war mit Gästen und Dienern, die Tabletts trugen und Getränke anboten, wusste Esme nur, dass sie vor Quinns unverwandtem Blick fliehen musste, wenn auch nur für wenige Momente, damit ihr klopfendes Herz sich beruhigen und sie ihre Gedanken sammeln konnte.
Ein ernstes, unscheinbares Hausmädchen half ihr aus ihrem leichten Umhang. „Herrje, ich fürchte, ich habe einen Riss im Saum meines Kleids“, log Esme.
„Der Salon im oberen Stock wird als Ruheraum für die Damen benutzt, Miss.“
„Wunderbar.“ Ohne auf Quinns Reaktion zu warten, eilte sie die breite Marmortreppe zu ihrer Rechten hinauf.
Der Salon, ein sehr hübscher Raum, war in blassblauen Farben gehalten. Zurzeit hielten sich hier nur drei Hausmädchen auf, bereit, den weiblichen Gästen behilflich zu sein. Eine hielt Nadel und Faden bereit, die zweite Haarnadeln und Kamm, die Dritte ein Riechfläschchen.
Das Riechfläschchen werde ich vielleicht noch brauchen, bevor der Abend vorüber ist, dachte Esme kläglich. Sie setzte sich vor einen Spiegel und drückte eine der Blumen in ihrem Haar fester an.
Während sie ihr Spiegelbild betrachtete, ermahnte sie sich, nicht zu vergessen, dass diese Frisur, diese Abendrobe und diese dünnen Tanzschuhe im Grund nicht mehr waren als eine Verkleidung. Quinn hatte sie vor ihrer Reise nach Edinburgh nicht anziehend gefunden, und sobald sie wieder in London waren, würde sie ihm wieder gleichgültig sein. Gewiss würde er sich fragen, was in ihn gefahren war, und glauben, dass seine Leidenschaft für sie eine Art vorübergehender Wahn gewesen sein musste.
Und auch sie selbst würde wieder die Esme von früher sein.
Im Innersten allerdings wusste sie, dass das nicht die Wahrheit war. Ihre Beziehung zueinander hatte sich hier in Edinburgh ein für alle Mal und unwiderruflich verändert. Und zwar seit dem erstem Kuss.
„Oh, Lady Dubhagen! Ich habe so gehofft, Sie hier zu treffen!“ Eine junge Frau in einem roten Seidenkleid eilte auf sie zu. „Vergeben Sie meine Unhöflichkeit, aber ich kann einfach nicht abwarten, bis wir uns offiziell vorgestellt werden. Ich heiße Finula Blackmure und bin Sir Walter Blackmures Tochter.“
„Wie geht es Ihnen?“, erwiderte Esme, etwas verwundert über die Begeisterung der hübschen Frau mit dem rotbraunen Haar.
„Sehr gut, danke.“
Eine weitere junge Dame, wie Miss Blackmure kaum älter als zwanzig und modisch in lavendelfarbenen Satin gekleidet, blieb neben ihrer Freundin stehen. Diese lächelte und sagte: „Das ist Lady Penelope Ponsenby. Sie ist auch begierig darauf, Sie kennenzulernen.“
„Wirklich?“
„Oh ja!“, rief die dunkelhaarige Lady Ponsenby lächelnd. „Wir möchten von Ihnen wissen, wie es ist, auf einer Zuckerplantage zu leben. Es muss so aufregend sein mit all den Sklaven und dergleichen.“
Miss Blackmure kicherte und zog Esme mit sich. „Ich habe gehört, einige der Sklaven sind sehr … nun, überhaupt nicht wie englische Gentlemen. So primitiv und so … kräftig gebaut.“
Als wären es Tiere in einer Menagerie, dachte Esme empört, und keine menschlichen Wesen.
„Nein, sie sind nicht wie englische Gentlemen“, antwortete sie. „Aber vielleicht würde ein
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