Historical Saison Band 09
das Werk veröffentlich ist!“ Sie wusste, dass das, was sie sagte, ungerecht war. Und doch konnte sie sich nicht dazu überwinden, den Mund zu halten. Es tat so weh, dass James sich wieder mehr für ihr Buch interessierte als für sie.
Jetzt erhob auch Belfont sich. Aber im Gegensatz zu ihr war er nicht zornig. „Sophie“, sagte er ernst, „ich bin nicht hergekommen, um mit dir zu schimpfen. Ich habe dich gesucht, weil ich diesen Walzer mit dir tanzen wollte.“
„Zu spät“, murmelte sie – und sie meinte nicht nur den Tanz.
Er begriff das sehr wohl, sagte aber dennoch: „Man wird später noch einen anderen Walzer spielen.“ Wie hatte dieses Gespräch sich bloß in eine so falsche Richtung entwickeln können? Er hatte Sophie seine Liebe gestehen und sie um ihre Hand bitten wollen. Doch dann hatte er stattdessen über den Conte und über das Buch gesprochen. „Sophie“, begann er, „ich möchte dich fragen, ob …“
„Nein!“
Ein Blitz zuckte über den Himmel, und beinahe im gleichen Moment krachte der Donner. Dicke Tropfen klatschten auf die Blätter des Baumes, unter dem die Bank stand.
„Schnell, ins Trockene!“ James griff nach Sophies Arm und zog sie mit sich zur Terrassentür.
Noch ehe sie diese erreichten, öffneten sich alle Schleusen des Himmels, und eine wahre Regenflut ergoss sich über den Garten. Die Musiker im Zelt unterbrachen ihr Spiel, und festlich gekleidete Männer sowie Frauen, deren Schmuck im Licht des nächsten Blitzes aufleuchtete, eilten quer über die bereits klatschnasse Wiese zum Haus.
Im Salon entstand ein schreckliches Gedränge, als die vom Regen durchweichten Menschen dort Schutz suchten. James entschuldigte sich bei Sophie, da ihm als Gastgeber die Aufgabe zufiel, für Ordnung zu sorgen. Die Hausmädchen erhielten den Auftrag, die Damen, die sich um ihre Roben und Frisuren sorgten, in die verschiedenen Schlafzimmer zu führen, ihnen Handtücher zu geben und ihnen zur Hand zu gehen, wann immer sie Hilfe benötigten. Die Herren begleitete der Duke selbst in den großen Speiseraum, wo sie ihre nassen Röcke ausziehen und sich mit einem Glas Brandy aufwärmen konnten.
Sophie eilte die Treppe hinauf, erleichtert darüber, dass James nicht dazu gekommen war, ihr einen Antrag zu machen. In ihrem Inneren tobte ein Gewitter, das dem draußen in nichts nachstand. Wäre sie in der Lage gewesen, ihn abzuweisen, wenn er um sie angehalten hätte?
Sie trat ans Fenster, starrte in den Regen hinaus, sah, wie die Bäume sich unter den immer heftiger werdenden Windstößen bogen und das Zelt bedenklich schwankte. Ach, James, dachte sie, und ihr war, als müsse ihr das Herz brechen. Zunächst hatte er so zärtlich mit ihr gesprochen. Sein Kuss war so sanft und liebevoll gewesen. Fast war sie bereit gewesen, an ein mögliches Glück zu glauben. Und dann hatte er mit seiner Erwähnung des Conte und seiner Kritik an ihrem schriftstellerischen Tun alles zerstört.
Als sie zu zittern begann, wurde ihr bewusst, dass sie noch immer das nasse Abendkleid trug. Wenn sie sich keine Erkältung zuziehen wollte, musste sie etwas Trockenes anziehen. Aber als Erstes wollte sie den Fächer, der ihr so viel bedeutete, zum Trocknen ausbreiten!
Der Fächer war fort.
Einen Schreckensschrei ausstoßend lief sie zur Tür, stieß Rose, die gerade mit einer Schüssel warmem Wasser eintreten wollte, beiseite und eilte die Treppe hinunter. Ein paar Bedienstete, die frische Handtücher nach oben bringen wollten, schauten ihr erstaunt nach. Schon riss sie die Terrassentür auf und stürzte in den Regen hinaus.
Ich muss den Fächer bei der Bank verloren haben, dachte sie.
Dann hatte sie die Bank erreicht und sah im Licht eines Blitzes, dass dort kein Fächer lag. Sie ließ sich auf die Knie sinken und tastete den matschigen Boden ab. Nichts!
O Gott, ich habe meinen kostbarsten Besitz verloren! Er hat mir den Fächer geschenkt, und ich habe geschworen, dieses Geschenk immer in Ehren zu halten. Und dann verliere ich es gleich am ersten Tag!
Tränen traten ihr in die Augen. Vor Kälte zitterte sie am ganzen Körper. Aber noch wollte sie nicht aufgeben. Ohne darauf zu achten, dass sie ihre feinen Seidenstrümpfe und das wunderschöne Ballkleid ruinierte, rutschte sie auf Knien über die Wiese. Sie musste den Fächer finden!
Unterdessen hatte sich die besorgte Rose auf die Suche nach dem Hausherrn gemacht und diesem mitgeteilt, dass Miss Langford in größter Aufregung aus dem Haus gestürzt sei. So
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