Historical Saison Band 09
beabsichtigt hatte, Lady Colway zu heiraten, und dass er es selbstverständlich auch jetzt nicht tun würde. Die Affäre mit Ellen war nie mehr als ein angenehmer Zeitvertreib für ihn gewesen.
Wenn er jemals zärtliche Gefühle für sie gehegt hatte, so waren diese verflogen, als er von ihrem Seitensprung mit Alfred erfuhr. Und dann war auch noch Sophie in seinem Leben aufgetaucht! Seit sie zum ersten Mal auf der Schwelle von Belfont House gestanden hatte, war alles anders geworden.
Da James noch etwas Zeit blieb, ehe er nach Carlton House zurückkehren musste, beschloss er, Sophie und Harriet einen kurzen Besuch abzustatten.
Er fand seine Schwester allein im kleinen Salon. Zu seiner Überraschung sah sie ihm mit zornig funkelnden Augen entgegen. „Nun“, fragte sie in herausforderndem Ton, „was wirst du unternehmen, um diese unerfreuliche Angelegenheit in Ordnung zu bringen?“
„Nichts. Die Leute werden eine Zeit lang reden. Doch bald wird alles in Vergessenheit geraten.“
„Nur, wenn du dich von nun an von Lady Colway fernhältst. Und selbst dann …“
Er zuckte die Schultern. „Ich habe mich kürzlich von ihr getrennt. Wahrhaftig, ich begreife nicht, was in sie gefahren ist.“
„Sie ist nicht mehr deine Mätresse? Dann solltest du dafür sorgen, dass das bekannt wird.“
„Unmöglich. Das wäre ein äußerst ungalantes Verhalten.“
Harriet funkelte ihn an. „Dann bleibt dir nichts anderes übrig, als dich mit einer anderen Frau zu verloben!“
„Das würde ich gern“, gab er zurück. „Aber sie will mich nicht.“
„Was?“ Einen Moment lang war Harriet fassungslos. Dann fragte sie leise: „Wer ist es?“
„Das weißt du doch.“
„Sophie …“
„Leider hält sie mich für einen Tyrannen und für einen Frauenhelden.“
„Kein Wunder! Du hast dich ihr gegenüber sehr schlecht benommen. Dabei kannst du so liebevoll und zärtlich sein.“
Er senkte den Blick. „Du hast recht. Ich habe alles falsch gemacht.“
„Unsinn! Noch ist es nicht zu spät.“
„Sie hat mir sehr deutlich gesagt, was sie von mir hält.“
„Und das ist gut so. Du könntest niemals mit einer jungen Dame glücklich werden, die keine eigenen Ansichten hat oder sich fürchtet, ihre Meinung zu äußern.“
„Hm …“ Er hob den Kopf und schaute seine Schwester an. „Kannst du mir einen Rat geben, wie ich mich Sophie gegenüber verhalten soll?“
„Ich werde darüber nachdenken“, versprach Harriet.
Kurze Zeit später – James hatte sich in seine Räumlichkeiten zurückgezogen, um sich frisch zu machen und umzukleiden – betrat Sophie den Salon. Sie hatte ein wenig Ruhe gebraucht, um über die Ereignisse des Tages nachzudenken. Dabei war sie zu dem Schluss gelangt, dass sie noch einmal mit Harriet über alles sprechen musste.
„Welche Folgen wird Lady Colways Verhalten für uns haben?“, fragte sie besorgt. „Werden einige Leute Sie nun schneiden, Harriet? Und wird man die Gelegenheit nutzen, mich nirgends mehr zu empfangen?“
„Welch ein Unsinn!“ Lachend schüttelte Harriet den Kopf. „Meine Freundinnen werden natürlich zu mir stehen. Und was die anderen Damen angeht, so denke ich, dass die meisten genau das tun werden, was ihre Gatten von ihnen erwarten: Sie werden mich und auch Sie, Sophie, behandeln wie immer. Ein Duke kann sich eben mehr erlauben als ein gewöhnlicher Sterblicher. Hinzu kommt, dass die meisten James für einen Helden halten, weil er die Postkutsche vor einem schlimmen Unfall bewahrt hat. Einem so mutigen Mann verzeiht man manches. Im Übrigen war es nicht seine Schuld, dass Lady Colway sich ihm an den Hals geworfen hat.“
„Sie stellen sich wie immer auf seine Seite!“
„O ja, aber nur, weil er nichts Unrechtes getan hat. Auch Sie sollten ihn nicht verurteilen.“
„Es interessiert ihn doch gar nicht, was ich über ihn denke.“
„O doch. Es ist sogar sehr wichtig für ihn.“
„Das verstehe ich nicht“, murmelte Sophie.
Ehe Harriet zu einer weiteren Erklärung ansetzen konnte, erschien einer der Lakaien mit dem Teetablett.
Gleich nach ihm kam der Duke herein.
Sophie wurde blass, erkundigte sich dann aber besorgt nach seinem Gesundheitszustand.
Er beruhigte sie mit ein paar Worten. Woraufhin sie fragte, ob sein Hengst Hotspur verletzt worden sei.
„Nein, das Ganze hat ihn zwar sehr aufgeregt, aber ansonsten geht es ihm gut.“ Harriet hatte unterdessen die Teetassen gefüllt. „Man wird noch lange über deine mutige Tat sprechen,
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