Historical Saison Band 12
Moment musste sie auf dem Weg nach London sein. Sobald seine Cousine gehängt war, würde er der neue Baron Parronley werden. Mit einem solchen Glück hatte er nie gerechnet. Viel zu weit war er von der Erbfolge entfernt gewesen.
Als die Nachricht von Nialls Tod und dem Tod seiner Söhne eintraf, konnte er es kaum glauben. Sobald Marlena ausgeschaltet war, würde er beides haben – seine Lydia und großen Wohlstand. Das Leben meinte es gut mit ihm.
Er trank einen tiefen Schluck Brandy und genoss die Wärme, die seinen Rachen hochstieg.
Es klopfte an der Tür, und einer der Lakaien trat ein. „Die Post ist gekommen, Mylord.“
Wexin wies mit einer Hand in Richtung des Schreibtischs. „Legen Sie sie da hin.“
Der Lakai tat wie ihm geheißen, verbeugte sich und verließ das Zimmer.
Mit dem Glas in der rechten Hand erhob sich Wexin und nahm vor dem Schreibtisch Platz. Er wollte kurz nachsehen, ob eine Nachricht des Bow Street Runners unter den Briefen war.
Oben auf dem Stapel lagen zwei Briefe, die an seine Frau adressiert waren – einer von ihrer Mutter, der andere von ihrer Schwester. Er lächelte beim Gedanken daran, wie sehr sie sich darüber freuen würde. Der nächste war in Llanfwrog abgeschickt worden. Das Schreiben stammte von Arlan Rapp, dem Bow Street Runner.
Kaum hatte Wexin die ersten Zeilen gelesen, sprang er auf. Ein Schiffsunglück? Es war doch nur eine kurze Überfahrt bis nach Holyhead. Wie konnte da ein Schiffbruch passieren? Sie galt als vermisst. Er schaute auf die Datierung des Briefs. Vier Tage waren vergangen.
Das war keine gute Neuigkeit, auch wenn es ihm die unangenehme Aufmerksamkeit und die Gerichtskosten ersparte, falls die verschwundene Viscountess auf dem Grund des Meeres lag. Wahrscheinlich musste er nun länger auf das Vermögen der Parronleys warten, und er benötigte dringend Geld.
Wexin trank noch einen Schluck Brandy.
Die Tür öffnete sich, und Lydia schwebte herein. Ihre blonden Locken waren in einem kunstvollen Durcheinander, und ihr morgendliches Gewand zeigte genug von ihrer cremefarbenen Haut, um sein Verlangen zu wecken.
„Ist die Post schon da?“ Sie eilte auf ihn zu und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. „Ist etwas für mich dabei, mein Liebling?“
Er zog sie auf seinen Schoß, um sie zu küssen, und hielt die zwei Briefe hoch. „Ich glaube fast, die sind für dich.“
Sie schnappte sie ihm aus der rechten Hand. „Von meiner Mutter und von meiner Schwester!“ Sie glitt von seinem Schoß und setzte sich eilig auf die Chaiselongue. „Ich muss sie sofort lesen.“
Ihre Schwester lebte auf dem Landsitz ihres reichen Ehemanns in Wiltshire. Ihre Mutter und der Vater waren zu einer großen Italienreise aufgebrochen und befanden sich gerade in Venedig.
Verliebt betrachtete er seine Frau. „Was gibt es Neues?“
Sie winkte ab. „Lass mich erst einmal zu Ende lesen, dann werde ich dir alles erzählen.“
Er faltete Rapps Schreiben zusammen und legte es in eine Schublade. Es gab noch einen weiteren Brief. Er musterte den Umschlag und sah, dass er ebenfalls in Llanfwrog abgeschickt worden war. Rasch öffnete er ihn. Der Brief trug das Datum von vor drei Tagen. Es musste wichtige Neuigkeiten geben, wenn Rapp ihm einen Tag später erneut geschrieben hatte.
Wexin holte tief Luft und las.
„Verdammt!“, rief er aus. Sie lebt. Und was noch schlimmer ist, sie ist erneut verschwunden.
„Was ist passiert, Howard?“, erkundigte sich Lydia.
Er blickte hoch. „Nichts. Nur eine Geschäftsangelegenheit. Lies in Ruhe deine Briefe, und achte nicht auf mich.“
Er las das Schreiben ein zweites Mal. Rapp hatte ihre Kleidung gefunden. Sie war in Begleitung eines Mannes, der wie ein Gentleman sprach. Fest stand, dass sie gen Norden gereist war. Rapp beteuerte zwar, er würde ihr folgen und sie nach London bringen, aber Wexin konnte nicht einfach abwarten. Der Mann hatte sie ein Mal verloren – wer garantierte ihm, dass es nicht erneut passierte?
Das verfluchte Mädchen! Marlena war immer ein Ärgernis gewesen, schon in der Kindheit, als sie Niall und ihn beim Spielen gestört hatte. Doch letztlich war alles Corlands Schuld. Der verdammte Kerl verlor sogar beim Kartenspiel, wenn das Glück auf seiner Seite war. Warum hatte er bei Geldverleihern Zuflucht genommen, die nur darauf warteten, ihm das Genick zu brechen? Zu diesem Zeitpunkt hatte er ihm dummerweise viel Geld geschuldet. Corland hatte dieses Geld zurückgefordert, obgleich er wusste, dass er nicht
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