Historical Saison Band 09
„Es tut mir leid, Harriet. Entschuldigung!“
Gemurmel setzte ein. Hier und da wurden Stühle gerückt. Es dauerte nicht lange, da hatte der Salon sich geleert. Zweifellos waren die meisten der Besucher unterwegs zu Freunden und Bekannten, um denen die interessanten Neuigkeiten zu überbringen.
„Es tut mir leid, dass ich Sie in eine so unangenehme Situation gebracht habe“, sagte Sophie zu Harriet, als sie den Salon wieder für sich allein hatten. „Tatsächlich wusste ich nichts von der Feindschaft zwischen den Dersinghams und den Langfords. Mama hat irgendwann einmal erwähnt, dass ihr Vater mit ihrer Ehe nicht einverstanden war. Doch Mrs Jessops Zorn und Ablehnung haben mich schockiert.“
„Ich glaube, die Feindschaft zwischen den Familien geht um viel mehr als eine Generation zurück. Im Geschichtsunterricht klärte meine Gouvernante mich darüber auf, dass die Dersinghams und die Langfords während des Bürgerkriegs auf verschiedenen Seiten gekämpft haben.“
„Aber …“ Sophie stutzte. „Das ist mehr als 150 Jahre her.“
Harriet nickte. „Die Fehde war wohl schon fast in Vergessenheit geraten, als unsere Cousine Louise sich entschloss, Hugh Langford zu heiraten. Die Hochzeit rief vermutlich beiden Familien wieder in Erinnerung, was zwischen ihnen stand. Allerdings bin ich davon überzeugt, dass Tante Amelia Sie nicht deshalb ablehnt. Sie hat andere Gründe, Ihnen schaden zu wollen.“
„Was könnte sie gegen mich haben?“
„Ahnen Sie das wirklich nicht?“
„Nein.“
„Nun, Alfred ist derzeit der Erbe meines Bruders. Wenn James allerdings eine Familie gründet und Vater wird, dann verliert Alfred alles. Seine Chancen, der nächste Duke of Belfont zu werden, lösen sich praktisch in Nichts auf. Da ich seinen Charakter ebenso wie den seiner Mutter seit Langem kenne, bin ich davon überzeugt, dass die beiden alles tun werden, um Alfred die Erbfolge zu sichern. Die Jessops betrachten Sie als Bedrohung für ihre Pläne.“
„Mich?“, fragte Sophie verständnislos. Aber dann fiel ihr ein, was Mrs Jessop gesagt hatte: Ihr sei jedes Mittel recht, um ihr Ziel zu erreichen. Sie wurde erst blass und errötete dann heftig. „Mrs Jessop kann doch unmöglich glauben, ich wolle … Das ist lächerlich!“
„O nein. Schließlich ist James bereits einmal mit Ihnen und mir ausgegangen. Und Sie wohnen unter seinem Dach.“
„Um Himmels willen! Belfont könnte jede Dame im heiratsfähigen Alter zu seiner Duchesse machen. Warum sollte er sich ausgerechnet für eine arme Verwandte entscheiden?“
Harriet lächelte, beschloss dann aber zu schweigen. Seit sie Sophie zum ersten Mal gesehen hatte, hegte sie die Überzeugung, dass diese unkonventionelle, kluge selbstständige und mutige junge Dame genau die richtige Gattin für James wäre. Natürlich würden die beiden das entschieden abstreiten. Zudem würden sie vorerst noch jeden Anlass nutzen, ihre unterschiedlichen Meinungen zum Ausdruck zu bringen und heftig zu streiten. Aber schließlich würden sie einsehen, dass sie füreinander geschaffen waren.
„Ich habe keine Ahnung, warum Tante Amelia das glaubt. Aber ich zweifele nicht daran, dass sie es glaubt.“
Sophie stieg erneut das Blut in die Wangen. „Halten Sie es für möglich, dass auch andere so denken?“
„Nun ja, ausschließen lässt sich das nicht. Allerdings dürfen wir nicht vergessen, dass Tante Amelia eine besonders ehrgeizige Mutter ist. Alfred soll sich nicht nur äußerst vorteilhaft verheiraten, sondern auch den Titel meines Bruders erben. Dabei wäre er völlig überfordert mit der Verantwortung, die ein Duke zu tragen hat. Für mich ist er nichts weiter als ein schwaches Muttersöhnchen.“
„Er hat seiner Mutter sehr deutlich gemacht, dass er mit ihrem Benehmen nicht einverstanden war“, wandte Sophie ein.
„Ja, aber nur, weil er begriffen hat, wie sehr ihr Verhalten ihm schadet.“
Sophie stieß einen tiefen Seufzer aus. „Ich sollte mir eine andere Bleibe suchen. Es ist mit entsetzlich unangenehm, dass Sie und Ihr Bruder meinetwegen diesem dummen Gerede ausgesetzt sind.“
„Es hat immer Gerüchte über James gegeben. Das wird sicher auch so bleiben. Über einen Gentleman in seiner Position wird zwangsläufig geklatscht. Das hat nichts mit Ihnen zu tun, Sophie. Selbstverständlich werden Sie bei uns bleiben. Stellen Sie sich nur vor, was die Leute sagen würden, wenn Sie plötzlich Belfont House verließen!“
Das gab ihr zu denken, und so widersprach sie
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