Historical Saison Band 09
James.“
„Ich wünschte, man würde sie und das, was danach geschehen ist, recht schnell vergessen.“
„Das kann ich mir denken“, entfuhr es Sophie, der es von jeher schwergefallen war, ihre Meinung für sich zu behalten. „Vielleicht verstehen Sie jetzt, da man Sie in einem falschen Licht sieht, wie schlecht ich mich fühle, wenn man mir dauernd Absichten unterstellt, die ich nicht habe.“
„O ja“, murmelte er und schenkte ihr ein warmes Lächeln.
Ein angenehmer Schauer überlief sie, und sie fragte sich verwundert, welch seltsame Macht dieser Mann auf sie ausübte. Ein kleines Lächeln – und schon ergab sie sich seinem Charme. Das war wirklich sehr untypisch für sie. Rasch rief sie sich in Erinnerung, dass er ein Lebemann war, der eine Affäre mit einer verheirateten Frau hatte. Und nicht nur das! Er hatte auch immer wieder betont, dass er etwas gegen junge Damen hatte, die Bücher schrieben. Wahrhaftig, sie durfte nicht vergessen, dass es für sie nichts Wichtigeres gab als ihre finanzielle Unabhängigkeit!
Rasch leerte sie ihre Teetasse und stand auf. „Ich möchte vor dem Dinner noch ein wenig an meinem Buch arbeiten“, erklärte sie.
Mit hochgezogenen Brauen schaute der Duke ihr nach.
„Ich hoffe“, bemerkte seine Schwester, „du hast vor, zum Dinner zu bleiben.“
„Um Sophies Zorn zu dämpfen?“, gab er gereizt zurück. Bei Jupiter, er hatte es nicht nötig, sich vor irgendwem zu rechtfertigen, erst recht nicht vor einer jungen Dame, die mittellos auf seiner Schwelle gestanden und der er ein Dach über dem Kopf geboten hatte!
Harriet musterte ihn aufmerksam. „Ja“, sagte sie dann einfach. „Und dann mach ihr so bald wie möglich einen Antrag. Das ist es doch, was du möchtest.“
„Sie wird mich abweisen. Hast du diesen Italiener vergessen, der ihr den Hof macht?“
„Er bedeutet ihr nichts.“
„Woher willst du das wissen?“
„Ich weiß es eben. Hör auf mich, James! Du darfst eure Zukunft nicht aus falsch verstandenem Stolz aufs Spiel setzen. Unser Ball, denke ich, dürfte der ideale Zeitpunkt für einen Antrag sein.“
„Aber …“
Sie ließ ihn nicht zu Wort kommen. „Heirate sie!“
Diesmal nickte er nur.
Weder der Duke noch seine Schwester ahnte, dass Sophie jedes Wort gehört hatte. Nachdem sie den Salon verlassen hatte, war ihr plötzlich schwarz vor Augen geworden. Die Aufregungen des Tages forderten ihren Tribut. Sie musste sich gegen die Tür lehnen und ein paar Mal tief Luft holen. So kam es, dass ihr nichts von dem entging, was drinnen gesprochen wurde.
Wie konnte Harriet, die sie immer für ihre Freundin gehalten hatte, nur so reden?
Sie meint also auch, dachte Sophie, dass mein Buch es nicht wert ist, gekauft zu werden. Sie nimmt an, dass ich für immer auf James’ Großzügigkeit angewiesen sein werde.
Ihr wurde ein wenig übel. O Gott, fuhr es ihr durch den Kopf, Harriet glaubt, ihr Bruder könne zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, wenn er mich jetzt zur Frau nimmt; einerseits befreit er sich durch diese Ehe von Lady Colway, und andererseits kann er so Macht über mich gewinnen.
Welch unerträgliche Vorstellung!
8. KAPITEL
D er Duke of Belfont saß, ein Glas Cognac in der einen und einige Karten in der anderen Hand, mit ein paar Freunden bei White’s. Allerdings ging es bei diesem Treffen nicht darum, sich zu vergnügen. James hatte es einberufen, um mit den anderen möglichst unauffällig darüber beraten zu können, wie die Sicherheit Wellingtons zu gewährleisten sei.
Jeder der Anwesenden gehörte dem Militär an oder hatte ihm angehört. Gleichzeitig waren alle seit einiger Zeit mit Aufgaben betraut, von denen kaum jemand wusste. Bisher war es den Gentlemen gelungen, den Prinzregenten und seine ausländischen Gäste vor Attentaten und anderen unangenehmen Zwischenfällen zu bewahren. Es lag ihnen viel daran, auch in Zukunft erfolgreich zu sein.
Ohne Lord Myers’ Namen zu nennen, hatte James ihnen von dem angeblich geplanten Anschlag auf Wellington berichtet. Woraufhin Richard Summers erklärt hatte: „Es gibt natürlich keinerlei Beweise, doch meiner Meinung nach könnte dieser Conte Cariotti in die Angelegenheit verwickelt sein.“
„Dieser Dandy, der dauernd mit der Delegation aus Österreich zusammen ist?“, hakte Major Bowers nach.
„Ja. Er ist mir schon früher über den Weg gelaufen“, gab Richard zurück, „und ich kann Ihnen versichern, dass er gefährlich ist. Es heißt, er habe, da seine Mutter
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