Historical Saison Band 09
niemals seine Einwilligung gegeben. Der Mann war schließlich nur Anwalt, und der Earl würde seine Tochter niemals einem Mann der juristischen Profession geben, oder sonst einer Profession. Sie muss einen adligen Gentleman heiraten oder keinen. Und dann war da noch Mr McCallans Schwester.“
Esme bemühte sich, sich ihre Verblüffung nicht anmerken zu lassen. Sie sollte einer der Gründe dafür sein, dass Jamie ein Glück mit Catriona verwehrt worden war? Sie hatte doch nur eine einzige Nacht in Edinburgh verbracht, bevor sie und Jamie nach London abreisten. „Warum seine Schwester?“
Lady Elvira schüttelte betrübt den Kopf. „Anscheinend ist sie ein wahrer Blaustrumpf.“
„Und?“ Es musste doch noch mehr sein als das.
„Reicht das nicht?“, rief Lady Elvira empört.
Nur mühsam verbarg Esme ihren Ärger. „Sind Sie ihr je begegnet?“, fragte sie, um sie abzulenken.
„Sie war noch im Damenkolleg, aber wir hörten sehr viel über sie. Der arme McCallan war ziemlich stolz auf sie. Wenn er doch nur geahnt hätte, dass der Earl übermäßig gebildete junge Damen nicht ertragen kann!“
Obwohl Esme stolz auf ihre Bildung war und mit ihrer Meinung selten hinter dem Berg hielt, konnte sie die Röte nicht verhindern, die ihr bei dem Gedanken in die Wangen stieg, sie könnte unabsichtlich der Grund für Jamies Unglück sein. „Und die Liebe? Liebte der junge Mann Lady Catriona, und liebte sie ihn?“
Lady Elvira bedachte sie mit einem Blick, als hätte Esme den Verstand verloren. „Lady Catriona ist die Erbin eines großen Vermögens. Sie kann nicht aus Liebe heiraten! Sie muss jemanden finden, der mit so viel Reichtum umgehen kann – also selbstverständlich einen Mann von hoher Geburt. Ein Anwalt kennt sich natürlich mit den Formalitäten aus, würde allerdings niemals in die gute Gesellschaft aufgenommen werden. Außerdem, wenn die gesellschaftliche Stellung so unterschiedlich ist, besteht immer die Möglichkeit, dass der Mann ein Mitgiftjäger ist.“
Es fiel Esme sehr schwer, ihren Ärger nicht auszudrücken. Und sie war froh, dass ihr Bruder Catriona nicht geheiratet hatte. Er würde niemals aus Gewinnsucht heiraten und hatte schließlich auch seinen Stolz.
„Aber das muss ich Ihnen ja nicht sagen, meine Liebe“, fügte Lady Elvira hinzu.
Esme wurde noch wütender über die indirekte Beleidigung ihres Mannes, bis ihr einfiel, dass sie ja gar nicht wirklich verheiratet war und dass sie selbst angedeutet hatte, ihr „Gatte“ habe sie nur wegen ihrer Mitgift genommen.
Eifrig rückte Lady Elvira näher. „Aber genug von der Edinburgher Gesellschaft. Erzählen Sie ein wenig von Jamaika, Lady Dubhagen. Wie ist es dort?“
„Heiß.“ Schnell erhob Esme sich. Für heute hatte sie genug von Lady Elvira. „Sehr heiß. Wenn Sie mich bitte entschuldigen wollen. Ich fürchte, ich habe schon genug von Ihrer Zeit in Anspruch genommen.“
„Aber nein! Ich möchte so gern mehr über die Westindischen Inseln erfahren.“ Listig zwinkerte sie Esme zu. „Und es muss doch eine Erleichterung für Sie sein, ein wenig Abstand zu Ihrem allzu aufmerksamen Gatten zu gewinnen.“
„Verzeihen Sie. Ich fühle mich ein wenig unwohl.“ Esme benutzte die erstbeste Ausrede, die ihr einfiel, und verabschiedete sich ein wenig hastig.
Quinn ging unruhig im Salon auf und ab, nicht sicher, ob Esme mit ihm zu Lady Marchmonts Ball gehen würde oder nicht. Obwohl sie ihm von der Einladung erzählt hatte, würde es ihn nach allem, was gestern Abend geschehen war, nicht wundern, wenn sie es vorziehen würde, in ihrem Zimmer zu bleiben. Fast hoffte er sogar, sie würde es tun. Nach seinem Besuch bei Mollie war auch er nicht in der Stimmung, einen Abend in Gesellschaft zu verbringen.
Er hörte ein Geräusch an der Tür und sah Esme auf der Schwelle stehen und ihn beobachten. Sie trug ein elfenbeinfarbenes Seidenkleid mit einem, wie er fand, viel zu tiefen runden Ausschnitt. Das Haar hatte sie zu einem eleganten Knoten aufgesteckt, und weiße Rosen schmückten ihre braunen Locken. Um den schlanken Hals hatte sie eine Perlenkette gelegt, die genauso wunderschön und vollkommen war wie sie.
Ja, sie war vollkommen. Nicht trotz ihrer scharfen Zunge und ihres wachen Verstands, sondern gerade deswegen. Sie war vollkommen wegen der Hingabe, die sie für alles zeigte, und für die Liebe, die sie ihrem Bruder entgegenbrachte. Vollkommen – doch nicht für ihn. Und sie würde es auch nie sein.
Sie war Jamies Schwester, und
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