Historical Saison Band 09
Ich kann ja verstehen, dass ein Mann seinen Vergnügungen nachgehen möchte, aber es wäre mir nicht recht, wenn das mit einer unserer Bediensteten geschähe.“
Sie las die Enttäuschung im Blick des Anwalts, und es tat ihr sehr leid, aber was blieb ihr übrig?
„Und jetzt müssen Sie mich wirklich entschuldigen, Mr McHeath.“ Damit eilte sie zur Tür.
Wieder stellte er sich ihr in den Weg. „Mylady, falls Ihr Gatte ein gefühlloser Grobian ist, wie ich befürchte …“
„Nein, nein, das ist er nicht“, protestierte sie, und in diesem Moment wurde die Tür aufgestoßen.
„Was zum Henker stellen Sie da mit meiner Frau an?“, verlangte Quinn zu wissen und starrte Mr McHeath auf eine Weise an, als wäre es ihm eine Freude, ihn zu töten.
Esme zuckte betroffen zusammen. Er hatte doch gewusst, weswegen sie gekommen war, und hatte zugestimmt. Warum war er ihr also gefolgt?
„Ich sage ihr, dass ich ihr helfen werde, falls sie sich aus einer lieblosen Ehe befreien will“, gab der Anwalt ohne Furcht, doch vorwurfsvoll zu.
„Fort von ihr“, warnte Quinn ihn leise.
„Werde nicht böse, Ducky“, sagte Esme und wandte sich dann an den Anwalt. „Es ist alles in Ordnung, wirklich, Mr McHeath.“
„Wessen beschuldigt er mich?“, knurrte Quinn.
„Nichts, Ducky, glaub mir.“
„Mir sind einige sehr beunruhigende Berichte zu Ohren gekommen, dass Sie seit Ihrer Rückkehr nach Edinburgh gewisse anstößige Etablissements besucht haben“, erklärte Mr McHeath, ohne auf Esmes Einwurf zu achten. „Etablissements, die Ihrer Frau nicht nur finanziell und gesellschaftlich großen Schaden zufügen können, sondern möglicherweise auch ihre Gesundheit untergraben.“
„Was bedeutet das?“, fragte Esme leise, obwohl sie erfahren genug war, um Mr McHeaths Andeutung zu verstehen.
„Darüber sprechen wir unter vier Augen“, erwiderte Quinn zwischen zusammengebissenen Zähnen und wollte nach ihrer Hand greifen.
McHeath schob sich vor Esme.
„Halten Sie sich fern von meiner Frau“, fuhr Quinn ihn an. „Und mischen Sie sich gefälligst nicht ein!“
„Sollte Ihre Frau meine Hilfe erbitten, wird sie sie bekommen“, entgegnete McHeath ebenso heftig.
Jamie hatte oft erwähnt, dass Quinn ein sehr fähiger Faustkämpfer war, also beeilte Esme sich, die Hände auf seine Brust zu legen, um ihn zurückzuhalten. „Beruhige dich doch, Ducky.“ Und fügte mit einem Blick über die Schulter an McHeath gewandt hinzu: „Es geht mir gut, obwohl Ihre Anteilnahme mich natürlich sehr rührt. Komm jetzt, mein Lieber.“ Sie nahm Quinns Arm.
Einen Moment lang fürchtete sie, er würde nicht auf sie hören, doch dann ließ er sich zu ihrer Erleichterung aus dem Büro hinausführen.
Kaum saßen sie in der Kutsche, verlangte Esme zu wissen, was in aller Welt in ihn gefahren war, auf diese Weise in McHeaths Büro zu platzen. „Oder hältst du mich für unfähig, einige Fragen zu stellen?“
„Natürlich bist du dazu fähig“, meinte er finster. „Ich wollte nur sehen, was er tun würde, wenn ich unerwartet auftauche. Die Überraschung verleitet die Menschen dazu, sich zu geben, wie sie wirklich sind. Auf diese Art verraten sich die meisten Verdächtigen.“
„Und was ist mit mir? Wie habe ich mich gegeben?“
Das brachte ihr das selbstgefällige Lächeln ein, das sie einige Tage nicht mehr an Quinn bemerkt und das ihr auch nicht gefehlt hatte. „Ich nahm an, du würdest weiterhin deine Rolle spielen. Was du ja auch getan hast, und sehr gut sogar.“
So leicht ließ sie sich nicht beschwichtigen. „Was schließt du also aus Mr McHeaths Verhalten? Ich hoffe, sein ritterliches Benehmen bringt dich dazu, eine bessere Meinung über ihn zu haben.“
Quinn betrachtete sie verwundert. „Ritterlich? Du hältst ihn für ritterlich?“
Das hatte sie doch eben gesagt! „Selbstverständlich. So wie er bereit war, einer Frau zu helfen, die er in einer lieblosen Ehe gefangen glaubt.“
„Der Mann sieht in dir keine Jungfrau in Not“, sagte er. „Er will dich in sein Bett locken.“
„Nur weil er versucht hat, mir zu helfen – oder vielmehr der Frau, die er für die Gattin deines Bruders hält –, nimmst du an, er hätte unlautere Absichten. Aber sollte er wirklich in eine Frau verliebt sein, dann in Lady Catriona, nicht in mich, siehst du das denn nicht?“
„Wenn du etwas mehr vom Leben wüsstest, würdest du einsehen, dass ich recht habe.“
„Ich besitze auch Erfahrung“, erwiderte sie. „In Jamies
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