Historical Saison Band 09
Rührung in die Augen stiegen. Er konnte so einfühlsam sein! Sie würde den Fächer immer in Ehren halten. Er würde auf ihrem Schreibtisch liegen, wenn sie in den nächsten Monaten und Jahren für ihren Lebensunterhalt arbeitete.
Im Garten war es nicht viel kühler als im Haus. Am klaren Himmel leuchteten die Sterne. Der Mond war so hell, dass die Bäume lange Schatten warfen. Man hätte sich keine schönere Frühlingsnacht vorstellen können! Die an den Ästen aufgehängten Laternen bildeten helle Farbtupfer. Immer wieder waren Bemerkungen darüber zu vernehmen, wie idyllisch dies alles sei.
Aus dem Zelt waren die ersten Töne eines fröhlichen Musikstücks zu hören.
„Kommen Sie! Man wartet darauf, dass wir den Ball eröffnen“, meinte James.
Dann befand Sophie sich auch schon mit ihm auf der Tanzfläche. Während sie lächelnd die vorgeschriebenen Schritte ausführte, dachte sie, wie unwirklich das alles sei. Und dann hörte sie auf zu denken. Sie spürte, dass zwischen ihr und James eine Spannung entstanden war, die von Sekunde zu Sekunde wuchs. Ihre Haut prickelte, und ihr Atem, ging schneller. Es war … verwirrend.
Der letzte Ton verklang, Belfont verbeugte sich und brachte Sophie dann zu Harriet, die sich einen Platz in der Nähe der Zeltwand gesucht und ein Gespräch mit Lady Carstairs begonnen hatte.
Noch immer fühlte Sophie sich seltsam. Es war, als habe sie Watte im Kopf, doch zum Glück schien niemand zu bemerken, wie abwesend sie war. Sie tanzte mit Theodore Buskin, mit Captain Summers und Peter Poundell. Alle schienen ihr Verhalten vollkommen normal zu finden.
Dann tauchte Alfred vor ihr auf, um sie auf die Tanzfläche zu führen. „Sie sind sehr schön, Miss Langford“, stellte er fest. „Nur Ihr Lächeln wirkt ein wenig hölzern.“
„Hölzern?“, wiederholte sie fragend.
„Ja. Aber Sie können sich jetzt ruhig entspannen. Der Duke hat das Zelt verlassen.“
„Belfont ist ein Gentleman. Warum sollte ich seinetwegen nervös sein?“
„Nun, darüber haben wir doch schon gesprochen. Er ist nicht ehrlich Ihnen gegenüber. Und wenn er keinen so hohen gesellschaftlichen Rang bekleiden würde, wäre er wegen seiner Beziehung zu Lady Colway bei Hof zweifellos in Ungnade gefallen. Außerdem …“
„Bitte lassen Sie uns das Thema wechseln“, unterbrach Sophie ihn. „Ich bin an Klatsch nicht interessiert.“
„Oh, ich klatsche nicht. Sehen Sie, mein Cousin ist ein Mensch mit vielen Geheimnissen. Während des Krieges verschwand er manchmal monatelang. Immer wieder hieß es, er sei gefallen, aber tatsächlich glaube ich …“
Sophie warf ihm einen bösen Blick zu und ließ ihn dann einfach auf der Tanzfläche stehen. „Verzeihung“, war alles, was sie sagte, „ich fühle mich ein wenig schwach.“
Sie verließ das Zelt und tauchte draußen erleichtert in den Schatten der Bäume ein. In der Erwartung, erfrischende kühle Luft einzuatmen, füllte sie die Lungen. Doch wie sie feststellen musste, war es plötzlich unangenehm schwül geworden. Sie hob den Kopf und stellte fest, dass Wolken sich vor den Mond geschoben hatten und dass nur noch wenige Sterne zu sehen waren. In diesem Moment fuhr ein heftiger Windstoß durch die Bäume. Laut raschelten die Blätter, und von irgendwoher war der schrille Ruf eines Nachtvogels zu hören.
Sophie war, als sei der Frühling plötzlich vergangen. Es wird ein Gewitter geben, fuhr es ihr durch den Kopf.
Trotzdem verspürte sie nicht die geringste Lust, ins Haus zurückzukehren. Sie suchte sich eine Bank, setzte sich und öffnete den Fächer. Im Dunkel konnte sie die kunstvolle Malerei nicht erkennen, aber das Bild von Dersingham Park stand ihr noch deutlich vor Augen. Ein wundervolles Geschenk! Ob James ahnte, welch große Freude er ihr gemacht hatte?
Warum, überlegte sie, hat Alfred Jessop so schlecht über ihn gesprochen? Man hätte fast meinen können, er hielte den Duke für einen Verräter. Das war natürlich absoluter Unsinn! Andererseits war davon auszugehen, dass Alfred solche Gerüchte nicht ohne Grund in die Welt setzte.
Fernes Donnergrollen drang an ihr Ohr. Sophie legte den Kopf in den Nacken, konnte aber, da der Baum, unter dem sie saß, dicht belaubt war, den Himmel nicht erkennen. Wahrscheinlich wäre es besser, mich wieder unter die Gäste zu mischen, dachte sie, schließlich sind alle mir zu Ehren eingeladen worden. Aber viel lieber wollte sie mit ihren Träumen allein sein.
Dass James sich für den Walzer, der auf den
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